So feiern Seniorenheime Weihnachten in der Coronazeit

12.12.2020, 18:28 Uhr
So feiern Seniorenheime Weihnachten in der Coronazeit

© Harald Sippel

Geht es im Familienkreise vor allem darum, in erster Linie die Großeltern und Risikopersonen bestmöglich vor Infektionen mit Corona zu schützen, bestehen die Senioren- und Pflegeheime ja oft ausschließlich aus sogenannten Risikopatienten – viele davon mit Vorerkrankungen.

Wie also schafft man es dort, Einsamkeit zu vermeiden und trotz aller Einschränkungen noch ein möglichst unbeschwertes Weihnachtsfest für alle Bewohnerinnen und Bewohner zu ermöglichen?

Entenbrust für alle

Im BRK-Heim "Wohnen und Leben Etzelskirchen" in Höchstadtist Weihnachten immer am 22. Dezember. Die Betreuerinnen der Heimbewohner sind dann den ganzen Tag zu Gast, bei weihnachtlicher Musik wird gesungen und gespielt. Das geht heuer nicht. "Wir werden es unseren Bewohnern trotzdem schön machen", sagt die Leiterin Beate Bednarski. Sie und ihr Team werden an diesem Tag von Zimmer zu Zimmer laufen, um allen Senioren einzeln Weihnachtsgeschenke zu überbringen. Abends gibt es für alle Entenbrust.

Bereits am heutigen Samstag wird das Christkind im Innenhof zu den Bewohnern an den Fenstern sprechen – und am 24. Dezember, wenn die meisten Menschen Weihnachten feiern? "Wir werden zumindest die Türen der Zimmer aufmachen und Weihnachtsmusik einspielen. Wir sind an diesem Tag personell nicht anders besetzt als sonst."

15 Angehörige dürfen pro Tag ins Heim, das wird von 24. bis 26. Dezember nicht anders sein. Bednarski glaubt nicht, dass es Bewohner gibt, die keinen Besuch bekommen werden, weil bedingt durch Corona nicht mehr Angehörige kommen dürfen. "Die traurige Wahrheit ist, dass wir viele Bewohner haben, die überhaupt keinen Besuch bekommen, auch ohne das Virus."

Nach Weihnachten in Quarantäne

Peter Müller gerät ins Schwärmen, wenn er sich an den Adventsbasar 2019 in der "Parkwohnanlage für Senioren" in Uttenreuth erinnert. "Traditionell feiern wir mit den Angehörigen zusammen. Vergangenes Jahr waren wir fast 300 Leute." 2020 fällt der Basar aus, die von den Bewohnern geliebten Konzerte und der Besuch von Kindergartenkindern ebenfalls. In kleinerem Rahmen wird aber schon gefeiert: Aufgeteilt in drei Wohnbereiche werden die Bewohner gemeinsam Geschichten hören und Weihnachtslieder singen. "Dafür haben wir in Masse getestet und sahen, dass wir keinen einzigen Corona-Fall haben. Hoffen wir, dass es so bleibt", sagt Müller.

Den Angehörigen der Bewohner ist es erlaubt, sie über die Weihnachtsfeiertage zu sich zu nehmen. Müller gibt aber zu Bedenken, dass danach äußerst einsame Tage folgen können: "Wenn ein Bewohner nach den Weihnachtstagen wieder gebracht wird, kommt es einer Neuaufnahme gleich. Die Person muss sich danach in ihrem Zimmer in Quarantäne begeben und getestet werden. Da muss jeder selbst entscheiden, ob es das wert ist."

Gottesdienst im "Heim-TV"

Normalerweise ist in den vier Adventswochen im Caritas-Pflegeheim Roncallistift viel geboten, wie Adelheid Seifert, Leitung Pflege und Soziale Dienste der Caritas Erlangen, sagt. "Wir sind ein offenes Haus. Die Adventsfeiern sind Begegnungen mit Angehörigen und jungen Azubis, die sich bei den Bewohnern vorstellen. So entsteht immer eine wundervolle Atmosphäre." Das gilt auch für die Weihnachtsfeier mit den Senioren in der Kapelle.

Heuer werden Pfarrer, Geschäftsleitung und Einrichtungsleitung aber alleine in dem Kirchenhaus stehen. "Wenigstens können wir den Gottesdienst auf allen Fernsehern im Roncallistift übertragen. So können die Bewohner den Gottesdienst trotzdem sehen, das ist das Wichtigste." Am 24. Dezember wird ab 17 Uhr live übertragen.

Besuche sind derzeit im Roncallistift nicht erlaubt. "Wir haben die höchste Corona-Warnstufe erreicht", sagt Seifert. Die Bewohner plagen viele Ängste, wie es mit der Welt weitergeht – vor allem, wenn sie aufgrund von Demenz nicht nachvollziehen können, warum ihr Leben derzeit so eingeschränkt ist.

Für die Bewohner ist es möglich, von 24. bis 28. Dezember bei ihren Angehörigen zu sein. Seifert vertraut, dass auch bei den privaten Feiern die Abstands- und Hygieneregeln eingehalten werden: "Natürlich leiden die Bewohner unter den Regeln. Aber wer versteht, warum sie aufgestellt wurden, findet sie auch richtig."

Niemand wird einsam sein

Weihnachten zählt im Kursana Pflegeheim in Herzogenaurach zu den ganz besonderen Tagen im Kalender – auch, wenn eine Pandemie die Lage bestimmt. Normalerweise wird drei Tage lang mit unterschiedlichsten Veranstaltungen gefeiert, das ganze Haus geschmückt und alles sehr weihnachtlich gestaltet, sagt Silvia Kuch, stellvertretende Direktorin der Einrichtung.

Fester Bestandteil für die Bewohnerinnen und Bewohner sind aber natürlich stets die mit großer Freude ersehnten Besuche der Angehörigen – "ob, wie und in welchem Rahmen wir die heuer zulassen können, wissen wir derzeit aber noch nicht", so Kuch. Das Infektionsrisiko ist hoch, mit aller Kraft möchte man natürlich vermeiden, dass sich Menschen in der Einrichtung infizieren. War es normalerweise so, dass die Planungen für die Feiertage frühzeitig abgeschlossen waren, weiß man auch rund 14 Tage vor Heilig Abend heuer noch nicht genau, was man den Bewohnerinnen und Bewohnern konkret bieten kann. "Allein und einsam aber wird niemand sein", verspricht Silvia Kuch.

Was man tun kann, haben sie in Herzogenaurach getan: Alle Gänge und die meisten Zimmer sind weihnachtlich geschmückt, es stehen Christbäume in den Fluren, sogar weihnachtlicher Duft ist zu vernehmen. "Mal sehen, wie wir das am Ende handhaben", sagt Kuch, "wir haben unsere Betreuungskräfte im Einsatz, die – weil Gruppenfeiern nicht möglich sind – individuell von Zimmer zu Zimmer gehen. Auch ein Christkind soll sich verkleiden und die Bewohnerinnen und Bewohner besuchen. Doch bis Weihnachten ist ja noch ein wenig hin.

 

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