Weiterhin geschlossen: So geht es Erlanger Kneipen und Clubs

26.5.2020, 09:32 Uhr
Weiterhin geschlossen: So geht es Erlanger Kneipen und Clubs

© Klaus-Dieter Schreiter

"Wir leben derzeit von den Ersparnissen", sagt Oliver Stockmann, der gemeinsam mit Benjamin Porwol und Daniel Nowak unter anderen den Barklub Erlkoenig an der Nürnberger Straße betreibt. Während Biergärten und Speiselokale wieder öffnen dürfen, müssen Bars, Clubs und Kneipen wegen der Corona-Pandemie geschlossen bleiben. Davon gibt es in der Studentenstadt Erlangen einige. Allerdings sind derzeit nur wenige Bars und Kneipen überhaupt erreichbar. Es herrscht Endzeitstimmung: Bei einigen scheint das Telefon abgeschaltet zu sein, bei anderen läuft der Anrufbeantworter, der aber offenbar nicht abgehört wird, und auch auf Anfragen über Facebook gab es keine Reaktion.

Das Erlkoenig-Team hingegen versucht derzeit mit Crowdfunding an ein wenig Geld zu kommen, bieten für eine Spende als Gegenleistung ein Whiskeytasting, einen Cocktailkurs oder ein "TastyMenü" an. Auch ein Live-Stream mit DJs lief am Samstag. "Ansonsten hoffen wir, dass wir bald wieder aufmachen können und versuchen so lange wie möglich durchzuhalten". Wenn das nicht gelinge, "dann müssten wir für immer zusperren". Auf Facebook wird man noch deutlicher: "Unser Erlkoenig ist akut in seiner Existenz bedroht", heißt es dort. Zwar sei vor dem Barklub an der Fußgängerzone auf dem Gehweg genügend Platz, aber da man nun mal keine Gaststätte sei, komme ein Straßencafé-Betrieb nicht infrage. Und selbst wenn man wieder öffnen dürfte: Disko oder Bar und Abstand halten, das widerspreche sich einfach, sagt Oliver Stockmann: "Da will man Körperkontakt".

Dem Club "Transfer" an der Westlichen Stadtmauerstraße geht es ähnlich schlecht. Volkmar Ziche hat zwar 4000 Euro Corona-Hilfe bekommen. Aber das reicht nicht, um die laufenden Kosten zu decken. Darum versucht er nun, den Club mit dem Verkauf von Gutscheinen über Wasser zu halten, auf die er zehn Prozent Rabatt gibt und die fünf Jahre lang gültig sind.

Weiterhin geschlossen: So geht es Erlanger Kneipen und Clubs

© Foto: Schreiter

Ziche trifft es besonders hart, da er seinen erfolgreichen Biergarten an den Gleisen neben der Unterführung gegenüber seines Clubs aufgeben musste, weil Stadt und GGFA dort ein Fahrradparkhaus bauen wollen. Wann das aber kommt, steht noch in den Sternen. Darum versucht Ziche nun, das Grundstück von der Bahn zu pachten, um dort den Biergarten wieder zu eröffnen. Getränke soll es am Transfer-Fenster geben. Weil auch noch seine Schnaps-Geschäfte auf der Bergkirchweih ausfallen, will er nun versuchen, auf dem Marktplatz einen Mini-Schnapsstand genehmigt zu bekommen, um über die Runden zu kommen. Da sei er noch mit der Stadt im Gespräch. "Ich bin der Gearscheste der Welt", kommentiert er frustriert. Die jetzige Arbeitslosigkeit nutzt er nun, um das "Transfer" etwas neu her zu richten.

"Wir haben Glück, weil uns die Räumlichkeiten gehören", sagt Daniel Stehle vom "Klimperkasten" an der Heuwaagstraße. Damit fällt keine Pacht an, doch sind die Nebenkosten trotzdem da. Darum habe man 9000 Euro als Corona-Hilfe beantragt, auf die man allerdings noch warte. Der Betrag würde bis zum Sommer reichen. "Anfang Juli, denke ich mal, werden wir dann direkt in die Sommerpause gehen, um im September endlich wieder öffnen zu können", hofft Stehle.

Live-Stream mit Lili Marleen

So lange noch geschlossen ist, spielen jede Woche verschiedene Musiker im Klimperkasten. Die Konzerte werden per Live-Stream übertragen. Geld, das dabei gespendet wird, fließt an die Musiker. Ein ganz besonderes Schmankerl hat Daniel auch noch bereit: Am 8. Juni, wenn eigentlich das Fass auf der Bergkirchweih, die längst abgesagt wurde, begraben werden würde, kommen die Moskitos in den Klimperkasten.

Da wird dann per Live-Stream das Fassbegraben gefeiert. "Mit Lili Marleen", verspricht Daniel. Gerade verabrede er sich noch mit anderen Wirten, um zu klären, wo überall dieser Stream gezeigt wird. Ansonsten würde das alles "ganz schön weh" tun.


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