Tennenlohe: StUB-Lokalforum findet Lösungen
Beim virtuellen Austausch wurden spannende Einblicke in die Detailplanung gegeben - 18.02.2021 18:23 Uhr
Eine Übersicht der StUB-Trassenvarianten für Tennenlohe. Entschieden hat man sich für Version 9, die eine optimierte Ausführung der hier gezeigten Variante 1 darstellt.
17.02.2021 © Grafik: Geobasisdaten Bayerische Vermessungsverwaltung
Zweckverbands-Geschäftsführer Daniel Große-Verspohl und der Technische Leiter Florian Gräf stellten sich, moderiert von René Icgen, Kommunikations-Manager des Zweckverbandes, den Fragen der Tennenloher. Erlangens OB Florian Janik war ebenfalls zugeschaltet. Das Stadtoberhaupt resümierte, dass das 2019 begonnene Raumordnungsverfahren zur StUB zwar geschafft sei, man aber für den weiteren Weg eine Menge "Hausaufgaben" mitbekommen habe, zu deren wichtigsten die Trassenführung in Tennenlohe zählt.
Eine Reihe von verworfenen Varianten
Große-Verspohl und Gräf ließen eine Reihe von Varianten Revue passieren, von denen sich vergleichsweise viele dadurch disqualifizieren, dass die mit ihnen verbundenen Biotop-Schädigungen und Zerstörung geschützter Bereiche durch den StUB-Bau nicht zu rechtfertigen sind. Der Entwidmung von Privatgelände, die bei einer Version des Streckenverlaufs drohen würde, erteilten die StUB-Planer eine deutliche Absage.
Von der Grob- in die Feinplanung
Das Lokalforum signalisierte auch den schrittweisen Übergang von der Grob- in die Feinplanung, bei der mehr denn je die kritische Mitarbeit derer gefragt ist, die vor Ort leben und/oder arbeiten und damit die Problempunkte wohl am besten kennen.
Um die StUB durch Tennenlohe zu bauen, wird man nicht völlig ohne Eingriffe in den Bestand auskommen, auch wenn der Zweckverband grundsätzlich eine Linie verfolgt, die in der Medizin wohl "minimalinvasiv" genannt werden würde.
Von "Vorzugstrasse" verabschiedet
Die ursprüngliche "Vorzugstrasse" würde zu viel Bannwald mit seltenen Baumarten schädigen oder vernichten, so dass man sich von ihr verabschiedet hat. Auch eine großräumige Umfahrung Tennenlohes will man bei der StUB, die von der derzeitigen Nürnberger Straßenbahn-Endhaltestelle "Am Wegfeld" nach Erlangen und eines Tages im Erlanger Westen (mindestens) bis nach Herzogenaurach, im Osten bis nach Eckental fahren soll, vermeiden. Sollen doch auch die Tennenloher zügig im Großraum unterwegs sein können.
Baubeginn in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts
Laut Florian Gräf soll der Bau der StUB "in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts" begonnen und dann schnell umgesetzt werden. Wie sich dann die Anbindung von Tennenlohe gestalten wird, wurde bei dem Lokalforum ziemlich deutlich: Bei der Über- oder Durchquerung der Hutwiese besteht immer Hochwassergefahr. Klar ist, dass Teile des Kirchweihplatzes und des Bogenschießplatzes auf der Südseite der StUB-Trasse weichen müssen; die Kärwa soll weiter am angestammten Ort stattfinden können, der Bogenschießplatz wird verlegt.
Tempo 70 auf gerader Strecke
Pläne, über den jetzigen Standort des Feuerwehrhauses die StUB-Trasse zu bauen, haben sich in Luft aufgelöst, weil die Brandbekämpfer keinen Ersatzbau ihres Domizils bekommen würden. Mit den Nutzern der Hutwiese habe es bereits Vorgespräche gegeben, betonten Große-Verspohl und Gräf. Florian Gräf stellte klar, welche Radien möglich und welche zu bevorzugen sind: Wenn die StUB eine Kurve mit 25 Metern Radius durchfahren muss, kann sie das mit maximal 15 Stundenkilometern tun. Auf gerader Strecke fährt sie dagegen eine Höchstgeschwindigkeit von rund 70 km/h. Interessante Details: Zu schmale Gehwege entlang der StUB-Trasse sind nach heutigen Vorgaben nicht mehr genehmigungsfähig, die Bahn braucht insgesamt eine Baubreite von etwa 6,5 Metern für die zweigleisige Streckenführung: Platz, den sie für einen schnellen und vor allem sicheren Betrieb benötigt.
