Theater der anderen Art

23.11.2011, 00:00 Uhr
Theater der anderen Art

© Schrage

Dass pädagogisches Theater seinen eigenen Gesetzen folgt, liegt in der Natur der Sache. Doch mit seiner „skurril-sarkastischen Kriminalkomödie in einer nur scheinbar anderen Wirklichkeit“ (so der Text im Presseinfo) spielt das Theater „Dreamteam“ gänzlich in seiner eigenen Liga.

Da macht die Handlung schon mal Pause, passiert auf der Bühne eine halbe Minute lang gar nix, wenn gerade keiner mehr weiß, wie’s weitergeht. Dann spurten alle Richtung Bühnenrand, wo die Souffleuse auf einem imposanten Lehnstuhl thront und den Bühnenbetrieb mit einem Stichwort wieder ins Laufen bringt.

Wenn man jedoch mal drin ist, ist es furchtbar urig. Wer es nicht gewohnt ist, sprachbehinderten Menschen zuzuhören, kriegt von den zum Teil sehr anspruchsvollen Dialogen zwar kaum etwas mit, aber das stört hier keinen: Zur Premiere des schrägen Laienstücks sind fast ausschließlich Angehörige und Freunde in den Hubertussaal gekommen, die sich köstlich amüsieren. Von der Szene für die Szene – so soll das sein.

Während im Saal fröhlich gegluckst wird, werden auf der Bühne nicht nur die Gesetze der Logik anarchisch-selbstbewusst außer Kraft gesetzt. Da streicht sich die frisch gemeuchelte Leiche auf dem Teppich noch fix ihr Kostüm glatt, bevor sie in die Totenstarre fällt.

Joints kreisen, es wird erschossen und stranguliert, geflucht, gesoffen, geraucht („Ich dreh mir einen Dübel“) und beleidigt. „Mach dich vom Acker, Mann!“ schallt es einem unliebsamen Besucher entgegen, der sicher nicht zufällig so heißt wie der bekannte Chef einer großen Bank.

Mit vereinten Kräften wird die schräge Klamotte, die das Theater „Dreamteam“ komplett selbst geschrieben hat, ins Finale und über die Ziellinie gehievt. Auch die Sache mit dem Happy End wird flexibel gestaltet. Der Rest ist viel Situationskomik, jede Menge Flachwitz, tolle Kulissen, eine windschiefe Geschichte und vor allem eine ganz eigene Welt: Das hier ist echtes absurdes Theater, bei dem jede Aufführung garantiert einzigartig bleibt.STEFAN GNAD

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