Schaeffler-Betriebsratschefin: "Wir wollen Stück vom Kuchen "

1.1.2021, 15:00 Uhr
Schaeffler-Betriebsratschefin:

© Hans von Draminiki

Schaeffler-Betriebsratschefin:

© privat

Sie sind Betriebsratsvorsitzende in einem Männer-Betrieb und einer Männerbranche. Wie schwer war es denn für Sie, sich als junge Frau unter Kollegen und auch im Betriebsrat durchzusetzen, Frau Köhler?

Ich arbeite in einem Unternehmen mit einer Frau an der Spitze und mit Corinna Schittenhelm auch einer Frau im Vorstand. Ich bin von meinen Kollegen und Kolleginnen gewählt worden, neben mir aber auch andere Frauen wie Andrea Grimm als Aufsichtsrätin für die Arbeitnehmervertretung. Aus meiner Sicht geht es nicht unbedingt um die Geschlechterrolle, sondern um die gemeinsame Arbeit im Betriebsratsgremium, die gut funktioniert.

Und wie funktioniert es dann jetzt, sich gegen die männliche Mehrheit durchzusetzen?

Unsere Arbeit funktioniert nur gut und effektiv, wenn sie auf Augenhöhe stattfindet. Ich finde es aber extrem wichtig, dass Männer und Frauen für den gleichen Job auch gleich bezahlt werden. Es ist Teil meiner Aufgabe als Betriebsratsvorsitzende, das anzugleichen.

Sie sind seit 2019 Betriebsratschefin und hatten fast sofort mit angekündigtem Stellenabbau und der Corona-Pandemie zu tun. Wie schwer war der Einstieg in Ihr Amt?

Die Situation mit der Autokrise ist natürlich schwierig für uns alle. Aus meiner Sicht ist beziehungsweise wäre das aber für jeden neuen Vorsitzenden unabhängig von Geschlecht und Alter nicht leicht. Um mich schneller in meine Rolle einzufinden, habe ich viel mit Menschen aus anderen Betrieben und auch Kolleginnen und Kollegen geredet, Erfahrungswerte gesammelt und mich auf die Ziele konzentriert. Auch ist es wichtig, sich mit Kollegen aus anderen Standorten regelmäßig auszutauschen.

In einem Interview mit diesem Medienhaus hatten Sie unlängst nach Meldungen über einen geplanten Stellenabbau gesagt: "Meine Nacht war schlaflos". Wie nah geht Ihnen so etwas?

Natürlich machen mich die geplanten Maßnahmen des Arbeitgebers wütend und ich bin enttäuscht. Dennoch ist das oberste Ziel, in den Verhandlungen ein möglichst gutes Ergebnis für meine Kolleginnen und Kollegen zu erreichen.

Nun setzt Schaeffler zunehmend auf e-Mobilität, wie groß sehen Sie da die Chancen, angekündigten oder geplanten Stellenabbau zu verhindern oder zumindest zu schmälern?

Eine Neuausrichtung hin zur e-Mobilität kann nur zusammen stattfinden, gemeinsam mit den Mitarbeitern. Für uns als Betriebsrat ist das Thema Qualifizierung deshalb elementar wichtig. Unser Unternehmen profitiert durch eine große Bandbreite an Erfahrung, die die Mitarbeiter mitbringen und wovon das Unternehmen auch in Zukunft profitieren wird. Auch die IG Metall setzt auf Qualifizierung und Ausbildung in der Transformation, was sich in den Tarifrunden bereits oft gezeigt hat und auch wieder zeigen wird. Wir als Betriebsrat unterstützen die interne Qualifikation unserer Mitarbeiter und platzieren dies auch regelmäßig in einem Forderungskatalog an die Firmenleitung.

Wie schwer ist es da für Sie, über Stellenabbau zu reden, wenn das Unternehmen dann gleichzeitig sogar Gewinne macht?

Für mich als Betriebsrätin und Mitarbeiterin dieses Unternehmens ist das zum Teil nicht verständlich. Deshalb ist es umso wichtiger, dass eine transparente und stetige Kommunikation mit der Firmenleitung stattfindet. Die Mitarbeiter müssen über geplante Maßnahmen rechtzeitig und ausreichend informiert werden. Des Weiteren müssen meine Kolleginnen und Kollegen auch ein Stück vom Kuchen durch zum Beispiel angemessene Erfolgsprämien abbekommen. Schließlich sind sie es, die diese Gewinne jeden Tag aufs Neue erarbeiten.

Was sind Ihre weiteren Ziele für die nächste Zeit?

Mein Ziel ist es, Entschlossenheit zu zeigen, um den Rahmen für verlässliche betriebliche Entscheidungen mitzugestalten. Auch Mut, Entscheidungen anzunehmen, die Entwicklung neuer Produkte zu unterstützen, aber vor allem auch Durchhaltevermögen in der jetzigen Situation. Ebenfalls ist es ein Ziel, neue Aufgaben und Herausforderungen anzunehmen und das auch in sichere Arbeitsverhältnisse für meine Kolleginnen und Kollegen umzuwandeln.

 

 

 

Keine Kommentare