Zwei Haltestellen geplant
Zwei Haltestellen sind aktuell für Tennenlohe geplant. Aus dem Chat kam der Einwand, dass der Corona-bedingte Umstieg aufs Homeoffice die StUB mittelfristig obsolet machen könnte. Dem hielt Florian Janik konkrete Daten entgegen: In den letzten drei Jahrzehnten seien die Einpendlerzahlen nach Erlangen kontinuierlich angestiegen, sie lägen zurzeit bei 60 000 Menschen täglich – Tendenz weiter steigend. Der Rückgang durch Lockdown und Homeoffice sei deutlich geringer, weshalb Handlungsbedarf bestünde. Die "Umstiegspotenziale" seien unvermindert hoch.
"Trasse für die nächsten Jahrzehnte"
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Seit wann laufen die Planungen für die StUB?
Bereits vor 1988 werden im Verkehrsentwicklungsplan der Stadt Erlangen erste Vorstellungen zu einer Stadt-Umland-Bahn entwickelt. 1992 beauftragen die Stadt Erlangen und die Landkreise Erlangen-Höchstadt und Forchheim das Ingenieurbüro Obermeyer mit einer Machbarkeitsstudie.
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Wie viel soll das Projekt kosten?
Für das regionale Infrastrukurprojekt sind etwa 300 Millionen Euro vorgesehen. Davon entfallen 40 Millionen auf die Planung.
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Warum soll das Projekt realisiert werden?
Die Trasse soll den Anreiz für den ÖPNV erhöhen und somit CO2 einsparen. Der Autoanteil liegt in Erlangen trotz der Busse immer noch bei 60 Prozent. Zudem ist Herzogenaurach bisher nur mit dem Auto oder dem Bus zu erreichen.
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Was spricht gegen die Trasse?
Aus Sicht der Kritiker bestehen noch zu viele Unsicherheiten. Der genaue Streckenverlauf und der finanzielle Eigenanteil der Kommunen befinden sich noch in der Schwebe. Zudem sei das Projekt ein Minusgeschäft, Elektrobusse könnten eine kostengünstigere Alternative darstellen.
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Wieso zieht sich die Planung der StUB so lange?
Die Details zu klären, kann unter Umständen viel Zeit in Anspruch nehmen. Bei Protesten und Einwänden dauert es noch länger.
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Welche Kommune trägt den Großteil der Kosten?
Der größte Abschnitt verläuft in Erlangen, daher ist die Stadt auch der größte Kostenträger. Das sind 42 Millionen an Investitions- und 24,5 Millionen an Planungkosten.
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Welcher Landkreis stieg nach einem negativen Bürgerentscheid aus dem Projekt aus?
Ein Bürgerentscheid im Landkreis Erlangen-Höchstadt fiel 2015 mit 54,80 Prozent Nein-Stimmen durch, weshalb nun Herzogenaurach als dritte Kommune am Bord ist.
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Welches Unternehmen machte die StUB zur Bedingung, um einen neuen Campus zu errichten?
Siemens kündigte im September 2016 an, auf dem Gelände des Forschungszentrums im Süden Erlangens für mehrere hundert Millionen Euro Arbeitsplätze und Wohnungen errichten zu wollen - ohne StUB aber keine Investitionen.
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Welchen finanziellen Anteil übernimmt der Bund?
Der Bund trägt 60 Prozent, der Freistaat 30 Prozent der zuwendungsfähigen Baukosten.
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Wie soll die Taktung der StUB zwischen Büchenbach-West und Herzogenaurach gestaltet werden?
Weil man an der Stadtgrenze Erlangen/Herzogenaurach nach einer aktuellen Prognose mit 10.800 statt zuvor mit 4900 Fahrgästen rechnet, wird dort künftig mit einem Zehn-Minuten-Takt geplant.
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Florian Janik: "Wir bauen eine Trasse für die nächsten Jahrzehnte – mit einem der wohl umweltfreundlichsten Massenverkehrsmittel." Rolf Schowalter, Vorsitzender des Ortsbeirates Tennenlohe, nennt die jetzt gefundene Lösung "optimal", zumal der Zweckverband sich im Vorfeld mit den Kärwaburschen, dem Ortsbeirat und dem betroffenen Landwirt abgesprochen hatte und zu einvernehmlichen Lösungen kam.

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