Stadt Erlangen sagt Zigarettenkippen den Kampf an

29.9.2020, 06:00 Uhr
Stadt Erlangen sagt Zigarettenkippen den Kampf an

© Martin Gerten/dpa

Viele Raucher werfen ihre Kippen meist achtlos weg. Damit begehen sie eine "Ordnungswidrigkeit". Dieses Delikt, das auch als "unzulässige Abfallentsorgung" eingestuft wird, wird zu einem immer größeren Ärgernis – nicht allein aus ästhetischen Gründen. Mehr und mehr Städte gehen inzwischen dagegen vor. Greifen mit saftigen Bußgeldern durch. In Berlin beispielsweise liegt der "Tarif" für eine weggeworfene Zigarettenkippe bei 120 Euro. Jetzt will man in Erlangen dieser Unart ebenfalls entgegentreten und Maßnahmen ergreifen, damit die Kippen "ordentlich entsorgt" werden und im Abfalleimer landen.

Die kleinen Stummel sind keineswegs harmlos. Mehrere Tausend schädliche Stoffe finden sich in den Kippen. Darunter auch krebserregende. Zigarettenkippen sind schlicht Sondermüll. Und sie sind ein nicht zu unterschätzendes Umweltproblem. Denn diese Stummel zeigen sich extrem robust und benötigen zwischen zehn und 15 Jahre, um in der Natur gänzlich zu verrotten. Die SPD- und die ÖDP-Fraktion forderten nun per Antrag, dass sich die Verwaltung Gedanken macht über eine "stadtweite Strategie gegen Zigarettenkippen" und zugleich das "flächendeckende" Anbringen von Abfalleimern mit Aschereinsätzen forciert, um so diesem Problem einigermaßen Herr zu werden.

Umstrittene "Bodenaschenbecher"

Als erste "zielführende" Aktion forderte die ÖDP unter anderem das Einrichten von sogenannten "Bodenaschenbechern". Die sollen vor allem an stark frequentierten Orten, Plätzen und Straßen gut erkennbar platziert werden, beispielsweise an den Bushaltestellen am Bahnhof oder am "Hugo".

Dieser Vorschlag stieß bei den Stadtplanern allerdings auf wenig Begeisterung; sie lehnten diese Dinger "aus gestalterischer Sicht" ab: "Auffindbar gemachte Bodenaschenbecher führen durch ihre Art und Gestalt zu einer Beeinträchtigung des Stadtbildes", hieß es jüngst im Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss (UVPA). Außerdem wird befürchtet, dass solche Aschenbecher wohl einige Leute dazu ermuntern könnten, dort "weiteren Abfall abzulegen und es dadurch zu unschönen Müllecken kommen könnte".

Die Stadt Nürnberg hat inzwischen schon ihre Erfahrungen mit solchen Bodenaschenbechern gemacht, die aber nicht sonderlich euphorisch stimmen. Von der Installation weiterer Exemplare wird in der Nachbarstadt vorerst abgesehen.

Akzeptanz bei den Rauchern?

Die Erlanger SPD-Fraktion möchte für das Stadtgebiet deutlich mehr Abfalleimer mit Aschereinsätzen samt Beschriftung, die auf das Verbot des achtlosen Wegwerfens hinweist. Gelegentliche Kontrollen durch die Sicherheitswacht sollen damit einhergehen. ÖDP-Stadtrat Frank Höppel hegt an solch einer Mülleimer-Offensive ziemliche Zweifel: "Wenn bei den Rauchern keine Akzeptanz da ist, können wir noch so viel Mülleimer aufstellen wie wir wollen."

Nach dem Stand der Dinge stehen im Stadtgebiet rund 1100 öffentliche Abfalleimer herum. Etwa 300 davon in den Straßen, weitere 300 an den Bushaltestellen. Die restlichen finden sich auf Plätzen, Grünanlagen oder sonstigen Freizeitflächen. Bei all diesen Eimern ist bereits "die Möglichkeit des Kippen-Ausdrückens und damit auch eine Aufnahme im Behälter" gegeben, so die Verwaltung. Kampf den Kippen heißt auch oft, gegen Gedankenlosigkeit oder Unvermögen der Leute anzugehen. "Meist werden Zigarettenkippen einfach dort entsorgt, wo sich Rauchende gerade aufhalten und bewegen", weiß die Verwaltung.

25.000 Euro für Kampagne

Kurzum: Mehr Bewusstsein muss her. Und das möchte die Verwaltung nun mit einer "stadtweiten Öffentlichkeitskampagne" gegen das Kippen-Wegwerfen schaffen. Eine Kommunikationsagentur soll damit beauftragt werden. Dafür will man 25.000 Euro im Haushalt für 2021 anmelden. Bürgermeister Jörg Volleth trägt sich in der Hoffnung, dass die Kampagne etwas bringt, und dass ein Aschebehälter, der an einem Abfallbehälter angebracht ist, schließlich "mehr akzeptiert" wird.

Für die zusätzliche Ausstaffierung vorhandener Mülleimer mit jenen Aschebehältern werden 60.000 Euro für den Haushalt 2021 beantragt. Überdies will die Verwaltung an den öffentlichen Bushaltestellen auf Abfalleimer mit integriertem Ascher umstellen. Das wird im Haushalt 2021 mit rund 50.000 Euro zu Buche schlagen. Gänzlich abgesehen wird dagegen vom Einbau jener Bodenaschenbecher. Dafür gab es am Ende von den UVPA-Mitgliedern ein einstimmiges Votum.

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