U23 des HC Erlangen verliert ein knüppelhartes Spiel

10.12.2019, 14:00 Uhr
Coach Tobias Wannenmacher (Mitte) ärgerte sich über seine Spieler, aber auch die Schiedsrichter.

© Foto: Harald Sippel Coach Tobias Wannenmacher (Mitte) ärgerte sich über seine Spieler, aber auch die Schiedsrichter.

Manchmal weiß man schon bei einem Blick in den Kabinengang, wie ein Spiel ausgegangen ist. Ohne jemals aufs Feld gesehen zu haben. Am Samstagabend in der Hiersemannhalle war das so. Die Handballer in den blauen Trikots sprangen herum, taumelten in die Kabine, sangen und jubelten. Zwei Türen weiter versammelten sich die Erlanger Spieler, sie verließen die Halle mit gesenkten Köpfen, ratlos, kraftlos, abgekämpft.

Schon die ganzen 60 Minuten über hatten sich die Emotionen aufgeladen. Die Schiedsrichter, die Trainer, die Zuschauer — jede harte Aktion brachte sie mehr in Wallung. Es war wie in einem Derby. Niemand wollte nachgeben, keiner sich beruhigen. Entladen aber hat sich dann alles in der letzten Aktion, ein Freiwurf, ein Tor. 28:29 verlor der HCE dadurch dieses Spiel.

Die Frage, die danach die Erlanger Verantwortlichen beschäftigte, drehte sich um ein Handzeichen des Unparteiischen. Dieser hatte kurz vor dem Freiwurf ein "T" für Timeout mit seinen Händen gezeigt. "Dann hätte der Freiwurf wiederholt oder zumindest in Ruhe ausgeführt werden müssen", meint Coach Tobias Wannenmacher. Doch es ging eben blitzschnell weiter, beim Stand von 28:28 trafen die Gäste noch einmal ins Tor. Dann war die Partie beendet.

"Wir sind selbst Schuld"

"Wir haben nach dem Spiel angekündigt, dass wir prüfen, ob wir Einspruch einlegen", sagt Wannenmacher. Das Handzeichen habe die Abwehr irritiert, ein Pfiff wäre oder war bei dem Lärm in der Halle nicht zu hören gewesen. "Und die Szene hat eben zum Siegtor für den Gegner geführt." Ob der Verein nun Einspruch einlegt, ob dieser auch nur die geringste Chance vor dem Sportgericht hat, all das war noch nicht zu beantworten.

Es war auch nicht das Entscheidende bei diesem Spiel. "Wir haben uns andere Dinge vorgenommen, das hat nichts mit dem Einspruch zu tun", sagt Wannenmacher über die Leistung seiner Mannschaft. "Am Ende haben wir uns zwar rangekämpft, doch im kompletten Spiel hatten wir keine Ruhe. Es gab viele Fehlwürfe und überhastete Angriffe, es fehlte eine klare Spielstruktur, es war konfus. Wir sind selbst Schuld, dass es soweit gekommen ist."

Es war ein hartes Spiel. Wie hart, sieht man in den Gesichtern der Protagonisten Johannes Bayer...

Es war ein hartes Spiel. Wie hart, sieht man in den Gesichtern der Protagonisten Johannes Bayer...

Beide Teams brauchten ein paar Minuten, um offensiv in die Partie zu finden. Schon unter angedrohtem Zeitspiel wuchtete Felix Müller dann den Ball zum 1:0 ins Tor. Anschließend gab es Latte, Pfosten, einen vermasselten Tempo-Gegenstoß — aber erst fünf Minuten später den nächsten Erlanger Treffer durch Daniel Mosindi zum 2:2. Körperlich ging es von Beginn an zur Sache.

Nach 13 Minuten blieb Johannes Bayer nach einer Abwehraktion am Kopf blutend liegen. "Es war eine unglückliche Situation, die in der Hektik des Spiels passieren kann", sagt Wannenmacher. "Jo ist immer jemand, der beißt und kämpft, der sich immer reinwirft." Bayer musste sofort ins Krankenhaus. "Er hatte eine heftige Platzwunde und musste mehrfach genäht werden", sagt Wannenmacher. Acht Tage Pause bedeutet das. Außerdem steht Bayer unter Beobachtung, auch wenn die Ärzte erst einmal keine Gehirnerschütterung festgestellt haben.

Die erste Drei-Tore-Führung hatten sich die Gäste nach einer guten Viertelstunde erarbeitet (8:5). Hätte Lars Goebel nicht im Eins-gegen-Eins pariert, Plochingen wäre auf vier Tore davongezogen (23.), eine Minute später aber war es soweit (12:8). Die Erlanger holten auf, Coach Tobias Wannenmacher wütete dennoch an der Seitenlinie. Sein Assistent Thomas Hankel musste ihn erst einmal beruhigen. In die Halbzeitpause ging der HCE mit einem 11:13.

... und Julian Mangen.

... und Julian Mangen.

Die verletzten Benedikt Kellner, Sebastian Walz und Luca Wenzel waren alle beim Hallensprecher versammelt. Sie sahen auch in der zweiten Halbzeit ein hart geführtes Spiel. Zwei Treffer von Julian Mangen brachten die Erlanger zehn Minuten vor Schluss zum 22:22-Ausgleich. Lange aber hielt das Remis wieder nicht, auch weil die Erlanger Christos Erifopoulos’ Anspiele nicht unterbinden konnten.

Mit 24:27 ging es in die letzten vier Minuten. Wieder holten die Hausherren auf, nach dem 27:28 durch Tim Bauder hatten sie 60 Sekunden für den erneuten Ausgleich. Dann geschah das Unfassbare, 15 Sekunden waren auf der Uhr, die Gäste griffen noch einmal an, plötzlich: Freiwurf. Plochingen reagierte schneller, mit der Schlusssirene lag der Ball im Tor.

Aufgeregt, genervt, stinksauer

Danach waren die Erlanger aufgeregt, genervt, stinksauer. Manche, auch Tobias Wannenmacher, mussten wenig später schon wieder bei der U21 ran. "Eine Stunde nach Abpfiff ist man dann wieder runtergefahren", sagt der Coach. "Die Spieler waren gefrustet, wissen aber, wie sie damit umgehen sollen." Einen Vorwurf was Leidenschaft und Einsatz betrifft könne er seinem Team nicht machen. "In der Deckung hat jeder gekämpft und an einen Sieg geglaubt."

Doch es sei eben das Aufeinandertreffen zweier Tabellennachbarn gewesen. "Jeder braucht in dieser Liga Punkte gegen den Abstieg", sagt Wannenmacher. Auch der HCE ist lange noch nicht durch, obwohl die schlimme Niederlagenserie aus dem ersten Saisondrittel überstanden ist. Neben Kellner, Walz und Wenzel fehlen zudem weiterhin Jakob Hoffmanns und Lorenz Maidl. Nun fällt auch Bayer aus.

Zwei Spiele sind es noch in diesem Jahr, am Samstag in Hochdorf und am 21. Dezember (18 Uhr) zu Hause gegen die HG Saarlouis. "Vier Punkte sind machbar", sagt Wannenmacher. Man wird sehen, wie die Stimmung im Kabinengang kurz vor Weihnachten ist.

HC Erlangen U23: Goebel, Klein; Bayer, Poser 1, Bauer 2, Bauder 2, Marschall 1, Wagner 1, Bialowas 1, Bank 1, Mosindi 9, Mangen 3/2, Müller 5, Duvancic, von Alvensleben.

Keine Kommentare