So sieht Homeoffice in Erlangen und ERH aus

2.1.2021, 10:30 Uhr
So sieht Homeoffice in Erlangen und ERH aus

© Uwe Anspach/dpa

So läuft es bei der Stadt Erlangen

Stadt Erlangen: Wie viele bei der Stadt Erlangen derzeit im Homeoffice sind, kann der Personalratsvorsitzende Roland Hornauer nicht genau sagen. "Es ist eine Entscheidung in den jeweiligen Fachbereichen und ist freiwillig, von daher gibt es keinen zentralen Überblick." Arbeitgeber und Personalrat haben das Arbeiten von zuhause schon vor mehreren Jahren in einer Dienstvereinbarung "Telearbeit" geregelt, diese sieht ein Rotationsprinzip von Tele- und Präsenzarbeit vor, damit die Kolleginnen nicht zu sehr unter dem Verlust sozialer Kontakte leiden. Diese Regelung gilt nun analog für das mobile Arbeiten.

Bei allen Vorteilen, die das Büro daheim gerade in Pandemie-Zeiten hat, warnt Hornauer vor einer Entgrenzung von Beruf- und Privatleben: "Wenn man keinen Dienst hat, sollte man den PC auch auslassen." Fest steht: 2020 wurden für mehr als 1000 Beschäftigte die technischen Möglichkeiten geschaffen, von daheim aus zu arbeiten, insgesamt können wohl rund 1800 der knapp 3000 städtischen Beschäftigten von ihrer Arbeit her im Home Office tätig sein, schätzt er. Zudem werde weiterhin in geteilten Teams gearbeitet.

Die Mitarbeiter im Homeoffice sind größtenteils in der Verwaltung tätig, aber auch im Bereich Kindertagesstätten. "Wenn jemand nicht in der Notbetreuung eingesetzt ist, soll er daheim arbeiten, man will vermeiden, dass im Fall einer Ansteckung alle in Quarantäne müssen."

Auch wenn die Stadtspitze hinter dem Arbeiten von zuhause steht, kam es in den vergangenen Corona-Monaten doch immer wieder zu Problemen zwischen Beschäftigten und Vorgesetzten: "Es gibt Führungskräfte, die offenbar für ihren Bereich kein Homeoffice zulassen wollten, weil sie meinen, das sei bezahlte Freizeit und daher wurde den Kolleginnen und Kollegen, die es machen wollten, gesagt, die Umsetzung sei schwierig, es koste zu viel Geld und sei technisch nicht möglich", berichtet Hornauer und sagt: "Das stimmt alles nicht, wir haben diese Haltung weitergegeben und inzwischen ist klar, dass die Stadtspitze das befürwortet und dass es für diejenigen, die das wünschen, möglich sein muss."

Er glaubt, dass auch in einer Nach-Corona-Zeit das Arbeiten von zuhause im öffentlichen Dienst einen größere Rolle einnehmen wird als bisher, die politischen Appelle hätten dazu geführt, dass sich Beschäftigte nicht gleich "abspeisen" ließen, wenn ihnen Führungskräfte das mobile Arbeiten verbieten wollten.

Doch trotz aller Verbesserungen sieht der Personalratschef noch Luft nach oben: "Mit der Arbeitsweise Homeoffice könnte und müsste man sich noch stärker vertraut machen." Als Beispiele führt er Siemens und Schaeffler an: "Mein Sohn arbeitet bei Schaeffler, dort hat er täglich mehrere Video- und Telefonkonferenzen, die digitalen Möglichkeiten werden stärker genutzt, das wäre bei uns auch möglich."

So läuft es bei Schaeffler

Schaeffler: Hornauers Worte dürften seine Herzogenauracher Arbeitnehmervertreter-Kollegin, die Betriebsratsvorsitzende Hanna Köhler, freuen. Beim Automobil- und Maschinenbauzulieferer arbeiten zusammen mit den beiden Betriebsstätten in Erlangen (Sondermaschinenbau und Prüfanlagen) und Nürnberg (Bereich IT) rund 7500 Beschäftigte im Angestelltenbereich.

Das sei der Bereich, der hauptsächlich Homeoffice fähig sei, da es sich um einen Büroarbeitsplatz handelt, erläutert dieBetriebsratschefin, die selbst von zuhause arbeitet. Von diesen rund 7500 Kolleginnen und Kollegen befänden sich gut 6000 im Homeoffice. Der Produktionsbereich mit rund 3000 Mitarbeitenden könne aufgrund des Berufsbilds nicht ins Homeoffice und arbeite weiter im Schichtbetrieb im Werk Herzogenaurach. Damit seien bei Schaeffler von rund 10 500 Mitarbeitern etwa 57 Prozent im Homeoffice.

