Schlangestehen vor Erlanger Rathaus

8.6.2020, 10:00 Uhr
Schlangestehen vor Erlanger Rathaus

© Bernd Böhner

Immerhin haben beim Homeoffice in der Coronakrise die deutschen Internet-Leitungen gehalten. Bisschen langsam manchmal, aber Homeoffice war immerhin möglich. Manchmal aber auch nur irgendwie.

Kaum wird aber der Lockdown gelockert, strömen die Menschen aus der häuslichen Isolation hinaus ins Freie und die Internet-Leitungen werden wieder flotter.

In gebührendem Abstand

Geströmt wird zum Beispiel zur Kfz-Zulassung ins Erlanger Rathaus, wo die Schlange in gebührendem Abstand fast bis zur Nürnberger Straße reicht.

Schlangestehen vor Erlanger Rathaus

In der Schlange steht auch Wolfgang Schreyer. Der Erlanger will einen Wohnwagen auf sich zulassen. Aber je länger der 58-Jährige in der Schlange steht, umso mehr wundert er sich dann. Denn Wolfgang Schreyer lebt seit Jahren in einem 300-Seelen-Dorf in Schweden, hat seinen Hauptwohnsitz aber in der Hugenottenstadt.

Zeitlose Fassade studieren

"Seit 8 Uhr stehe ich mir die Beine in den Bauch. Immerhin, eine Gelegenheit, die zeitlose Fassade des Rathauses eingehend zu studieren", hat er in einer E-Mail an die Erlanger Nachrichten das Schlangestehen beschrieben. Kurz nach 10 Uhr konnte er sein Wohnmobil dann endlich zulassen.

1600 Kilometer ist der Erlanger von Schweden in die Hugenottenstadt gefahren. Das Schlangestehen bei Behördengängen ist der Wahlschwede nicht gewöhnt. "Die öffentliche Verwaltung ist dort schon lange und konsequent digitalisiert", sagt Wolfgang Schreyer, der wegen des Jobs nach Schweden kam und dort bleiben will, weil seine Frau noch arbeitet. Die Anmeldung eines Autos oder die Wohnsitzmeldung erfolge in Schweden "ausschließlich online".

In der Sonne über zwei Stunden zu warten, sei auch nicht lustig und die Gefahr, sich mit dem neuartigen Coronavirus in der Schlange vor dem Rathaus anzustecken, bestehe ebenfalls.

In einem 300-Seelen-Dorf

"Ich fühle mich nach langer Zeit in Skandinavien irgendwie in einer Zeitmaschine", betont Wolfgang Schreyer. In dem 300-Seelen-Dorf im Südosten von Schweden habe es vor zehn Jahren schon Internet gegeben. "Mit 100 Mbit", sagt Wolfgang Schreyer weiter.

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