Wahnsinn und Eifersucht

15.7.2008, 00:00 Uhr

Georg Büchner starb, bevor er das Stück zu Ende bringen konnte. «Woyzeck» ist daher Fragment geblieben. Durch die Betonung des fragmentarischen Charakters überzeugt auch die Inszenierung des «AMVi-Theaters». Bruchstückhaft wird dem Zuschauer die Psyche des Menschen Franz Woyzeck vorgeführt. Die innere Zerissenheit spiegelt sich in der äußeren Form wider. Ein aufwendiges Bühnenbild benötigt das Ensemble nicht, um eine dichte Atmosphäre zu schaffen und den Zuschauer in Woyzecks düstere Welt zu entführen.

Hetzende Darsteller

Die Kulisse ist karg. Auf der sonst leeren Bühne stehen lediglich Stepboards herum, über die die Darsteller hinweghetzen. Ganz wie im Fitnessstudio um die Ecke. Getreu dem Untertitel der Inszenierung: «Shape your body with Friedrich Johann Franz». Rastlos jagt Woyzeck von einer Szene zur nächsten. Nicht enden wollende körperliche und seelische Strapazen. Psychische Entgleisung wird in physischer sichtbar.

Autoritärer Hauptmann

Regisseur Mario Matthias stellt den Protagonisten schon zu Beginn des Stücks als geistig gestörten Mann dar. Woyzeck und dessen Kamerad Andres werden unisono von Hauptdarsteller Alex Brandl gespielt. Worin Woyzecks Schizophrenie begründet liegen könnte, erahnt der Zuschauer bei den Begegnungen mit dem autoritären Hauptmann und der skrupellosen Frau Doktor, die seine Armut missbraucht und ihn als Versuchsobjekt benutzt. Woyzeck begegnet den beiden Personen aus höherer Schicht mit Unterwürfigkeit. Als ihn seine Geliebte Marie mit dem Tambourmajor, ebenfalls von höherem gesellschaftlichem Rang, betrügt, verfällt Woyzeck völlig dem Wahnsinn. Seine Armut und die gesellschatliche Geringschätzung hat er ertragen, Marie zu verlieren kann er nicht ertragen. Seine Eifersucht wird zum Auslöser, der ihn zum Mörder macht.

Eine fesselnde Inszenierung mit sehr guten Akteuren. JANINA FUNK

Letzte Vorstellung: Donnerstag, 17. Juli, um 18 Uhr im Verbindungshaus der AMV Fridericiana, Glückstraße 3.