Der Arbeitgeber stellt den Mitarbeitern Laptop, Maus und Bildschirm. "Leider wird derzeit kein Mobiliar gestellt, etwa ein höhenverstellbarer Tisch", sagt Köhler. Doch können Beschäftigte privat über Mitarbeiterrabatte vergünstigt Möbel kaufen.

Noch vor einiger Zeit sei Homeoffice in vielen Bereichen undenkbar gewesen, was heute nun durch eine unbefristete Konzernbetriebsvereinbarung "Mobiles Arbeiten" zusammen mit Betriebsrat und Arbeitgeber in ersten Schritten geregelt wurde.

Aber auch gibt es noch Schwierigkeiten bei der Genehmigung von Homeoffice. "Als Grund wurde oft genannt, dass der oder die Vorgesetzte schwer nachvollziehen konnte, ob der Mitarbeiter seine Arbeit Zuhause in der gleichen Qualität erledigt, wie auch im Büro", berichtet die Betriebsratschefin. "Doch haben wir alle in der Corona-Pandemie gelernt, dass Homeoffice sehr gut funktioniert." Viele Führungskräfte, die anfangs skeptisch waren, befürworteten heute Homeoffice.


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Die politische Neuregelung sieht Köhler positiv: Homeoffice werde zur Pflicht. Mitarbeiter seien jetzt automatisch im Homeoffice und man müsse begründen, warum eine Präsenz am Arbeitsplatz notwendig ist. "Wir als Betriebsrat unterstützen die Ermöglichung von Homeoffice wo es geht, zur Eindämmung der Corona-Pandemie."

Neben dem Homeoffice habe der Schutz jener oberste Priorität, die nicht zuhause arbeiten können. Schaeffler habe zu Beginn der Corona-Pandemie sehr schnell reagiert und örtliche Krisenstäbe ins Leben gerufen, die unter anderem mit Arbeitssicherheit und Werksärztlichem Dienst die aktuellen Schutzbestimmungen besprechen. "An der ein oder anderen Stelle muss aufgrund aktueller Bestimmungen immer wieder nachgebessert werden, um uns Mitarbeiter keinem erhöhten Risiko auszusetzen", betont Köhler.

Aus ihrer Sicht wird gerade viel gemacht: "Ob die Maßnahmen in Hinblick auf die neue Virusmutation ausreichend sind, wird die Zeit zeigen."

So läuft es bei Siemens

Siemens: Auch bei dem weltweit tätigen Unternehmen werden Homeoffice und der Schutz der Mitarbeiter, die nicht mobil können, groß geschrieben. Gerade im Fertigungsumfeld sei Homeoffice nur sehr beschränkt möglich, erläutert Pressesprecher Bernhard Lott. "Dort, wo dies nicht möglich ist, ergreifen wir Maßnahmen, um die Kontakte zu minimieren und haben strenge Schutz- und Hygienekonzepte, etwa durch Optimierung der Schichtpläne, Entzerrung von Arbeitsplätzen, Desinfektionsmaßnahmen sowie persönliche Schutzausrüstung."

Generell gilt für den Konzern seit März 2020: Wo möglich, sollen alle Mitarbeitenden im Homeoffice beziehungsweise mobil arbeiten. In Erlangen sind rund 20 000 Menschen bei Siemens beschäftigt (mit Siemens Healthineers).

In den Bereichen, in denen es möglich ist, ist hier laut Lott (wie auch deutschlandweit) eine Belegungsquote von fünf bis 15 Prozent, das heißt es sind mehr als 85 Prozent im Homeoffice. Die Mitarbeitenden sind mit Notebooks und entsprechenden Softwaretools wie etwa für Webkonferenzen ausgestattet.

Es gibt bereits seit langem Betriebsvereinbarungen zu mobilem Arbeiten. Demnach konnten Siemens-Mitarbeitende in Deutschland schon vor der Corona-Krise in Absprache mit ihrer Führungskraft ein Fünftel ihrer Arbeit mobil erledigen. Selbstverständlich solle das mobile Arbeiten auch nun mit der jeweiligen Führungskraft abgesprochen werden, sagt der Firmensprecher.

Die Empfehlung, soweit wie möglich Homeoffice zu nutzen, gelte aber konzernweit. Arbeiten im Büro werde nur in begründeten Fällen (etwa bei systemrelevanten Arbeitsplätzen) durchgeführt und wenn, dann meist nur tage- oder stundenweise.

