Schwitzen im Winter: Vorbereitung beim Ruderverein Erlangen

15.3.2018, 17:30 Uhr
In seinem neuen Boot: Jonathan Schreiber beim Training auf dem Europakanal.

© Klaus-Dieter Schreiter In seinem neuen Boot: Jonathan Schreiber beim Training auf dem Europakanal.

Medaillen hat Jonathan Schreiber in der vergangenen Saison viele gesammelt. Auf der deutschen Meisterschaft in München hat er zusammen mit Julian Schneider im leichten Doppelzweier die Goldmedaille geholt. Zusätzlich hat er sich im leichten Einer auf den zweiten Platz gerudert. Damit haben sich beide für die U23-Weltmeisterschaften in Bulgarien qualifiziert. Dort landeten sie im A-Finale auf Rang sechs. Die Arbeit dafür war schweißtreibend: 4000 Ruderkilometer hat der 20-Jährige 2017 hinter sich gelegt, viele Stunden im Kraftraum oder auf dem Ergometer verbracht – alles für dieses eine Ziel Weltmeisterschaft.

Also kann Schreiber jetzt die Füße hochlegen? "Grundsätzlich gilt: Wir rudern unabhängig von der Temperatur", sagt Trainer Ingo Euler. Im Winter sind nur Dunkelheit und Eisschollen ein Grund, das Boot nicht auf dem Kanal einzusetzen. Doch für Jonathan Schreiber gibt es auch noch einen weiteren Grund: Er studiert im dritten Semester "Integrated Life Sciences", ein Studiengang, bei dem er manchmal lange im Labor steht. "Meistens kann ich nur am Wochenende rudern, denn nach der Uni ist es zu dunkel für eine Einheit auf dem Wasser."

Grundsätzlich gibt es keinen unterschiedlichen Trainingsplan für Sommer und Winter. Neben dem Wassertraining stemmt ein Ruderer Gewichte im Kraftraum oder schwitzt auf dem Ruderergometer. "Im Winter werden die Einheiten intensiver und länger. Es gibt ein gutes Sprichwort: Die Medaillen werden im Winter gemacht. Und das stimmt auch, wer im Winter nicht trainiert, hat im Sommer keine Chance den Trainingsrückstand aufzuholen", sagt Ingo Euler.

Durch die Einschränkungen im Winter muss das Wassertraining durch Belastungen, die man im Sommer nicht unbedingt erreicht, angepasst werden. Zusätzlich geht Schreiber Langlaufen, Joggen oder auf das Spinning Bike — alles viel Ausdauertraining mit hohem Umfang.

Rudern ist eine Kraftausdauersportart. "Im Rennen muss Jonathan bis zu 240 Mal an den Löffeln (den Sculls, den Rudern, Anm. d. Red.) ziehen. Deswegen ist die Kombination aus Kraft und Ausdauer entscheidend", sagt Euler.

Neunmal pro Woche Training

Momentan trainiert Jonathan Schreiber neunmal pro Woche. Zusätzlich finden Trainingswochenenden in Erlangen oder anderen Städten statt. Erlangen ist aufgrund der guten Ruderbedingungen auch eine Anlaufstelle für andere Vereine. "Bei uns gibt es kein Hochwasser und lange zugefroren ist der Kanal auch nicht. Partner und Freunde aus Würzburg oder Frankfurt kommen öfter zum Trainieren. Gerade solche Trainingswochenenden sind wichtig für die Motivation, immer wieder zu trainieren und schneller zu werden, auch nach einem langen Tag ", sagt Schreiber.

Auch in Trainingslagern sammelt er Kilometer auf dem Wasser und verbessert seine Technik. Für Trainer Euler ist die Kilometeranzahl eine Kennzahl für den Erfolg. "Wenn man bei der WM gut sein will, muss man viel Rudern. Punkt. Talent kann das nicht kompensieren, Fleiß ist Voraussetzung." Gerade über Silvester ist das Team für ein Trainingslager nach Portugal gereist. Zwei Wochen lang trainierten sie täglich zweimal auf dem Wasser. Abends stand zusätzlich eine 90-minütige Einheit Laufen oder Fußball an. "Es gibt keine Garantie für den Erfolg, nur die Wahrscheinlichkeit ist höher je mehr und je richtiger man trainiert", so Euler, einst Mitglied der Nationalmannschaft. Er muss es wissen, 1997 und 99 gewann er Bronze bei der Weltmeisterschaft, nahm an drei Olympischen Spielen teil.

Das erste Mal Silber

Motiviert ist Jonathan Schreiber. Vor einer Woche durfte er sich über ein neues Boot freuen. "Hat sich gut angefühlt, der neue Einer. Es ist eine unglaubliche Motivation, wenn der Verein mich so unterstützt."

Sein Ziel ist, sich durch eine gute Leitung für den Doppelzweier auf der WM zu qualifizieren. "Die Boote auf der WM sind dieses Jahr neu gemischt. Das Ziel ist, schneller zu sein als letztes Jahr."

Dafür muss sich Schreiber im Einer und auf dem Ergometer in der Rangliste durchsetzen. Bewiesen hat er seine Leistung schon in Kettwig bei Essen. Der Erlanger durfte sich über Silber freuen — die erste Medaille des Jahres, gemacht im Winter.

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