Spielewelten im Herzen Erlangens

6.6.2020, 06:00 Uhr
Spielewelten im Herzen Erlangens

© Harald Hofmann

Etwas länger als geplant hat die Sache schon gedauert. Ursprünglich wollte Rothenbücher bereits Ende 2019 einen leerstehenden Laden in der Hauptstraße beziehen. Der war auch schön geräumig, leider jedoch etwas zu groß. Trotz Crowdfundings und ausgeklügeltem Geschäftskonzept (wir berichteten) hätte das Geld kaum gereicht, um die ersten Monate für die Anlaufzeit zu überstehen.

Darum ließ es der passionierte Liebhaber von Gesellschaftsspielen beim Monopoly mit der Bank im Vollrealmodus lieber eine Nummer kleiner angehen. Sein Laden befindet sich nun in der Helmstraße 4, schräg gegenüber vom Palais Stutterheim. Auf vierzig Quadratmetern findet der Kunde an die 150 Spiele zum Kaufen, zum Ausprobieren und zum Spielen an Ort und Stelle. Ein Tisch steht schon bereit, insgesamt bieten bald – nach Corona – zwei oder drei kleine Tische für je vier Personen und ein großer Tisch für sechs Spieler Platz genug, um sich am späten Nachmittag auszutoben.

Schon Mitte April hätte die Eröffnung stattfinden sollen, doch da kam dem Spiele-Strategen eine feindliche Armee voller fieser Viren in die Quere, die unterm Banner der Corona sämtliche Kultur, Geschäfte, Betriebe und Biergärten lahmlegten. Und die deutsche Wirtschaft gleich mit! Doch ein Gesellschaftsspieler, der die Tricks und Kniffe von gut 250 Spielen im Hinterkopf hat, weiß sich jeder Herausforderung zu stellen. Da Daniel Rothenbücher sich leicht ausmalen konnte, wie bald den Eingesperrten daheim die Decke auf den Kopf fallen dürfte, hatte er schon kurz vor Ostern den Online-Handel hochgezogen. "Das kam gut an und hat den April gut abgefedert", erzählt Rothenbücher. Bis zum Karfreitag konnten die Kunden die bestellten Spiele im noch nicht eröffneten Laden abholen, am Karsamstag brachte der Chef die übrigen Spiele direkt den Kunden vor die Haustür.

 

Hinter der Theke

 

"Chef" ist vielleicht zuviel gesagt, denn Daniel Rothenbücher betreibt seinen Laden im Einmann-Betrieb. Der Vormittag und Mittag gehört noch der Werbung, ansonsten steht er von Dienstag bis Freitag von 16 bis 20 Uhr sowie am Samstag von 11 bis 15 und von 16 bis 20 Uhr in seinem "Würfelbecher" hinter der Theke. Die Kaffeemaschine für heiße Erfrischungen ist schon da, der Kühlschrank für Kaltes hält auch bald seinen dauerhaften Einzug, um die Kraftreserven der Spielenden aufzufüllen.

Und was gibt es da alles zum Spielen? Für Vogelliebhaber steht "Flügelschlag" bereit. Vielleicht könnten "Die Quacksalber von Quedlinburg" uns aus der Corona-Pandemie helfen, "Half-Pint Heroes" karteln an der Biertheke, und Eltern, die von ihrem nervtötenden Nachwuchs genug haben, können sich mit "Arschlochkind" trösten.

Letzteres etikettiert sich als "ein fieses Kartenspiel für drei bis sechs Personen mit schwarzem Humor". Und für alle Fälle prangen die Qualitätssiegel "vegan und glutenfrei" sowie "pädagogisch wertvoll" auf dem Deckel.

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