Wenn sich die Erlanger ihre eigene StUB machen

9.2.2018, 06:00 Uhr
Wenn sich die Erlanger ihre eigene StUB machen

© Harald Sippel

Oberbürgermeister Florian Janik zeigte sich positiv überrascht über die "Seriosität und Detailliertheit der Vorschläge und Pläne" verschiedener Bürgergruppen, die mehr als ein halbes Dutzend eigener Trassenvorschläge eingereicht hatten und diese mit eigenen Planskizzen auch vorstellten. Der Planungsbereich deckt(e) dabei den gesamten Streckenverlauf vom Nürnberger Wegfeld – dem jetzigen Endhaltepunkt der Straßenbahnlinie 4 – bis ins Zentrum Herzogenaurachs ab.

Zur Vorbereitung des dem Baubeginn vorausgehenden Raumordnungsverfahrens werden vom StUB-Zweckverband in den kommenden Wochen neben der bekannten Vorschlagsvariante weitere mögliche Trassenführungen gesammelt. Dazu gehören Details, wie beispielsweise die Trassenführung über eine Parallelstraße, ebenso wie grundsätzlich andere Möglichkeiten des Linienverlaufs. Bei den im Redoutensaal vorgestellten Arbeiten gab es zahlreiche Abweichungen von den allerdings selbst nur "groben" Vorstellungen des Zweckverbands.

Nahe an Arbeitsplatz

Das begann mit einem Vorschlag einer Tennenloher Initiative, die den im "offiziellen" Planvorschlag vorliegenden Streckenverlauf als ungenügend ansieht, da er weder die wesentlichen Arbeitgeber noch die Wohnbevölkerung in Tennenlohe wirklich nah erreicht. Ein Vorschlag, die StUB-Trasse vom Süden her über die Autobahnbrücke in den Ortskern zu führen – mit der Option, auch Reutles und Großgründlach einzubeziehen –, hätte nach Ansicht der dortigen Initiative viele Vorteile, auch wenn eine Trasse durch die dichte Wohnbebauung sicher nicht leicht zu finden sei.

Einige der Trassen-Alternativen – vor allem über den Büchenbacher Damm wollen Schwächen bei der Einbeziehung der Wohnbevölkerung durch Varianten verbessern. Am konsequentesten tut dies ein Entwurf des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) von Andreas Brock: Der will die StUB bereits im Stadtbereich durch die Fußgängerzone, über den Martin-Luther-Platz, den Dechsendorfer Damm und durch die Möhrendorfer Straße über den Kanal ins Herz der Büchenbacher Neubaugebiete fahren lassen, und so möglichst viele Bürger erreichen. Die Enge der Bebauung schreckt Brock nicht ab – anderswo führen Straßenbahnen auch durch enge Straßen.

Ein zweiter VCD-Entwurf, den Matthias Striebich vorstellte, ist schon seit längerem bekannt und sieht eine Trassenführung durch den Anger und am Rande Brucks vorbei, um auch hier die Bewohner aufzusammeln. Die Beschäftigten im Siemens Campus will einen Entwurf erreichen, der von der Bundesstraße 4 kommend in den Campus abbiegen lässt und bei der Felix-Klein-Straße wieder "herauskommt". Und schließlich kommen auch die Befürworter der alten "Fuchtl"-Trasse zu Wort, die die aufgelassene Aurachtal-Bahn wiederbeleben wollen. Sie sehen damit zumindest den südlichen Teil Herzogenaurach gut an das S-Bahn-Netz Nürnberg angebunden, wollen damit aber einen alternativen Trassenverlauf der StUB über Häusling nach Herzogenaurachs Norden nicht infrage stellen.

Gegen teure Unterführung

All diesen Entwürfen ist eines gemeinsam: Sie würden ohne eine aufwendige Unterführung der Bahnlinie am Erlanger Hauptbahnhof auskommen, der VCD-Entwurf von Andreas Brock hätte als Verknüpfungspunkt den Hugenottenplatz. Und er ließe sowohl an den Arcaden wie am Martin-Luther-Platz die Möglichkeit zu, die Linie auch nach Osten zu erweitern.

Diese Variante ist nämlich nach Überzeugung von Esther Schuck von der BI Mobilität im Schwabachtal, keineswegs vom Tisch, zumal die Rentabilitätsbewertung der Strecke zumindest bis Uttenreuth positiv ausfalle.

"Indem wir Ideen und Anregungen aufnehmen, gehen wir sicher, nichts zu übersehen und am Ende eine möglichst optimale Lösung zu finden", sagt Daniel Große-Verspohl, der Geschäftsleiter des Zweckverbandes zu der Fülle an (neuen) Ideen.

Ab Anfang April werden alle erfassten Anregungen anhand festgelegter Kriterien bewertet, erklärt der Verkehrsgutachter Martin Arnold von Intraplan. Er ist auch der Verfasser der bisherigen Kosten-Nutzen-Untersuchung. Ziel des zeitlich strukturierten Vorgehens sei es, mit den konkreten Planungen zur StUB zügig voranzukommen, so Große-Verspohl im Hinblick auf das anstehende Raumordnungsverfahren. Dieses muss konkreten Bauplänen vorausgehen, um großräumige Zusammenhänge zu erfassen und zu bewerten.

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