Verletzte und randalierende Fans: Großübung in Baiersdorf

13.10.2018, 14:02 Uhr
Bei einer gemeinsamen Großübung von Rettungsdienst, Feuerwehr, THW, Bundespolizei und Deutscher Bahn in Baiersdorf sind sowohl die Retter als auch die Mimen erheblich gefordert gewesen.

© Klaus-Dieter Schreiter Bei einer gemeinsamen Großübung von Rettungsdienst, Feuerwehr, THW, Bundespolizei und Deutscher Bahn in Baiersdorf sind sowohl die Retter als auch die Mimen erheblich gefordert gewesen.

Ein Kran hatte an der Bahnbaustelle in Baiersdorf die Oberleitung herab gerissen, es qualmte, Funken sprühten, eine Verletzte Person lag neben dem Lkw, eine zweite im Führerhaus. Der Rettungsdienst wagte sich wegen der Hochspannung nicht zu dem Unglücksfahrzeug vor, zwei später eintreffende Feuerwehrleute schon. Sie wurden schwer verletzt, blieben (auf Anweisung der Beobachter) bewusstlos liegen. Denn sie hatten einen bösen Fehler gemacht.

Erst als der Notfallmanager der Bahn die Oberleitung geerdet hatte - das demonstrierte er den Einsatzkräften ausführlich - konnten die Personen gerettet werden. Wegen des Oberleitungsschadens hatte ein Zug eine Notbremsung hingelegt. 20 Reisende sind dadurch verletzt worden. Es saßen aber auch noch 60 Fußballfans in dem Zug, die böse randalierten. Sie trommelten wüst gegen die Fenster, schrien - doch der Zugführer öffnete die Türen nicht. Darum ging es so fürchterlich ab in dem Zug.

Erst nachdem die Bundespolizei eingetroffen war, wurden die Türen geöffnet. Polizei, Notärzte, THW und Rettungsdienst kämpften sich durch die "Randalierer" - das waren Bundespolizisten in Zivil - zu den Verletzten durch. Sie wurden zuerst versorgt und dann über eine Rettungsplattform aus dem Zug geholt. Währenddessen hielt die Polizei die grölenden Fußballfans in Schach. Die aggressivsten von ihnen wurden im Polizeigriff nach draußen gezerrt, wurden an die Lärmschutzwand gestellt, wo schon andere Fans standen und wüst brüllten.

Aggressive Stimmung

Die Stimmung schien aggressiv, die Fans schrien die Polizisten an. "Hey alter, nimm den Helm ab, ich kenn dich", drohte einer, und andere schrien im Chor "Wir sind Fußballfans und keine Verbrecher" und "Ohne Helm und ohne Koppel seid ihr nichts". Es waren die Sprüche, die sich die Polizei immer wieder bei ihren Einsätzen bei Fußballspielen anhören müssen. Dabei trommelten die 60 Fans gegen die Lärmschutzwand, es dröhnte fürchterlich. "Das ist wie an jedem Wochenende bei uns", sagte der Einsatzleiter der Polizei ganz cool. Er hatte wie immer alles im Griff.

In all dem Chaos versorgten THW und Rettungsdienst die 20 Verletzten, führten, trugen und fuhren sie auf Rettungsplattformen, die auf den Schienen rollten, zur Sammelstalle. Dann wurden die Fußballfans am Bahndamm entlang im Gänsemarsch vom Zug weg geführt, eng begleitet von der Polizei. Selbst für unbeteiligte Zuschauer war das ganze Szenario kaum zu ertragen, so realistisch war es. Für die Retter darf man hoffen, dass sie so etwas nie wirklich erleben müssen.

Die vielen Prüfer, die das Einsatzgeschehen mit den 230 Übungsteilnehmern und 120 Statisten beobachteten, machten sich fleißig Notizen, gaben aber keine Anweisungen. In den nächsten Wochen erst soll die Übung besprochen werden, um Verbesserungspotenzial in der Zusammenarbeit der verschiedenen Organisation auszumachen. Beispielsweise muss geklärt werden, warum die zuerst alarmierte Leitstelle der Bahn die Integrierte Leitstelle in Nürnberg erst mit Verzögerung informierte. Darum dauerte es eine gute Viertelstunde, bis die ersten Sirenen rund um Baiersdorf zu hören waren und die Feuerwehren ausrückten.

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