Alexandrinum in Erlangen:

So sieht das neue Alexandrinum in Erlangen aus

11.6.2021, 17:36 Uhr
So sieht das neue Alexandrinum in Erlangen aus

© Harald Sippel, NN

Das älteste Wohnheim für Studentinnen und Studenten Erlangens ist seit gestern ganz offiziell wieder das modernste: Im Herbst vergangenen Jahres, mitten im Corona-Lockdown, eröffnete das Alexandrinum an der Walter-Flex-Straße nach 30 Monaten Bauzeit für 17,5 Millionen Euro - 4,3 Millionen davon Fördergeld vom Freistaat - fast heimlich still und leise. Attribute, die sonst so gar nicht zu diesem Ort des studentischen Lernens, aber vor allem Lebens passten: Hier wohnte einst schon Alt-OB Dietmar Hahlweg während seine Studiums, die Feierlichkeiten, erinnerte sich bei der Eröffnung auch Jetzt-OB Florian Janik, „waren immer legendär“. Tausende junge Menschen, die nicht nur im Hof und Gebäude des Alexandrinums tanzten und tranken, sondern sogar den Verkehr auf der Straße zum erliegen brachten.

Unvergessene Partys, unbeliebte Wohnungen

So sieht das neue Alexandrinum in Erlangen aus

© Harald Sippel, NN

So unvergessen die Partys für viele Generationen von Studierenden, so unbeliebt waren die kleinen, dunklen Zehn-Quadratmeter-Zimmer. Toiletten, Duschen und Küchen gab es auf den Etagen als Gemeinschaftsräume. „Das passt nicht mehr zum Hier und Jetzt“, fasste Staatsministerin Kerstin Schreyer zusammen.
Und so wurden aus den einst 199 Wohnheimsplätzen 141 in 112 Einzelapartments mit eigener Kochecke und kleinem Bad sowie elf Wohngruppen mit 29 Plätzen - zu den sanierten Bestandsgebäuden aus dem Jahr 1951 kamen Anbauten dazu. Lag der Preis vor dem Bau in der Kaltmiete unter 100 Euro und damit sogar unter den Nebenkosten, stieg die Miete nun auf 280 bis 340 Euro für Einzelapartments, bis zu 370 Euro in den Wohngruppen.
„Die Plätze im Alexandrinum waren am schwierigsten loszubekommen“, erinnert sich Uwe Scheer, stellvertretender Geschäftsführer des Studentenwerks. Dennoch war der Wohnmarkt bei den Studierenden derart gefragt, dass vor Corona noch auf einen Platz vier Bewerber kamen. Nun sind es trotz Corona immerhin noch drei. Auch alle Plätze im neuen Alexandrinum waren sofort vergeben. Im dritten Stock etwa wohnt Jeannine Sturm, Medizinstudentin und mit Simon Wiendl Teil der Heimleitung, die zwischen Studentenwerk und Bewohnern vermittelt.

Hell und zweckmäßig

Ihr Zimmer ist hell und freundlich, zweckmäßig eingerichtet mit kleinem Bett, Schrank und einem elektronischen Klavier. Zwei Fenster führen zum grünen Hof mit vielen Sitzgelegenheiten, aus dem noch der steinerne Brunnen aus dem Jahr 1952 und der große Baum in der Mitte an die Zeit vor der Sanierung erinnern. Vor ihrem Einzug im Juli 2020 wohnte Sturm in einer Wohngemeinschaft in Büchenbach, „ich wollte aber endlich was Eigenes haben“.
Das Eigene beschränkt sich nun aber auf ihr Zimmer - ansonsten, sagt Jeannine Sturm, ist das Alexandrinum nach wie vor eine große Studierenden-Familie: „Ich kenne hier alle 140 - und es gibt niemanden, der nicht alle 140 kennt.“ Das zahlte sich auch im Lockdown aus: Jeden Donnerstag gab es Programm via Plattform Zoom - von der Schnitzeljagd über Pub-Quiz’ bis zum digitalen Bierpong-Spiel. „Egal, wann ich mal eine Stunde Pause mache, ich muss nur in den Hof gehen - irgendjemand ist immer da.“ Leider auch wenn sie schlafen will: Daher muss das Fenster dazu meist geschlossen bleiben.

Wann stiegt die erste Party?

„Der Bau fügt sich gut ein in die Stadt“, lobt der Oberbürgermeister und meint damit auch Photovoltaikanlage und überdachten Fahrradabstellplatz. Er sei froh, dass an dieser Stelle attraktive, so dringend benötigte Wohnheimplätze entstanden seien. „Aber damit ist die Not noch nicht behoben.“ Die Bauministerin versprach, beim Finanzminister weiter nach Geldern für ähnliche Projekte zu werben.
Wann die erste legendäre Party nach Corona stattfindet, wusste Jeannine Sturm noch nicht. „Aber ich bin sicher, sobald es erlaubt ist, wird hier gefeiert.“ Das Alexandrinum soll trotz neuem Anstrich schließlich das Alexandrinum bleiben.

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