Dass mobiles Arbeiten weitergeht, steht fest: Der Konzern werde das mobile Arbeiten in Zeiten der Pandemie und darüber hinaus als Kernelement der "neuen Normalität" dauerhaft als Standard etablieren. Ziel sei, dass alle Beschäftigten weltweit im Schnitt stets zwei bis drei Tage pro Woche mobil arbeiten können und zwar immer dann, wenn es sinnvoll und machbar ist, berichtet Lott.

Mobiles Arbeiten beziehe sich dabei nicht nur auf das Homeoffice. Vielmehr soll der oder die Mitarbeitende in Absprache mit der Führungskraft den Arbeitsort wählen, an dem er oder sie am produktivsten ist. Das hybride Arbeitsmodell schließt daher explizit Arbeitsumgebungen, wie Co-Working-Büros mit ein. Präsenz-Zeiten im Büro sollen das mobile Arbeiten sinnvoll ergänzen.

So läuft es bei Nutricia

Nutricia: Bei dem Medizintechnik-Betrieb arbeiten die rund 400 Mitarbeiter am Standort Erlangen momentan nahezu komplett von zu Hause aus. "Die Möglichkeit haben wir bereits vor dem ersten Lockdown Anfang März geschaffen und die technische Ausstattung für alle bereitgestellt", erläutert Heike Dammann, die Pressesprecherin des Unternehmens für medizinische Ernährung.

Sogar die Beschäftigten im Vertriebs-Außendienst könnten von zu Hause aus arbeiten, sie erreichten ihre Gesprächspartner per Telefon oder schalteten sich mit ihnen online zusammen, das funktioniere sehr gut.

Nur die Mitarbeiter des Ernährungsteams, die Patienten nach der Klinikentlassung mit medizinischer Ernährung weiter versorgen, arbeiten derzeit vor Ort. "Sie zeigen Patienten und Angehörigen zum Beispiel den Umgang mit der Sondennahrung und den Medizinprodukten, die benötigt werden. Das lässt sich nicht vom Schreibtisch aus machen", erläutert Heike Dammann weiter. Am Standort ist der Empfang mit jeweils einer Person besetzt, die Mitarbeiterinnen wechseln tageweise zwischen ihrem Arbeitsplatz im Büro und zu Hause.

Schon vor der Pandemie haben bei Nutricia "einige wenige ausschließlich" von zu Hause aus gearbeitet, sagt Dammann. Dass das mobile Arbeiten auch nach Corona anhält, davon geht das Unternehmen, das zum Lebensmittel-Riesen Danone gehört, aus.

So läuft es bei der Stadt Herzogenaurach

Stadt Herzogenaurach: Bei der Kommune sind momentan 75 von 139 Mitarbeitenden in Telearbeit, bei denen das möglich ist. Es handelt sich dabei um alle Verwaltungsbereiche wie Rathaus, Volkshochschule oder auch das Generationen-Zentrum.

Auch Auszubildende seien für das Homeschooling derzeit zuhause, erläutert Personalamtsleiterin Doris Scholze. Bei den restlichen der insgesamt 315 Beschäftigten wie etwa Mitarbeitende des Bauhofs und im Reinigungsbereich, Hausmeister, Techniker oder Erzieher ist Homeoffice nicht möglich.

Diese Beschäftigten haben mindestens zehn Quadratmeter oder Einzelbüros. Dort wo räumlich erforderlich, werden getrennte Gruppen gebildet. Es wurden FFP2-Masken, Desinfektionsmittel für Hände und Gegenstände zur Verfügung gestellt und Plexiglasscheiben angebracht.

Es gibt eine Lüftungsanlage und Raumluftmessgeräte für CO2. Zudem bestehe ein hoher, zusätzlicher Reinigungsgrad (Desinfektion) in allen Gebäuden, betont Scholze. Die Bürger bekämen neben Onlineangeboten, Termine nach Terminabsprache. So werden beide Seiten, also Bürger wie Mitarbeiter, "bestmöglich" geschützt, sagt sie.

Und wie sieht die Chefin des Personalamtes den Appell an Arbeitgeber, mehr Beschäftigte ins Homeoffice zu schicken oder die Forderungen nach einem Recht auf Homeoffice? Hier sei nach den Bereichen zu unterscheiden, antwortet sie. "Wir sind eine öffentliche Verwaltung mit Servicezeiten für den Kunden vor Ort. Der Appell sei aber angesichts der Situation durchaus richtig und sollte, dort wo möglich, auch umgesetzt werden. "Wir haben hier bereits das Mögliche möglich gemacht."

 

 

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