Stele in Erlangen gibt Auskunft über Clara Immerwahr

27.6.2020, 18:00 Uhr
Stele in Erlangen gibt Auskunft über Clara Immerwahr

© Egdar Pfrogner

Sie waren im Leben zunächst vereint, entfremdeten sich dann voneinander, später wurden sie in einem Grab wieder vereint. Das Leben des Chemiker-Ehepaars Clara Immerwahr und Fritz Haber ist der Stoff, aus dem Filme gemacht werden, und bis heute interessant, denn er ist auch ein Abbild ihrer Zeit, aus dem sich viel herauslesen lässt. Eine Stele auf dem Uni-Südgelände informiert jetzt darüber. Vor fünf Jahren hatte die Grüne Liste dies beantragt, am Donnerstag wurde die Stele jetzt vom Amt für Stadtplanung zusammen mit Birgit Marenbach, Fraktionsvorsitzende Grüne/Grüne Liste, eingeweiht.

Der deutsche Wissenschaftler Fritz Haber ist als "Vater des Giftgaskriegs" im Ersten Weltkrieg bekannt. Für die Entdeckung eines Verfahrens zur Gewinnung von Stickstoff aus der Luft, das grundlegend für die Herstellung von Kunstdünger ist, wurde Haber 1918 mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet. 1933 musste er als Jude aus Nazi-Deutschland fliehen,1934 starb er in der Schweiz.

Clara Immerwahr promovierte an der Universität Breslau als erste deutsche Frau im Fach Chemie, eine akademische Karriere blieb ihr jedoch verwehrt. Stattdessen kam sie, wie es damals gefordert wurde, ihrer "heiligen Pflicht" als "Hort der Familie" nach – eine Rolle, mit der sie nicht glücklich wurde, und unter der auch die Ehe mit Haber litt.

Wunsch nach Anerkennung

Kurz nach dem ersten von Haber maßgeblich organisierten deutschen Gasangriff in Flandern im April 1915, der den qualvollen Tod tausender Soldaten herbeiführte, nahm Clara Immerwahr sich mit der Dienstwaffe ihres Mannes das Leben. Die Biografen sind sich nicht einig, ob dies eine Reaktion auf die Rolle ihres Mannes in der chemischen Kriegsführung war. Sie hatte sich öffentlich gegen seine Arbeit gestellt und sie als "Perversion der Wissenschaft" bezeichnet.

"An den Widersprüchen und Brüchen im Leben des Ehepaars Haber/Immerwahr lassen sich Aspekte der deutschen Geschichte im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aufzeigen. Beispielsweise die Bildungsbenachteiligung für Frauen, der Wunsch deutscher Jüdinnen und Juden nach Anerkennung durch ihr Vaterland oder die Verantwortung und Beteiligung der Wissenschaft an der Kriegsführung", heißt es auf der Stele.

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