Sexueller Missbrauch im Fokus von Experten in Erlangen

22.1.2014, 13:00 Uhr
Sexueller Missbrauch im Fokus von Experten in Erlangen

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150 Fachkräfte von Kindergärten, Jugendhilfeträgern, Horten, Schulen Jugendämtern, Kinderarzt- und -therapiepraxen, aber auch Polizei wollten dabei sein. Platz war nur für 110 Leute aus Stadt Erlangen und Landkreis Erlangen-Höchstadt. Der Zuspruch freute Mitorganisatorin und Moderatorin Jutta Todt von der Jugend- und Familienberatung im Stadtjugendamt — einerseits. Andererseits verdeutlicht das große Interesse am Thema auch, dass sexualisierter Missbrauch ein nicht eben seltenes Phänomen in unserer Gesellschaft ist.

Das untermauerte Sabine Heppel, Fachfrau für sexualisierte Gewalt an Jugendlichen im Jugendamt Erlangen, in ihrem Einführungsvortrag. Hier schlug sie per Definition Pflöcke ein: „Jede sexuelle Handlung Erwachsener mit Kindern ist Missbrauch“, sagte sie, weil Kinder körperlich, kognitiv und emotional Erwachsenen unterlegen seien.

Viele Veränderungen

Sie stellte fest, dass sich sowohl gesellschaftliche Tatbestände als auch das Wissen darum und die öffentliche Wahrnehmung in den vergangenen Jahrzehnten verändert hätten. „Ich wurde als Kind noch davor gewarnt, von fremden Männern Süßigkeiten anzunehmen oder in fremde Autos zu steigen“, erzählte sie. Damals waren die Täter Männer, die Opfer Mädchen. Dann kam das Thema sexuelle Gewalt in der Familie, erweiterte sich später auf den sozialen Nahraum.

Bis heute kamen Erkenntnisse dazu, dass auch Buben Opfer sexueller Gewalt sind, dass auch Frauen Täterinnen sind, dass selbst Kinder und Jugendliche zu „Tätern“ sexueller Übergriffe werden. Und — schwer in den Griff zu bekommen — Cyber-Mobbing.

Ob ein Kind oder ein Jugendlicher sexuell missbraucht wurde, ist im Einzelfall schwer zu ermitteln. Denn da ist kein „spezifisches Missbrauchssyndrom“ und auch kein „einzelnes, eindeutiges Symptom“, so Heppel. Gleichwohl gebe es folgerichtiges Handeln, wenn Kinder missbraucht wurden: „Wenn Vertrauenspersonen wie Eltern — die nicht selbst Täter sind — einfühlsam und unterstützend auf missbrauchte Kinder reagieren, entwickeln Kinder deutlich weniger Auffälligkeiten“, betonte Heppel. Das sei auch Handlungs-Grundlage für Fachkräfte, die Kindern achtsam und respektvoll begegnen. „Unsere Aufgabe ist es auch, sichere Orte für die Kinder zu schaffen.“ Das Beste von allem sei es, Kinder stark zu machen.

In sechs Workshops konnten die Teilnehmer ihr Wissen vertiefen und sich in Gesprächen austauschen. Dabei ging es um Prävention, um den Umgang mit traumatisierten Jugendlichen, Kinder mit sexuell grenzverletztendem Verhalten, den Umgang mit dem Verdacht, strafrechtliche Konsequenzen und Opferschutz sowie um Liebe und Sexualität im Islam.

Eingangs hatten die Jugendamtsleiterinnen aus Stadt und Landkreis, Edeltraud Höllerer und Heike Krahmer, in Grußworten ihre Solidarität mit der Veranstaltung bekundet und den engagierten Arbeitskreis gelobt. Die positive Resonanz macht einen zweiten Fachtag in zwei Jahren wahrscheinlich..

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