"Welche Wende?": Erlanger Theaterstück zum Mauerfall

7.11.2019, 15:00 Uhr

© Foto: Jochen Quast

Wenn die beiden Teile einer Ehe Wiebke West und Olaf Ost heißen und zudem gerade ihren 30. Hochzeitstag feiern (im November vor 30 Jahren – war da nicht was?), wird schnell ersichtlich, wohin der Hase läuft. "Welche Wende?" lautet der Titel einer Stückentwicklung, deren Uraufführung das Theater Erlangen an den Anfang seines "Ost-West-Festivals" am kommenden Wochenende stellt (wir berichteten). "Welche Wende?" hat morgen ab 20 Uhr in der "Garage" Premiere.

Regisseurin Franziska-Theresa Schütz verfügt über ein wenig "Stallgeruch": Sie ist in Ost-Berlin geboren, hat aber nur einen "kleinen Teil" ihrer Kindheit dort verbracht und konnte also nur "kindliche Erinnerungen" beisteuern.

Wie auch immer: Von Anfang an stand für die "Stückentwickler" Schütz, Intendantin Katja Ott, Dramaturgin Karoline Felsmann und Bühnen- und Kostümbildner Philipp Kiefer fest, das anvisierte Thema, 30 Jahre Wendezeit, in eine Geschichte einzubetten. Es wurde diskutiert, gelesen, improvisiert – und die Idee ausgebaut, anhand einer deutsch-deutschen Ehe 30 Jahre deutsche Geschichte lebendig werden zu lassen. (Dass das 30. Hochzeitsjubiläum tatsächlich als "Perlenhochzeit" bezeichnet wird, musste erst gegoogelt werden.)

Also: Wiebke aus Bonn und Olaf aus Bautzen lernten sich in der Nacht, als die Mauer fiel, auf eben dieser kennen und dann auch lieben, am Tag der deutschen Einheit (3. Oktober 1990) folgte die Hochzeit. Später folgten Kinder, aber wie es halt so ist, nach so vielen Jahren hängt eine Beziehung dann doch ziemlich durch. Was macht man? Man geht zur Paartherapie, denn "wir müssen reden".

Dabei kommt alles auf den Tisch, in der Rückschau werden Krisen, Konflikte, Fakten, Emotionen, Biografien durchgearbeitet, die subjektiven Perspektiven und Anschauungen prallen aufeinander, Gefühlswelt West trifft auf Gefühlswelt Ost, und die Politik ist sowieso allgegenwärtig. Viele Original-Töne von damaligen Original-Nachrichten werden eingespielt, und es soll deutlich gemacht werden, wie Politik ins Private hineinwirkt. "Es ist spannend", sagt Karoline Felsmann, "Klischees durch Reflexion auseinander zu nehmen."

Zuschauer als Gäste

Und dann geht man zur Festtafel, denn man schreibt den 3. Oktober 2020 – 30 Jahre Ehe. In der Mitte der "Garagen"-Bühne ist eine Feiertafel aufgebaut, die sich gegenüber sitzenden Zuschauer "spielen" die geladenen Gäste. Mittendrin statt nur dabei, 90 pausenlose Minuten lang. Karoline Felsmann: "Wir sind bemüht, jeden bei diesem Thema mitzunehmen."

Karten unter Telefon (0 91 31) 86 25 11 oder online.

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