Schutzimpfung: Das ist der Grund für die Warterei

8.6.2021, 19:30 Uhr
Schutzimpfung: Das ist der Grund für die Warterei

Als der Mai näher rückte, war Susanne Förtsch glücklich. Das bayernweite Impfportal BayImco hatte die 44 Jahre alte Erlangerin in die Priorisierungsgruppe 3 eingeordnet. Ihre Familie, die 14 000 Kilometer entfernt lebt, war bereits geimpft. Mit ihrer eigenen Termineinladung, die nun ja näher rückte, kam auch der Tag immer näher, an dem sich Susanne Förtsch, die eigentlich anders heißt, und ihre Familie endlich nach langen Monaten der Corona-Pandemie erstmals wieder sehen konnten.

Denkste.

20.000 warten in Prio 3

Mittlerweile ist es Mitte Juni – und Susanne Förtsch ist noch immer nicht geimpft. Ja, nicht einmal eine Termineinladung hat sie bis heute erhalten. Damit ist sie nicht die Einzige: "Bei uns sind derzeit etwa 20 000 Personen in der Prioritätsgruppe 3 registriert, die noch kein Terminangebot erhalten haben", sagt Bodo Birk, Leiter der Organisation des Impfzentrums an der Sedanstraße, das für Stadt Erlangen und Landkreis Erlangen-Höchstadt seit Ende Dezember zuständig ist.

Seitdem arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Akkord - wann immer es geht. Doch manchmal, da geht es einfach nicht. Das Problem: Nach wie vor viel zu wenig Impfstoff. "Wir melden jetzt seit Wochen, dass wir in der Prioritätsgruppe 3 impfen, die sehr groß ist und die neben den 60- bis 70-Jährigen auch nach wie vor Personen mit Vorerkrankungen und aus zahlreichen Berufsgruppen enthält. Und es gibt immer noch viele Bürger, die weit über 60 Jahre alt sind und immer noch keinen Termin bekommen haben", sagt Bodo Birk.

"Derzeit keine Erstimpfungen"

Er könne die Frustration der Menschen wie Susanne Förtsch verstehen. "Immerhin", so Birk, "konnte vermieden werden, dass die Impfpriorisierung in den Impfzentren aufgegeben wird, so dass die Priogruppe 3 damit rechnen kann, als nächstes an der Reihe zu sein." Der Haken: "Wenn wir wieder Erstimpfungen durchführen können."

Schon seit Wochen liegt der Fokus vor allem auf Zweitimpfungen. "Das liegt am Impfstoffmangel und an der Änderung der Impfintervalle", erklärt Birk. In den zwei Wochen nach Ostern hatte das Impfzentrum noch verhältnismäßig viele Erstimpfungen durchgeführt. Kurz zuvor waren die Impfabstände von drei auf sechs Wochen auf Empfehlung der Ständigen Impfkommission geändert worden.

Vom Sohn "überholt"

"Das führt dazu, dass bayernweit sehr viele Zweitimpfungen durchzuführen sind und der vorhandene Impfstoff gerade einmal dafür ausreicht." So hätte das Impfzentrum laut Bodo Birk zeitlich zwar die Möglichkeit, auch Erstimpfungen durchzuführen - "wir erhalten dafür aus erwähnten Gründen aber keinen Impfstoff. Wir dürfen nur den Impfstoff bestellen, den wir für die turnusmäßigen Zweitimpfungen benötigen." Ein schwacher Trost für Susanne Förtsch - die inzwischen schon von ihrem 23 Jahre alten Sohn "überholt" wurde - er wurde mittlerweile von seinem Betriebsarzt geimpft.

Auch Bodo Birk empfiehlt, besser mehrgleisig zu fahren: "Allerdings führen auch die niedergelassenen Ärzte derzeit überwiegend Zweitimpfungen durch. Auch in diesem Bereich ist der Impfstoff noch immer knapp." Ab nächster Woche, so Bodo Birk, sollen aber auch in den Impfzentren wieder Erstimpfungen möglich sein.

Ein Tipp: Eintrag überarbeiten

Auch hier hat Bodo Birk immerhin einen Tipp: "Im Laufe der Monate wurden zahlreiche Änderungen in der Corona-Impfverordnung und somit auch im Anmeldeportal vorgenommen, die nur bei erneuter Eingabe der Daten zu einer korrekten Priorisierung führen." Doch eine Einladung kann auch dann frühestens erfolgen, wenn wieder Impfstoff für Erstimpfungen geliefert wird.

Susanne Förtsch und so viele andere werden sich also weiterhin wohl oder übel noch gedulden müssen.

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