Seit 45 Jahren Besuch am Krankenbett

10.12.2019, 11:00 Uhr
Seit 45 Jahren Besuch am Krankenbett

© Filiz Mailhammer

Das Wort "heute" ist ein wichtiger Einstieg für die Besucherinnen des Klinik-Besuchsdienst (KBD), um mit ihren Patienten ins Gespräch zu kommen. Der KBD feiert heuer 45-jähriges Bestehen. Angefangen hat alles mit dem Engagement ehrenamtlicher Frauen. Der Verein ist unter dem Dach des Diakonischen Werk Bayern der Evangelischen Kirche und inzwischen nicht mehr aus dem Klinikalltag wegzudenken. Unterstützung bekommen die Besucherinnen von Klinik- und Ärzteverwaltung des Universitätsklinikums Erlangen. Sie finanziert die Geschäftsstelle und stellt die Büroräume zur Verfügung.

Gut organisiert

Man ist gut durchorganisiert. Jede Anfrage werde bearbeitet und nichts ginge verloren, erklären die Ehrenamtlichen Meike Jakob, Sigrid Köhn und Gertraud Stumpf in ihrem kleinen Büro in der Krankenhausstraße 12. Von hier werden Besuche, Hilfsdienste und Übersetzungshilfen organisiert. 55 Mitglieder besuchen aktiv Patienten und ihre Angehörigen. Unterstützt werden sie von 26 ehrenamtlichen Übersetzern. Denn die Patienten kommen aus aller Welt. Doch es wird nicht nur auf Abruf geholfen. Viele der Damen haben ihre festen Stationen.

Köhn besucht seit 35 Jahren Patienten und Angehörige. Zurzeit geht sie in die Strahlenklinik. "Die Patienten erzählen gerne über dieses und jenes. Ich hatte einen Patienten, der war an dieselben Orte gereist wie ich. Man kümmert sich auch viel um die Angehörigen. Besonders in der Strahlen- oder Kinderklinik kommt man oft ins Gespräch."

Stumpf ist seit 1996 dabei und betreut wöchentlich drei Stationen der chirurgischen Klinik.

"Einmal in der Woche gehe ich zum Schwesternstützpunkt. Mittlerweile sind wir bekannt und beliebt. Unser Gebot ist die Zurückhaltung und die Zeit, die wir mitbringen. Die Besuchszeit ist ganz individuell. Man kennt den Patienten nicht und muss in ein fremdes Zimmer reingehen können, ohne ihn zu überfahren. Eventuell ist der Besuch gar nicht erwünscht. Manchmal fangen sie aber an zu erzählen und ich hole mir dann einen Stuhl." Sie habe ein Gefühl dafür entwickelt, wann der Patient erschöpft sei und es Zeit sei zu gehen.

Auch Jakob ist seit über 20 Jahren Besucherin und betreut derzeit eine Ambulanz. "Man kriegt sehr viel zurück. Die Menschen bedanken sich und sagen, dass sie noch nie so mit jemandem haben reden können".

Doch auch die Besucherinnen brauchen ab und zu jemanden, den sie ins Vertrauen ziehen können um das Erlebte zu verarbeiten. "Jeder hat mal einen Fall mit dem er nicht fertig wird", sagt Jakob. Da sei immer jemand da zum Austauschen.

Für Bürgermeisterin Elisabeth Preuß (FDP) ist der KBD eine Herzensangelegenheit. Sie hat deshalb in diesem Jahr den Vorsitz übernommen. "In den Kliniken gibt es viele Menschen, die keinen Ansprechpartner haben und einsam sind.

Manchmal fehlen aber auch ganz konkrete Dinge wie eine Übernachtungsmöglichkeit für Angehörige oder das Besorgungen zu machen sind." Nicht so einfach für Vereine und vielleicht noch etwas schwieriger für den KBD ist es aktive Mitglieder zu finden.

Überwiegend Frauen

"Es bewerben sich überwiegend Frauen. Im Moment haben wir nur einen männlichen Interessenten. Strahlenklinik und Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie sind schwierige Stationen, weil viele nicht sprechen können. Dort gehen unsere ältesten und erfahrensten Besucherinnen hin. Man muss Gerüche aushalten und eine ganze Menge mehr", so Jakob.

Doch ins kalte Wasser werde niemand geschubst und mit Schulungen auf Besuche vorbereitet. Jeder habe einen Ansprechpartner. Gebraucht werden Springerbesucher, die feste Besucher vertreten können. Menschen mit Helfersyndrom seien Fehl am Platz. "Man muss sich selber zurücknehmen können und dem Patienten anpassen", erklärt Preuß.

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