Stichwahl in Erlangen: Das Mühen um Mehrheiten

23.3.2020, 21:35 Uhr
Stichwahl in Erlangen: Das Mühen um Mehrheiten

Und um die wird bereits seit dem Wahlergebnis vom 15. März hinter den Kulissen gebuhlt. Gespräche hier, Verhandlungen dort, und schon werden erste Positionen bezogen. Die Grünen/Grüne Liste, die deutlich gestärkt aus den Kommunalwahlen hervorgegangen sind und künftig über elf Sitze im Stadtrat verfügen, haben sich bereits klar "bekannt". "Nach klärenden Gesprächen mit der SPD sind wir überzeugt: Mit Florian Janik als Oberbürgermeister werden wir unseren Zielen näher kommen. Deswegen rufen wir alle Erlangerinnen und Erlanger auf, in der Stichwahl Florian Janik zu wählen", so Bürgermeisterin Susanne Lender-Cassens. Ziele und politische Schwerpunkte sind für die Erlanger Grünen demnach "eine echte Verkehrswende, mehr Arten- und Naturschutz, eine soziale Stadt für alle sowie ein umfassender Klimaschutz". Dass aufgrund dieses Schulterschlusses auch der SPD-Kreisvorsitzende Dieter Roser die Wähler aufruft, am kommenden Sonntag Florian Janik zu wählen, ist nur selbstverständlich.

"Nach Corona wird noch so viel an Krise da sein"

Entschieden ist bereits die Zusammensetzung des neuen Stadtrats, und dass die CSU mit 15 der 50 Sitze die größte der neun politischen Gruppen sein wird. Und Jörg Volleth hat gehandelt: "Schon unmittelbar nach der Wahl habe ich begonnen, mit Vertreterinnen und Vertretern der anderen demokratischen Parteien über das Ergebnis zu sprechen. Nach Corona wird noch so viel an Krise da sein, dass wir das nur gemeinsam meistern werden, über alle Parteigrenzen hinweg". Nicht allein wegen Corona stellt sich der CSU-Kandidat künftig "eine breite Zusammenarbeit über die Parteigrenzen zum Besten unserer Stadt und der Menschen, die hier leben", vor.

Natürlich sind Jörg Volleth jene bekennenden Äußerungen der Grünen nicht verborgen geblieben. So wird von den Christsozialen vermutet, dass jetzt "versucht wird, Mehrheiten gegen die Mitte unserer Stadtgesellschaft zu organisieren – ohne die CSU als stärkste Fraktion". Das kann Volleth natürlich nicht gutheißen. Denn: "Die Kommunalwahl hat uns als CSU Erlangen klar den Auftrag gegeben, als stärkste Fraktion Verantwortung zu übernehmen. Diesen Wählerwillen sollte man nicht ignorieren".

Wenig Unterstützung von der Klimaliste

Wenig bis keine Unterstützung darf der CSU-Kandidat von Seiten der Klimaliste Erlangen erwarten. Sie ist mit zwei Sitzen – wie bekanntlich auch die FDP, Erlanger Linke, Freie Wähler und AfD – im neuen Stadtrat dabei. Vor der Stichwahl wirbt sie jedoch für ein Nicht-Wählen von Jörg Volleth, da sie der Meinung ist, dass es mit einem möglichen CSU-Oberbürgermeister "sehr schwer mit echtem Klimaschutz" werde. Dabei führen sie unter anderem Volleths ablehnende Haltung gegenüber der Stadt-Umland-Bahn ins Feld.

Nach diesen Aussagen darf spekuliert werden: Sollte Jörg Volleth das Rennen machen, hat er zwar die stärkste Fraktion im Rücken, aber eben nicht die Mehrheit. Den 15 CSU-Stimmen, die je nach Thema sicherlich hier und da mal mit den jeweils zwei Stimmen von FDP und FWG unterstützt werden, stehen doch letztlich die 22 Stimmen einer rot-grünen Mehrheit gegenüber. Andererseits könnte Florian Janik als "neuer" Oberbürgermeister mit diesem Stimmenpolster doch relativ entspannt den nächsten sechs Jahren entgegen sehen.

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