Tarek Marschall hat mit dem HC Erlangen große Pläne

23.9.2019, 15:57 Uhr
Tarek Marschall hat mit dem HC Erlangen große Pläne

Zwei Talente haben die Erlanger Handballer in diesem Sommer verpflichtet, beide Rückraumspieler, beide gerade einmal 18 Jahre alt. Während der eine, Daniel Mosindi, aber schon wirkt wie ein 25-Jähriger, sieht Tarek Marschall auch aus wie ein 18-Jähriger. Obwohl er mittlerweile sogar schon 19 geworden ist.

1,91 Meter groß und gerade einmal 80 Kilogramm schwer, Marschall muss körperlich noch zulegen, um irgendwann einmal ein großer Handballspieler zu werden. Vom Talent des Hessen sind die Verantwortlichen beim HCE allerdings überzeugt, weshalb sie ihn schon jetzt von der HSG Hanau nach Erlangen lotsten.

Zuletzt zuhause bei Kevin Schmidt 

Seit zwei Monate lebt Tarek Marschall in Franken, zum ersten Mal ist er lange von zu Hause weg. Vor einer Woche hat für ihn auch die Schule begonnen, er besucht eine private Realschule in Nürnberg. "Ich möchte in zwei Jahren mein Fach-Abi im sozialen Bereich machen." Ganz selbstständig allerdings kann der Handballer noch nicht sein, bislang wohnte er bei Kevin Schmidt, dem Sportlichen Leiter des HC Erlangen, und schlief dort auf einer Matratze im Wohnzimmer.

"Die ist, glaube ich, schon 20 Jahre alt", sagt Marschall. Ansonsten aber ist er froh, dass er eine Unterkunft gefunden hat. Und natürlich überhaupt, dass er vom Drittligisten aus Hanau zum HC Erlangen gewechselt ist. "Sportlich hat das gepasst, mit der U23 als Basis, in der ich Spielpraxis sammeln kann." Im Bundesliga-Team darf er mittrainieren, gehört zum erweiterten Kader. "Ich kann dort von den erfahrenen Spielern lernen." Dass er das will, wird im Gespräch mit ihm schnell klar.

"Ich wollte auch selbstständig sein"

"Ich erarbeite mir meine Sache. Wenn es nicht klappt, arbeite ich härter dran." Tarek Marschall ist ehrgeizig, ansonsten aber ein ruhiger Typ. Er überlegt, was er sagt. Fast hat man das Gefühl, dass er immerzu einen guten Eindruck hinterlassen will in seiner neuen Heimat. Von Zuhause weg zu gehen, war dabei gar nicht so schwierig. Auch wenn es natürlich fehlt, dass die "Mama kocht, die Wäsche macht und das Zimmer aufräumt", sagt Marschall. "Doch ich wollte auch selbstständig sein."

Seine Eltern, die mittlerweile getrennt leben, unterstützen ihn. Der Papa war selbst Zweitliga-Handballer, ist jetzt wohl der größte Fan seines Sohnes. Auch die Freundin von Tarek Marschall, die noch in Hanau wohnt, hat ihn zum Vereinswechsel ermutigt. "Sie hat sofort gesagt, dass ich es machen soll. Aktuell macht sie ihre Schule fertig, dann möchte sie auch herkommen zum Studieren."

Neun Jahre lang spielte Tarek Marschall in Hanau. "Es war schwierig, den Verein zu verlassen. Der war wie eine Familie." Am vergangenen Sonntag hat er seine ehemaligen Teamkollegen besucht und sich ein Drittliga-Spiel angesehen. Zwei Stunden fährt er nach Hause. Nach Erlangen kam er als großes Talent. Deshalb abheben will Marschall aber nicht. "Ich habe mir alles erarbeitet und bin auch keine Maschine."

Man dürfe sich nicht aufführen, als sei man "der King", sonst "wirkt man unsympathisch". Und das, meint der Handballer, "möchte ich nicht". In der Bundesliga-Mannschaft ist Marschall sowieso der Jüngste. "Da muss man auch gewisse Aufgaben erfüllen. In der U23 bin ich aber nur der Sechstjüngste, da kann ich manches abgeben." Als Tarek Marschall das sagt, muss er lachen. Er sieht ja immer noch aus wie 18.

Noch zu hektisch, aber auch motiviert, frech, torgefährlich

Insgesamt weiß er, dass er körperlich zulegen muss, wenn es irgendwann einmal mit der Bundesliga klappen soll. "Wenn ich ohne Tempo komme, kann mich der Gegenspieler ganz leicht wegdrücken. Wenn ich schnell bin, kann ich die Spieler überlaufen." Und dann gibt es quasi kein Halten mehr. "Tarek war Torschützenkönig in der Jugend-Bundesliga", sagt Kevin Schmidt über ehemaligen Mitbewohner. "Man sieht schon in den ersten Spielen, was er kann. Er muss eben noch ruhiger werden."

Hektisch wirkte Marschall phasenweise in den Drittliga-Partien, natürlich motiviert, frech, torgefährlich. Schmidt ist zufrieden, langsam will der Verein das Talent aufbauen. Das Projekt ist für mehrere Jahre angelegt. Am Wochenende war auch Schluss mit Couchsurfing, das Zimmer in seiner Gastfamilie in Spardorf ist fertig, Oskar Eule aus der A-Jugend wohnt dort bereits. Tarek Marschall ist bereit für das WG-Leben.

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