Schmähpost von Rechts an Erlanger Nazigegner

26.4.2016, 12:00 Uhr
Schmähpost von Rechts an Erlanger Nazigegner

© Fotos: privat

Auf diese Postkarte hätte der SPD-Stadtrat und Erlanger Juso-Vorsitzende Munib Agha liebend gern verzichtet. Auf der als „Gutschein für die Ausreise aller Überfremdungsbefürworter Richtung Afrika“ überschriebenen Postkarte soll Agha ankreuzen, wie er die „ungeliebte Heimat“ verlassen will – per Boot, auf dem Landweg über die Balkanroute oder mit dem Flugzeug. Abgestempelt ist die Postkarte in Nürnberg am 20. April — Hitlers Geburtstag.

„Die Methoden sind nichts Neues“, so Munib Agha gegenüber unserer Zeitung. Schmähungen musste der Erlanger Juso-Vorsitzende, der die Postkarte jetzt auf Facebook veröffentlicht hat, schon 2013 nach Protesten gegen die geplante Echo-Verleihung an die umstrittene Band „Frei.Wild“ hinnehmen. „Das sind Nazi-Methoden. Es geht um Einschüchterung. Ich lasse mich davon aber nicht einschüchtern“, so Agha weiter.

Munib Agha macht sich keine Illusionen: „Wenn man sich politisch engagiert, vor allem auch, wenn es gegen Rechts geht, muss man auch immer damit rechnen, dass solche Einschüchterungsversuche vorkommen.“

Ebenfalls eine Postkarte erhielten nach Informationen dieser Zeitung die SPD-Stadträte Birgit Hartwig, José Luis Ortega Lleras und Wolfgang Vogel. Alle drei engagieren sich, wie auch Munib Agha, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsradikalismus. Vogel zum Beispiel macht sich stark für den interreligiösen Dialog und ist unter anderem Sprecher seiner Fraktion für Kirchen und Glaubensgemeinschaften. Außerdem unterhält er enge Kontakte zu den muslimischen Gemeinden und Vereinen in Erlangen.

Absender der Schmähpost ist die als rechtsextrem eingestufte Partei „Der Dritte Weg“.

Sie gilt als Nachfolgeorganisation der 2014 durch das Bayerische Innenministerium verbotenen Vereinigung „Freies Netz Süd“ und wird vom Verfassungsschutz beobachtet.

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