Was für ein Kampf! Der HCE zeigt seine Geheimwaffen

18.11.2019, 17:24 Uhr
Was für ein Kampf! Der HCE zeigt seine Geheimwaffen

© Foto: Stefan Hippel

Staunen gab es am Sonntagvormittag auf beiden Seiten. Wobei das über Bob Hannings Outfit – der schillernde Gästetrainer trug einen mindestens gewagten weiß-braunen Trainingsanzug –, ja irgendwie erwartbar gewesen war. Wirklich überraschend war das Staunen auf Berliner Seite. Gewohnt war die Mannschaft Kantersiege aus einer Saison in der A-Jugend-Bundesliga, die ein wenig so anmutete wie ein locker-leichter Spaziergang an der Spree: 42:18 gegen Großwallstadt, 35:19 gegen Aue, 35:22 gegen Burgdorf – "die Füchse haben die beste A-Jugend der Welt", hatte Johannes Heufelder, Erlangens Coach, zurecht ein Endspiel angekündigt, das dann gar keines wurde. Berlin war als punktverlustfreier Spitzenreiter längst für die Meisterrunde qualifiziert, Erlangen hatte jene am Vortag kampflos verpasst – durch den Sieg von Gelnhausen über Großwallstadt.

Trotzdem entwickelte sich dann ein Jugendspiel, das mit ziemlicher Sicherheit das beste war, was man mindestens seit der legendären CSG-Jugend der 80er Jahre in Erlangen gesehen hat: Auf der einen Seite die durch die Saison fliegenden Berliner (unter anderem mit dem starken Lichtlein-Neffen Nils), auf der anderen den Underdog HC Erlangen, der extra zwei Geheimwaffen ausgepackt hatte, Daniel Mosindi und Yannik Bialowas aus der U23 standen überraschend im Aufgebot.

Mosindi, israelischer A-Nationalspieler, warf vor nicht allzu langer Zeit gegen Deutschland sechs Tore, Bialowas spielte als 17-Jähriger vergangene Saison Bundesliga für den VfL Gummersbach. "Beide", sagte Heufelder hinterher, "haben kein einziges Mal mit uns trainiert." Das merkte man daran, dass ein Zusammenspiel mit den Kollegen eigentlich nicht stattfand. Jedoch war die individuelle Klasse derart überragend, dass Bialowas und Mosindi nicht nur zusammen elf Treffer erzielten, sondern obendrein reihenweise Zeitstrafen und Siebenmeter provozierten: Die Überflieger von der Spree waren körperlich unterlegen.

Wurfgewalt und internationale Erfahrung

"Ich habe länger nicht mehr Jugend gespielt", gestand Mosindi, "es hat Spaß gemacht." Vor allem deshalb, weil er mit seinem Hochgeschwindigkeits-Wackler Zweikämpfe bereits gewann, bevor sie überhaupt begannen. Bialowas steuerte unbändige Wurfgewalt bei – es ist wohl eine Frage der Zeit, bis er auch in Erlangen erstmals bei den Profis auf der Bank sitzen darf.

So staunte also Berlin: Es führte allen Ernstes stets der HC Erlangen, mit einem für die Gäste glücklichen 18:18 ging es in die Pause – denn soviel vorn gelang, sogar ein Kempa-Trick, begleitet vom schönsten Bild des Tages, einem ungläubig kopfschüttelnden Hanning, so wenig funktionierte die Deckung. Weil aber auch Tim Bauder vom Siebenmeterpunkt sicher verwandelte, blieb es weiter eng, auch als bei den Geheimwaffen, beide am Vortag schon in der U23 im Einsatz, die Kraft nachließ.

"Riesengroße Ehre"

Drei Ballverluste von Bialowas und Mosindi in der Crunchtime brachten zwar Berlin dann doch auf die Siegesstraße, wirklich enttäuscht war trotzdem nach dem 31:33 kein Erlanger: "Die offene Deckung der Berliner hat viel Kraft gekostet, wir mussten viel laufen", fand Oskar Eule, ein mindestens genau so großes HC-Talent, "dadurch hat uns hinten die Kraft gefehlt." Negatives wollte auch sein Trainer nicht finden: "Ich bin nur noch stolz, wie wir Berlin heute bis zum Schluss beschäftigt haben." Für Mosindi war der Ausflug in die Jugend gar "eine riesengroße Ehre gegen Berlin und diesen Trainer, ich habe gern geholfen".

HCE: Klein, Braun; Eule 4, Weber 2, Fröse 1, Mosindi 4, Bauder 9/8, Stöckl 1, Lucca Bialowas, Stellmacher 1, Yannik Bialowas 7, Dannhäuser 1, Duvancic 1.

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