Streik in Erlangen: Busse fahren am Freitag im Stundentakt

7.10.2020, 15:45 Uhr
An diesem Freitag, 9. Oktober, werden in Erlangen aufgrund von Warnstreiks keine regulären Stadtbusse fahren. Die EStW setzen auf Subunternehmer und Busse im Stundentakt.

© Klaus-Dieter Schreiter An diesem Freitag, 9. Oktober, werden in Erlangen aufgrund von Warnstreiks keine regulären Stadtbusse fahren. Die EStW setzen auf Subunternehmer und Busse im Stundentakt.

In Erlangen fahren die Busse ab fünf Uhr nach einem Notfall-Streikplan - alle Linien im Stadtgebiet sind stündlich bis Betriebsende unterwegs. 

Dass die Arbeitgeberseite mit Corona und der angespannten Finanzsituation argumentiert, ist aus Sicht des NahVG-Vizevorsitzenden Gerhard Martin nachvollziehbar. Dennoch beharren die Gewerkschaften auf ihren Forderungen. Dabei geht es um die Schaffung eines bundesweit einheitlichen Flächentarifs, den es bis dato in Deutschland nicht (mehr) gibt.


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Hintergrund: 2006 sorgte der Privatisierungsdruck bei kommunalen Beförderungsunternehmen dafür, dass jene, die Busse fahren, aus dem Öffentlichen Dienst und dessen Tarifvereinbarungen "hinausgedrängt wurden", wie es der Nürnberger Verdi-Funktionär Stefan Wolf formuliert. Nun nehmen die Gewerkschaften Anlauf, wieder ein bundesweit geltendes Tarifmodell einzuführen.


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38-Stunden-Woche gefordert

Die Forderungen umfassen unter anderem eine flächendeckende 38-Stunden-Woche und 30 Tage Jahresurlaub bei einer Fünf-Tage-Woche. Außerdem ist den Gewerkschaften die Anrechnung externer Ausbildungszeiten als Berufserfahrung (mit Auswirkung auf die Gehaltsstufe) wichtig: "Wenn jemand jahrelang für einen Arbeitgeber fährt und dann umzieht, fängt er oder sie wieder bei Null an, das darf nicht sein", sagt Gerhard Martin.

Sonderzahlung zu 100 Prozent

Fahrzeugverspätungen sollen künftig voll als Arbeitszeit angerechnet und die Jahressonderzahlung soll auf 100 Prozent eines Bruttogehalts aufgestockt werden. Zudem will die Gewerkschaft, dass Zuschläge künftig an der realen Gehaltsstufe bemessen werden – gängige Praxis ist derzeit eine einheitliche Orientierung an der zweitniedrigsten Stufe.


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EStW mit Notfall-Fahrplänen

Nachdem nur jene zum Warnstreik aufgerufen sind, die für Kommunalunternehmen fahren, dürften die Landkreisbusse mehr oder weniger normal ihre Fahrpläne bedienen, die Zahl innerstädtischen Anschlüsse schrumpft aber im genannten Zeitraum deutlich, was Pendler bei ihrer Planung einkalkulieren sollten. Die Erlanger Stadtwerke (EStW) haben angesichts des konkreten Streikszenarios nämlich angekündigt, den bereits bekannten Notfall-Fahrplan zu aktivieren: Die Busrelationen werden von Subunternehmern der EStW übernommen, die Busse fahren im Stundentakt.

Der Artikel wurde am Mittwoch um 15.45 Uhr aktualisiert. Zuvor hatten wir in der Überschrift fälschlicherweise berichtet, dass die Busfahrten in Erlangen am Freitag komplett ausfallen.

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