Stadtteilzentrum in Erlangen schlägt Alarm

24.8.2019, 18:00 Uhr
Stadtteilzentrum in Erlangen schlägt Alarm

© Roland Huber

Sechs Uhr am Morgen, bei Steffi Gamer klingelt das Telefon. Am Apparat ist die Putzfrau des Treffpunkts Röthelheimpark. Es ist schon wieder eingebrochen worden; es sieht fürchterlich aus, übermittelt die Reinigungskraft der Mitarbeiterin der Hausleitung. Mit dem Einbruch Ende Juli erreicht eine Kette von Diebstählen und Sachbeschädigungen — zuerst nur kleine Diebstähle aus offenen Behältnissen, dann immer öfter aufgebrochene Schränke — eine neue Qualität. Denn die Täter haben alle Geräte aus dem Computerraum der Offenen Jugendarbeit (OJA) gestohlen und zwei Türen und Fenster massiv beschädigt.

Hausleiter Frank Renninger eilt trotz Urlaub herbei, und die Polizei nimmt ihre Ermittlungen auf. "Nur den Drucker haben wir gerettet", sagt Renninger. Weil sein Gerät ausgefallen war, hatte der vorübergehend das Gerät der OJA in sein Büro gestellt. Sonst ist in dem Raum mit sechs Computerarbeitsplätzen kein Gerät mehr da; nur die Anschlusskabel liegen auf den Tischen. Selbst ein Schrank wurde aufgebrochen, um jegliches Zubehör mitzunehmen. Der Schaden summiert sich auf rund 13 000 Euro. Allein der am Gebäude beläuft sich nach den Kostenvoranschlägen für die Reparaturen auf etwa 10 000 Euro. Die Computer standen nicht einmal ein halbes Jahr zur Verfügung.

Täter kannte sich vermutlich aus

Eingedrungen sind die bislang unbekannten Täter über ein Fenster an der Vorderfront. Die Spuren des Aufhebelns mit grober Gewalt sind heute noch zu sehen. Offenbar war den Tätern das Ausräumen zur Straßenseite hin dann doch zu unsicher. Mit einem Hammer und eventuell einem Brecheisen öffneten sie gewaltsam die Tür zum Gang, eine massive Tür, wie sie auch in Schulen verwendet wird. Und gleich noch die gegenüber, die in den Jugendraum führt. Über das Fenster an der Rückseite scheinen die Täter ihre Beute fortgebracht zu haben.

In diesen Raum war eine knappe Woche vorher ebenfalls eingebrochen worden. Eine Stereoanlage, vier Playstations und Surroundboxen wurden mitgenommen. Stutzig macht die Mitarbeiter des Quartier-Treffpunkts, dass ganz gezielt nur der Schrank aufgebrochen wurde, in dem sich die Controller und Spiele zu den Playstations befanden. Sie gehen davon aus, dass sich die Täter gut im Haus auskannten.

Das wiederum ist nicht so schwierig, zählt die Einrichtung doch 60 000 Besucher im Jahr und ist untertags frei zugänglich. Ab 19 Uhr verriegelt sich die Haustür automatisch. Früher war das Haus ganz offen, bis der letzte Besucher gegangen war. Küchen und Gruppenräume waren frei zugänglich. "Das mussten wir einstellen, nachdem es bis zum Dezember 2018 mehrere Vorfälle von Diebstählen und Sachbeschädigung gab." Unbekannte schleppten an mehreren Tagen brennbare Gegenstände zum öffentlichen Feuerplatz und verbrannten sie dort. Das wertvollste war wahrscheinlich ein Holzhochbeet des Treffpunkts. Aus ihm räumten die Täter erst die Erde heraus; Biertischgarnituren wurden über die Mauer der Georg-Zahn-Schule gehievt und brennbare Kindermöbel aus dem integrativen Kindergarten. "Auch sonst wurde Mobiliar aus der Nachbarschaft entwendet und verbrannt", weiß Pfarrerin Cornelia Frör von der Kirchengemeinde St. Matthäus, die mit der Stadt den Treffpunkt trägt.

Der Schaden ist hoch, aber für die Mitarbeiter nicht das Schlimmste. Sie können ihre Programme und Aktivitäten nicht mehr wie bisher anbieten. Der Senioren-Computerkurs muss ausfallen und auch das computergestützte Sprachtraining. "Unmittelbar danach waren auffällig viele Nutzer nicht mehr da", beschreibt Anne Örtel von der OJA die Reaktionen. Gerade die Nachfrage nach Computerarbeitsplätzen wäre um die Tage hoch gewesen. "Für Recherchen für die Schule und für Bewerbungen fragen die Jugendlichen häufig nach. Jetzt mussten wir etliche wegschicken", bedauert sie.

"Für uns hat das schlimme Konsequenzen. Das Vertrauen ist zerstört. Dafür müssen wir über mehr Sicherheit nachdenken", sagt Renninger. Dazu ist schon die Polizei ins Boot geholt worden. Die Ermittler haben viel zu tun, müssen sie doch mögliche Spuren von den Tätern mit denen der berechtigten Benutzer abgleichen. "Trotzdem soll es ein offenes Haus bleiben", betont die Pfarrerin.

0 Kommentare