Unruhe in der Hugenottenkirche Erlangen

23.5.2019, 06:00 Uhr
Unruhe in der Hugenottenkirche Erlangen

© Klaus-Dieter Schreiter

 "Herzlichkeit und Wärme" wünschte sich Pfarrer Johannes Mann bei seiner Amtseinführung in der evangelisch-reformierten Kirche am Hugenottenplatz für seine Arbeit in Erlangen. Das berichteten die EN im Dezember 2003. Jetzt, 16 Jahre später, scheint es so, als ob sich diese Arbeit ihrem Ende nähern könnte, wie unsere Zeitung aus mehreren Quellen erfahren hat.

Keine Angabe zu den Gründen

Auf der Kanzel steht Pfarrer Mann bereits seit einigen Wochen nicht mehr, auch sein Büro betritt er nicht mehr. Im Umlauf sind Gerüchte von einer Suspendierung, denen Präses Pfarrer Simon Froben in Bayreuth gegenüber unserer Zeitung entschieden entgegen tritt. "Die Arbeit von Pfarrer Mann ruht zur Zeit", sagt er. "Es wird derzeit die Versetzung überprüft." Zu den Gründen könne er nichts sagen.

Vorausgegangen sind aber offensichtlich tiefergreifende Geschehnisse. Wie zu erfahren ist, ist das Presbyterium der Hugenottenkirche auseinandergebrochen. Fünf der acht gewählten Presbyterinnen und Presbyter sind in der ersten Aprilhälfte zurückgetreten, bereits im Januar hatte es einen weiteren ersten Rücktritt gegeben. Damit ist das Presbyterium nicht mehr entscheidungsfähig, da dafür mindestens vier Presbyter vonnöten sind.

Deshalb habe "nach Paragraf 15 der Kirchenverfassung das Moderamen des Synodalverbandes als Notpresbyterium die Leitung und Verwaltung der Gemeinde" übernommen.

Das "Moderamen" — darunter auch Präses Pfarrer Simon Froben — habe Gespräche mit den amtierenden und zurückgetretenen Presbyterinnen und Presbytern der laufenden Wahlperiode, den Kandidaten und der Kandidatin der Gemeindewahl vor gut einem Jahr sowie mit Pfarrer Mann, der Gemeindesekretärin und dem Kirchnerehepaar geführt, heißt es in dem Schreiben weiter.

Unruhe in der Hugenottenkirche Erlangen

© Mark Johnston

Die Gesamtschau der Gespräche habe das "Moderamen" zu der einvernehmlichen Wahrnehmung geführt, dass den Rücktritten "nachhaltige Störungen" zu Grunde liegen, die sich nicht auf dem Wege der Neubesetzung des Presbyteriums beheben lassen. Deshalb habe das Moderamen in seiner Funktion als Notpresbyterium den Beschluss gefasst, die Versetzung von Pfarrer Johannes Mann zu beantragen. "Für die Zeit der Klärung des Antrags ruhen die Aufgaben von Pfarrer Johannes Mann in seinem Dienst für die Gemeinde."

Es komme nun dem Moderamen der Gesamtsynode zu, über den Antrag zu entscheiden. Dazu gehört auch eine Gemeindeversammlung. Der Termin ist dem Gemeindebrief zufolge noch nicht bekannt.

Für das Presbyterium in der reformierten evangelischen Kirche werden alle drei Jahre jeweils vier Presbyter für sechs Jahre gewählt. Die letzten Wahlen in der Hugenottenkirche fanden im Frühjahr 2018 statt.

Pfarrer Johannes Mann selbst war zunächst für unsere Zeitung nicht zu sprechen. Die Hugenottenkirche hat mit ihrem Pfarrer an der Spitze den Ruf, ein offenes, der Humanität verpflichtetes Gotteshaus zu sein, in dem man sich aktiv für Bedürftige einsetzt. Wichtig für sozial Benachteiligte wurde der von Mann gegründete Sonderfonds gegen Armut. Auch für Flüchtlinge setzte Pfarrer Mann sich dezidiert ein. Zuletzt engagierte er sich für einen Gedenkort für die Opfer der NS-Euthanasie.

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