Schlossbad dicht: Nicht jeder in Heroldsberg versteht das

30.5.2020, 14:18 Uhr
Normalerweise stehen Badegäste an warmen Tagen Schlange, um ins Heroldsberger Schlossbad zu kommen. Weil die Gemeinde die Corona-bedingten Hygiene- und Abstandsregeln nur für schwer umsetzbar hält, hat sie beschlossen, das Bad gar nicht erst zu öffen. 

© Scott Johnston Normalerweise stehen Badegäste an warmen Tagen Schlange, um ins Heroldsberger Schlossbad zu kommen. Weil die Gemeinde die Corona-bedingten Hygiene- und Abstandsregeln nur für schwer umsetzbar hält, hat sie beschlossen, das Bad gar nicht erst zu öffen. 

Die Sorge um die Gesundheit und die Sicherheit von Badegästen und Personal hätten für die Gemeinde den Ausschlag gegeben, hieß es. Auch die strengen, Corona-bedingten Zugangsbeschränkungen und Abstandregeln seien nur schwer umsetzbar.

„Für mich ist diese Entscheidung nicht ganz verständlich und ich bin sehr erstaunt“, sagt Armin Kierner. Er ist 1. Vorsitzender der Wasserwacht Heroldsberg. Seit Jahrzehnten, so Kierner, übernehme die Wacht den Aufsichtsdienst an den Wochenenden und an Feiertagen und springe auch sonst ein, wenn Not am Mann sei. Der Beschluss, das Bad überhaupt nicht zu öffnen, sei aus seiner Sicht „die einfachste und billigste Lösung.

Kierner ärgert auch, dass er als Wasserwachts-Vorsitzender durch die Presse von der Entscheidung erfahren hat. Ihm sei klar, dass die Gemeinde sich nicht habe absprechen müssen mit der Wacht. Es wäre aber schön gewesen, hätte man mit ihnen geredet. „Mit Sicherheit hätten wir zusätzliche Aufgaben leisten können. Es hätte ein Miteinander sein müssen“, so Kierner. 

Jan König, Heroldsbergs neuer Bürgermeister, hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. „Natürlich wurde das ausführlichst diskutiert.“ Die Vorgaben der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen lagen der Gemeinde vor. Wenn man den Pandemie-Plan auf Heroldsberg herunterbreche, sei die Umsetzung nicht leicht.
„An schönen Tagen haben wir normalerweise extrem lange Warteschlangen am Eingang. Wie sollen wir den Verkauf der Tickets in Corona-Zeiten lösen?“ Man habe über einen Online-Verkauf nachgedacht und auch darüber, immer erst dann einen Badegast reinzulassen, wenn ein anderer das Schlossbad verlässt. Dazu kämen die Kontrollen auf den Liegewiesen, in den Umkleiden oder an den Rutschen. „Die hundertprozentige Sicherheit, dass sich bei uns niemand infiziert, hätten wir als Gemeinde gewährleisten müssen“, so König. Und das mit lediglich drei Schwimmmeistern, die in Schicht arbeiten.

Auch Kierner gibt zu, dass das Personalproblem selbst mit Unterstützung der insgesamt 40 aktiven Wasserwachts-Mitglieder, die sich regelmäßig im Schlossbad einbringen, nicht ganz gelöst gewesen wäre. „Für die gute Sache hätten wir es aber versucht.“ Er fürchtet nämlich, dass viele Familien nun Flüsse und Seen aufsuchen werden und es dort zu einer Häufung von Badeunfällen kommen wird. „Das Schlossbad“, so Kierner, „hat einen wichtigen sozialen Auftrag. In diesen Zeiten erwartet die Bevölkerung mehr Unterstützung von den öffentlichen Trägern.“

Bürgermeister König will weder Hoffnung machen noch Hoffnung nehmen. Er beobachte, welche Corona-Lockerungen demnächst noch beschlossen werden. „Natürlich haben wir schon darüber nachgedacht, einen erheblich eingeschränkten Badebetrieb anzubieten.“ Kommen, schwimmen, gehen — das würde manchem Freibad-Fan reichen. Familien aber hätten auch davon nichts. Auch König vermisse Unterstützung. Allerdings meint er die der Politik. „Dort wurde beschlossen, dass Freibäder öffnen dürfen. Die Verantwortung wurde aber komplett auf die Kommunen abgewälzt.“