Tolle Geste: Stammgäste bedanken sich im Freibad West

8.9.2019, 06:00 Uhr
Tolle Geste: Stammgäste bedanken sich im Freibad West

Wenn am Sonntag die Saison im Freibad West endet, sind sie alle wieder da, es gibt Prosecco und selbstgebackenen Kuchen. Und alle sind ein wenig wehmütig. Ein halbes Jahr lang war das Westbad wie ihr zweites Zuhause. Die Stammgäste, hier eine lose Gruppe von etwa 15 Erlangern, sind schließlich jeden Tag im Bad. Berufstätige, Rentner, Jugendliche. Manche kommen um sich zu sonnen, andere um zu schwimmen.


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Sie haben ihre Bank, ihren Treffpunkt, direkt neben dem Schwimmerbecken, und viele von ihnen kennen sich schon seit Jahren. Zum Abschluss der Badesaison wollten sie nun Danke sagen, weil ihre Bademeister wieder einen so tollen Job gemacht haben. Gabi Faust hat ein Miniatur-Westbad gebastelt, in der Schatztruhe versteckt ist Trinkgeld. Eigentlich aber ging es den Stammgästen vor allem um die Geste.

"Die Überraschung ist gelungen", sagt Irek Was. Der 43-Jährige wohnt in Bubenreuth und ist am Tag der Übergabe Leiter des Spätschicht-Teams. "Jeder Tag mit euch ist schön, egal wie das Wetter ist", entgegnet er seinen Stammgästen. Seit 25 Jahren ist er Bademeister hier. Doch so etwas hat er noch nie erlebt. "Es freut uns, dass sich die Badegäste bei uns wohl fühlen. Das ist der Dank dafür." Sonst gibt es auch immer viele Beschwerden oder unfreundliche Badegäste, die Arbeit wird nicht leichter, da tut eine Aufmerksamkeit wie diese schlichtweg gut.

"Es gab schöne Tage, die Saison ist gut gelaufen", sagt Was. Die heißen Tage bedeuteten wieder viel Stress für die Bademeister. "Dann ist viel Betrieb, man muss alles im Blick haben." Manchmal sind Jugendliche aggressiv, andere Gäste sind ungeduldig, Vieles bekommen die Bademeister direkt ab. In anderen Städten herrscht zudem ein großer Mangel an Bademeistern, in Erlangen allerdings ist aktuell keine Stelle unbesetzt, wie Matthias Batz, der Bereichsleiter Bäder der Stadtwerke, sagt.


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Gerade erst haben drei neue Azubis die Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe, so heißt das offiziell, begonnen. Insgesamt bilden die Stadtwerke aktuell sechs Nachwuchskräfte aus. "Für einen guten und sicheren Bäderbetrieb sind gut ausgebildete Fachkräfte sehr wichtig", sagt Batz. "Sehr interessant und abwechslungsreich" sei der Beruf, aber eben auch anspruchsvoll.

"Durch die Stammgäste fällt einem jeder Tag, an dem es stressig ist, leichter", meint Was. "Sie sagen immer etwas Nettes. Man fühlt sich dadurch heimisch." Den Stammgästen geht es genauso. "Es ist familiär hier", sagt Karen Schneider. Die 48-Jährige ist ein "Kind des Westbads", so nennt sie es. Seit sie zwei Jahre alt ist, kommt sie regelmäßig zum Schwimmen. Ihr Elternhaus ist in der Leipziger Straße, jetzt wohnt sie in der Pommernstraße. Jeden Tag ist Schneider im Westbad.


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"Man bekommt von den Bademeistern auch privat viel mit, egal ob Kummer, Hochzeit, Kinder, alles, was zum Leben dazu gehört." Dadurch, dass sie selbst schon solange dabei ist, "kennen mich hier auch ganz viele". Auch wenn es den Gästen nicht gut geht, trösten die Bademeister. "Als mein Hund gestorben war", erinnert sich Schneider, "haben mich alle in den Arm genommen."

Jedes Jahr sei es schön zu sehen, wenn alle wiederkommen. Die Freibad-Saison beginnt schließlich erst im Mai, die Stammgäste treffen sich nur hier. Sie kommen also wieder alle zusammen, sehen sich das erste Mal nach mehreren Monaten wieder. "Das ist wie ein kleines Event", sagt Schneider, auch zum Einstand gibt es Prosecco. "Am Ende wird man melancholisch. Wenn das Freibad schließt, ist der Sommer vorbei."

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