Siemens macht Flüchtlinge fit für den Arbeitsmarkt

10.4.2019, 06:00 Uhr
Siemens macht Flüchtlinge fit für den Arbeitsmarkt

Dem Siemens-Konzern gehen die Ideen zur Förderung von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt nicht aus: Nach Praktikumsprogrammen und Förderklassen veranstalteten Ausbilder und Personalverantwortliche nun erstmals in Erlangen einen Schnuppertag für Geflüchtete. Das Besondere: Erneut war und ist die Stadt Erlangen bei Planung und Durchführung mit im Boot.

"Viele mit guter oder sehr guter Ausbildung"

Im Gegensatz etwa zu den Förderklassen, die dem Spracherwerb und der Vorbereitung auf eine spätere Berufsausbildung dienen, richtet sich der Schnuppertag an Geflüchtete mit Lehre oder Studium. Auch Asylbewerber, die aufgrund von Flucht oder Vertreibung eine bereits begonnene Qualifizierung nicht beenden konnten, gehören zu den Adressaten. "Unter den Flüchtlingen sind viele mit guter oder sehr guter Ausbildung", erläutert Siemenssprecher Bernhard Lott im EN-Gespräch.

Doch würden diese auch für den deutschen Arbeitsmarkt trefflichen Voraussetzungen oft nicht oder zu wenig berücksichtigt. Vor allem, wenn die Betroffenen noch im laufenden Asylverfahren sind oder womöglich noch keinen Antrag gestellt haben. "Viele werden dann von Firmen gar nicht als qualifizierte Arbeitskräfte wahrgenommen", sagt Lott.

Das aber kann durchaus anders sein. Zum Beispiel, in dem die Geflüchteten aktiv bei Unternehmen nach Stellen fragen. Aber was schreibt man in eine Bewerbung, wenn man aufgrund eines Asylverfahrens seit Monaten oder nach einer Flucht sogar jahrelang nicht mehr berufstätig war? Ausbilder und Personalentwickler von Siemens und Siemens Healthineers hätten den Asylbewerbern beim Schnuppertag geraten, genau das anzugeben und im Brief keine Leerstellen zu lassen: "Lücken geben Raum für Spekulationen", so der Pressesprecher weiter.

Die Tipps kommen gut an

Diese Tipps seien unter den rund 30 Frauen und Männern, die überwiegend aus dem arabischen Raum stammen, auch hervorragend angekommen, berichtet Lott. "Die Resonanz war so positiv, dass wir uns vorstellen können, den Aktionstag womöglich auch an weiteren Standorten zu wiederholen", sagt Lott.

Auch die Stadt selbst, die unter anderem für die Einladung der Gäste zuständig war, ist mit der Bilanz mehr als zufrieden.

Die für Integration zuständige Bürgermeisterin Elisabeth Preuß lobt insbesondere die Bemühungen des Konzerns in dem Bereich: "Als Stadt freuen wir uns sehr über das Engagement von Siemens für Geflüchtete", sagt sie den EN. Das Projekt beweise, wie sehr alle von gelungener Integration profitieren könnten.

Dass die Eingliederung in Ausbildungs- und Arbeitsmarkt mit die wichtigste Herausforderung für die Integration von Flüchtlingen schlechthin ist, wissen Stadt und Siemens also gleichermaßen.

Ähnlich wie die Stadt, die seit langem unter anderem auf Sprach- und Integrationskurse setzt, hat Siemens seit mehreren Jahren Förderklassen und Praktikumsprogramme für Flüchtlinge auf der Agenda. Mit beiden habe der börsennotierte Technologiekonzern erfreuliche Erfahrungen gemacht, berichtet Lott. "Wir wollen mit diesen Aktivitäten als internationaler Konzern gesellschaftlich Verantwortung übernehmen", betont der Sprecher. Dabei gehe es nicht darum, jeden Teilnehmer dann auch zu übernehmen, das sei gar nicht möglich.

Die Hilfe in den Berufsstart habe indes auch nichts mit Umstrukturierungen und Stellenverschiebungen im eigenen Haus zu tun, stellt Lott klar. Siemens mache mit diesen Maßnahmen den Geflüchteten keine Jobangebote, sondern möchte Asylsuchende auch mit Blick auf zunehmenden Fachkräftemangel besser qualifizieren: "Wir wollen gemeinsam mit der Stadt Erlangen Flüchtlingen eine Perspektive auf dem allgemeinen Arbeitsplatz geben", so Lott.

Verwandte Themen


1 Kommentar