Sorgen wegen der hohen Miete in Erlangen

16.11.2019, 13:00 Uhr
Sorgen wegen der hohen Miete in Erlangen

© Harald Sippel

Gemeinsam stärker sein, sich gegenseitig helfen: Mit diesem Anliegen haben sich Alleinerziehende in Erlangen vor 25 Jahren zusammengetan und das Grüne S.O.f.A. — kurz für: Selbsthilfeorganisation für Alleinerziehende — gegründet. Das wird heute gefeiert. Von 10 bis 17 Uhr steigt in der Luitpoldstraße 15 ein Familienfest, eingeladen sind alle Interessierten.

Vor etwas über einem Jahr ist die Selbsthilfeorganisation in diese Räume in der Innenstadt gezogen, nachdem sie ihr langjähriges Domizil mit kostengünstiger Miete in der Günther-Scharowsky-Straße räumen musste. Die Suche nach einer neuen Bleibe hatte sich schwierig gestaltet. Über die zentral gelegene Erdgeschosswohnung in der Luitpoldstraße sind die Alleinerziehenden froh. Da die Miete ungleich höher ist als zuvor, stockte die Stadt ihren Zuschuss deutlich auf. Dennoch mache man sich Sorgen um die Zukunft, die man wegen der Kosten eben nicht an diesem Standort sehen könne, sagt Geschäftsführerin Maria Yeddes. Zum Jubiläumsfest wurden auch Kommunalpolitiker eingeladen. Man wolle sie um Unterstützung für einen dauerhaften Standort für das Grüne S.O.f.A. bitten, so Yeddes.

Zugleich bietet das Jubiläum einen Anlass für einen Rückblick auf das Gründungsjahr der Selbsthilfeorganisation, und dann soll ein Bogen geschlagen werden von den damaligen Forderungen und Problemlagen zur heutigen Situation von Alleinerziehenden. "Im Endeffekt hat sich da eigentlich nicht viel geändert", sagt Maria Yeddes. Vom Rechtlichen her sei manches sogar noch schwieriger und komplizierter geworden, meint sie und verweist auf das Unterhaltsrecht, das neue Kindschaftsrecht und das Wechselmodell.

Als sich kürzlich eine junge Mutter hilfesuchend an das Grüne S.O.f.A. wandte und über die Schwierigkeiten sprach, mit denen sie konfrontiert ist, sei das "der O-Ton wie vor 25 Jahren" gewesen, meint Maria Yeddes. Auch heute noch gehe es um Isolation, um Diskriminierung. Noch immer sind die meisten Alleinerziehenden Frauen, noch immer sind sie besonders armutsgefährdet. Noch immer arbeiten Alleinerziehende überdurchschnittlich oft und viel, noch immer sind die meisten in Teilzeit und Minijobs. Dass es in Erlangen inzwischen das Angebot der Randzeitenbetreuung von Mama Mia bei der Bürgerstiftung gebe, sei ein echter Fortschritt, meint Maria Yeddes. Insgesamt aber müsse sich noch viel ändern.

An das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hat sie eine Online-Petition gerichtet und fordert die gesetzliche Förderung von Anlaufstellen für Alleinerziehende, im Speziellen für die ehrenamtliche Basisarbeit.

Doch zunächst einmal soll nun gefeiert werden. 25 Jahre: Das zeugt von Standfestigkeit. Niederschwellige, unbürokratische Hilfe durch engagierten Einsatz von Selbstbetroffenen gibt es beim Grünen S.O.f.A. weiterhin. Trotz aller Widrigkeiten: Die nächsten 25 Jahre können also kommen.

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