Stadt-Umlandbahn: Für den Ostarm läuft die Zeit davon

25.7.2020, 18:20 Uhr
Stadt-Umlandbahn: Für den Ostarm läuft die Zeit davon

© Hans von Draminski

Rückblende: Als klar wurde, dass es im 21. Jahrhundert wieder eine Stadt-Umlandbahn geben würde, beschränkte man sich zunächst auf die sogenannte L-Lösung und entwarf eine (Überland-)StraßenbahnTrassierung, die vom Nürnberger Norden (wo die Straßenbahn derzeit noch an der Haltestelle Am Wegfeld endet) über die Unistadt Erlangen bis nach Herzogenaurach führen soll.

Den für die angestrebte Umverteilung der Verkehrsströme mindestens genauso wichtigen Ostast von Erlangen nach Neunkirchen und Eckental blendete man vorerst aus, weil die Nutzen-Kostenrechnung unter jener magischen Eins als Indexzahl blieb, die Voraussetzung für eine Förderung durch die öffentliche Hand ist.

Wenige Jahre später haben sich einige Parameter entscheidend verändert: Wie Daniel Große-Verspohl, Geschäftsleiter des Zweckverbands Stadt-Umland-Bahn Nürnberg – Erlangen – Herzogenaurach, in Neunkirchen vortrug, wird die vom Deutschen Bundestag schon im Januar beschlossene Novellierung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) dafür sorgen, dass sich die Mittel der Öffentlichen Hand für das Projekt grob geschätzt versechsfachen werden, die Förderung beträgt künftig 75 Prozent. Für die Ortsdurchfahrten gibt es künftig ebenfalls Zuschüsse vom Bund.

Dass auch das Raumordnungsverfahren erfolgreich war, lässt Herzogenaurachs Ersten Bürgermeister German Hacker in seiner Funktion als Vorsitzender des Zweckverbands Stadt-Umland-Bahn jubeln: "Der Sachstand ist aus der Perspektive des L-Netzes hervorragend, der Rückenwind könnte nicht besser sein", meint Hacker. Mit Alexander Tritthart, Landrat des Kreises Erlangen-Höchstadt, ist Hacker sich allerdings darüber im Klaren, dass noch ein "Gordischer Knoten" gelöst werden muss, ehe die StUB zur Höchstform auflaufen kann. Das Problem: Die Städte Erlangen und Nürnberg stimmten schon im Dezember 2014 für den Beitritt zum Zweckverband der Stadt-Umland-Bahn.

Im Landkreis Erlangen-Höchstadt regte sich aber Widerstand gegen den Bau der Stadt-Umland-Bahn. Die Bürgermeister von Höchstadt, Adelsdorf und Kalchreuth kritisierten die Planungen, weil sie Belastungen durch die für den Bahnbau notwendige Erhöhung der Kreisumlage befürchteten, ohne aufgrund ihrer geografischen Lage in entsprechendem Maß von der StUB profitieren zu können.

Im Landkreis Erlangen-Höchstadt wurde deshalb am 19. April 2015 ein Bürgerentscheid abgehalten. Das Kreistagsbegehren pro Stadt-Umland-Bahn wurde mit deutlicher Mehrheit abgelehnt, der Bürgerentscheid mit 59,2 Prozent zu 40,8 Prozent

Deshalb blieb der Landkreis ERH dem Zweckverband fern und beteiligte sich finanziell nicht an der StUB. Herzogenaurach trat als Kommune dem Zweckverband bei und übernahm Planungskosten im sechsstelligen Euro-Bereich. Damals wurden die Planungen für den Ostast zurückgestellt, dessen Realisierung die LIBOS-Macher um den früheren Buckenhofer Bürgermeister Georg Förster nun forcieren – wissend, dass der Lückenschluss zur Gräfenbergbahn die Stadt-Umlandbahn deutlich attraktiver macht. Steigende Fahrgastzahlen im Erlanger Osten würden die Indexzahl über die förderfähige Schwelle hieven. Für Uttenreuth ist das Ziel schon erreicht, Neunkirchen liegt mit 0,98 dicht darunter.

Allerdings drängt die Zeit, weil die Förderungen auslaufen. Bis Ende 2021 müssen konkrete Planungen für den Ostast vorliegen, sonst "kommt er nie", warnt Georg Förster.

Überzeugungsarbeit leisten

Bleibt das kategorische Nein der Landkreisbürger in ERH, das LIBOS mit viel Überzeugungsarbeit revidieren will. Dabei könnte die Einschätzung des bayerischen Staatsministers für Umwelt und Verbraucherschutz, Thorsten Glauber, hilfreich sein. Glauber setzt die StUB hinsichtlich ihres Stellenwertes für die Metropolregion Nürnberg mit der zweiten S-Bahn-Stammstrecke im Raum München gleich. Klarer kann sich die Politik für die Stadt-Umlandbahn wohl kaum positionieren.

 

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