Feierlicher Schulabschluss 

So läuft für die Abiturienten in Erlangen die Zeugnis-Verleihung ab

14.7.2021, 13:45 Uhr
Auch letztes Jahr fanden die Abiturfeiern mit bestimmten coronabedingten Regeln statt. Am Emmy-Noether-Gymnasium baute die Schülerband für ihre Sängerin eine mit Plastik verkleidete Box.

© Harald Sippel Auch letztes Jahr fanden die Abiturfeiern mit bestimmten coronabedingten Regeln statt. Am Emmy-Noether-Gymnasium baute die Schülerband für ihre Sängerin eine mit Plastik verkleidete Box.

"An den Plan B wollen wir gar nicht denken", sagt Thomas Kellner, Schulleiter des Christian-Ernst-Gymnasiums (CEG), und das klingt fast beschwörend. Plan B würde dann eintreten, wenn es am Freitag regnet. Denn dann könnte die feierliche Überreichung der Abiturzeugnisse nicht im Pausenhof stattfinden.

"Etappenweise", sagt Kellner, "in drei Schichten" würde die Verabschiedung der Abiturienten dann ablaufen. Für alle Abiturienten gleichzeitig ist die CEG-Aula zu klein - jedenfalls dieses Jahr. Und: Dass die Eltern dort dabei sind, "das geht dann definitiv auch nicht", so der Direktor weiter.

Mindestabstand, Kontaktnachverfolgung

Für die Verleihung der Abiturzeugnisse am 16. Juli in Bayern gibt das Kultusministerium die Rahmenbedingungen genau vor. Vor etwa drei Wochen ging das Schreiben an die Schulen im Freistaat. Seitdem ist klar, dass die Eltern dabei sein dürfen.

Eine feste Personenobergrenze gibt es nicht, gleichwohl soll die Zahl so gering wie möglich gehalten werden.

Und es muss ein Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen den einzelnen Haushalten eingehalten werden, Sitzplätze werden für die Kontaktnachverfolgung nummeriert.

Aufgrund unterschiedlicher räumlicher Voraussetzungen und unterschiedlich hoher Abiturienten-Zahlen haben die Erlanger Schulen einen unterschiedlichen Handlungsspielraum. Alle versuchen, das Beste daraus zu machen. Auf Abibälle allerdings verzichten die Abiturienten dieses Jahr. Die Verabschiedung in den Schulen soll dafür umso feierlicher ausfallen.

Roter Teppich wird ausgerollt

Am Emmy-Noether-Gymnasium zum Beispiel kann in der Sporthalle der rote Teppich ausgerollt werden, "die Emmy-Noether-Halle ist glücklicherweise groß genug", sagt die stellvertretende Schulleiterin Annette Grasnick - alle Schüler und ihre Begleitpersonen passen unter Einhaltung der Hygieneregeln hinein. "Jeder Abiturient darf sich zwei Personen seines Herzens mitbringen", so Grasnick, und für das "individuelle Schaulaufen" auf dem roten Teppich nach vorn zur Zeugnisübergabe dürfe sich jeder Schüler seinen Lieblingssong aussuchen, der dann gespielt wird.

Auch das Albert-Schweitzer-Gymnasium hat Glück. Hier passen Abiturienten und Eltern in die Turnhalle. Die ist zwar noch nicht ganz fertig saniert, aber das nimmt man für den "großen Tag" der Abiturienten-Verabschiedung in Kauf. Für die Feier wurde sie freigegeben, der Boden extra abgeklebt. Trotz aller Einschränkungen: "Wir geben uns Mühe, dass es ein großer, festlicher Akt wird", sagt Direktorin Katarina Keck.

"Der tapferste Jahrgang"

Egal, welche Erlanger Schulleiterin, welchen Schulleiter man fragt: Sie streichen heraus, dass der diesjährige Abitur-Jahrgang eine würdige Verabschiedung nach überaus schwierigen eineinhalb Schuljahren verdient hat. "Sie haben Dreiviertel ihrer Qualifikationsphase im Krisenmodus erlebt", sagt Armin Kolb, Schulleiter des städtischen Marie-Therese-Gymnasiums (MTG). "Sie haben die Herausforderung angenommen, ohne zu klagen. Für mich ist das der tapferste Jahrgang, den ich je erlebt habe."

"Da kann man noch so sehr den Begriff der Günstiger-Prüfung im Hinterkopf haben", meint Annette Grasnick. "Aber diese Schülerinnen und Schüler haben wirklich gekämpft. Wir wollen, dass sie mit einem guten Gefühl nach Hause gehen."

In Abendkleidung

Ein bisschen gedämpfter Stimmung ist Florian Freitag, Abiturient am Ohm-Gymnasium, trotzdem - wie viele seines Jahrgangs. Er hat im Arbeitskreis Abitur die Verabschiedungsfeier mitorganisiert - so wie dies an allen Schulen von Seiten der Abiturienten in Absprache mit Schulleitung und Elternbeirat geschehen ist.

Erst vor ein paar Wochen haben die Ohm-Schüler die Vorstellung begraben, dass sie wie in Vor-Corona-Zeiten in der Ladeshalle feiern können.

Jetzt soll die Verabschiedung mit Verleihung der Abiturzeugnisse im Schulhof stattfinden, "der festliche Teil mit Tanzen und Essen fällt weg", sagt Florian Freitag. Aber feierlich soll's trotzdem sein. "Wir bitten darum, in Abendkleidung zu kommen."

Gottesdienst und "Walk of Fame"

Festliche Kleidung, so ist zu hören, ist auch in den Schulen gewünscht, in denen die Veranstaltungen bereits am Vormittag oder frühen Nachmittag stattfindet. Startschuss für die Zeugnisverleihung ist je nach Schule zwischen 11.30 und 18.30 Uhr.

Am Fridericianum gibt es zuvor einen Gottesdienst, am Emmy hinterher ein Picknick, für das alle ihr Essen und Geschirr selbst mitbringen, am MTG dürfen die Abiturienten nach dem offiziellen Festakt ihren traditionellen "Walk of Fame" veranstalten. Früher, vor Corona, fand dies im Redoutensaal statt, jetzt aber im Pausenhof. Regnen sollte es aber nicht. "Wir sind ganz brav und haben den besten Draht nach oben, damit das hinhaut", sagt Schulleiter Armin Kolb.

Ein letzter Tag an der Schule, dann geht es hinaus in die Welt. Aber auch hier erwarten die Abiturienten erst einmal Restriktionen. "Viele, die gern ins Ausland gehen würden, zum Beispiel für ,Work and Travel' nach Australien, können es nicht machen", sagt Florian Freitag.

Studium oder Freiwilliges soziales Jahr

Die meisten, meint er, fangen an zu studieren oder machen ein freiwilliges soziales Jahr. Unter welchen Bedingungen das sein wird, lässt sich zur Zeit noch schwer vorhersagen. Berufs- und Studienmessen im Winter sind ausgefallen oder fanden digital statt. "Digital - das ist zu distanziert", konstatiert der Abiturient. Entscheidungen für die Zukunft treffen - auch das ist derzeit nicht so einfach. "Da fühlen sich viele auch allein gelassen."

Verwandte Themen


Keine Kommentare