Wie die Römer spinnen lernten

26.8.2010, 07:29 Uhr
Wie die Römer spinnen lernten

© Ehapa

Dabei wurde kein einziges Bild verändert. Über die Kunst und die Konflikte der Übersetzer wird seit einigen Jahren in der "Erlanger Übersetzerwerkstatt" diskutiert. Das ist eine Abteilung des Poetenfests, allerdings von der Öffentlichkeit weniger beachtet als die anderen Lesungen und Podiumsgespräche. Das könnte sich in diesem Jahr ändern. Denn am Freitagnachmittag referiert in der Werkstatt ein ausgesprochen populärer Übersetzungs-Star: die Asterix-Übersetzerin Gudrun Penndorf (17 Uhr).

Eigentlich hat Gudrun Penndorf ihre Dolmetscher-Ausbildung für Französisch und Italienisch im Blick auf die Fachgebiete Wirtschaft und Recht absolviert. Aber dann ist sie in der Comic-Branche hängen geblieben. Für den Ehapa Verlag hat sie viele Walt-Disney-Taschenbücher aus dem Italienischen übertragen. Und aus dem Französischen das Meiste, was der grandiose Szenarist René Goscinny verfasst hat: die Alben mit den Hauptfiguren Lucky Luke und Isnogud - und 29 Bände Asterix!

Gudrun Penndorf verdanken wir so einprägsame Formulierungen wie die Bemerkung des Dorfältesten Methusalix in "Das Geschenk Caesars": "Ich hab nichts gegen Fremde. Einige meiner besten Freunde sind Fremde. Aber diese Fremden da sind nicht von hier." Oder den Ausruf eines römischen Offiziers über seine Legionäre: "Sie sind alle so dumm - und ich bin ihr Chef." Oder den Sprachrhythmus der Engländer: "Gute Güte! Dieses Schauspiel ist überwältigend. - Es ist. Ist es nicht?" Und selbstverständlich das unsterbliche Zitat: "Die spinnen, die Römer". Das hätte auch anders ausgehen können. In einer früheren Übersetzung hieß es nämlich: "Uii, die Römer sind doof!". Da wurde weder der Duktus des Französischen gewahrt, noch ist diese Formulierung zitatreif.

Um solche Qualitäten zu erzielen, bedarf es der Übersetzung als Kunstform. Und die hat Gudrun Penndorf beherrscht. Ihre ersten Übertragungen hat sich Asterix-Texter Goscinny übrigens ins Französische rückübersetzen lassen. Er war durch die Sprachverfälschungen bei Kauka gewarnt. In der Erlanger Werkstatt wird Gudrun Penndorf zu den Asterix-Übersetzungen sprechen. Der Gallier ist inzwischen in die Hände anderer Dolmetscher gefallen. Das ihm nicht unbedingt zum Vorteil gereicht - vor allem in dem Band "Asterix und Latraviata", in dem hemmungslos mit aktuellen Politikernamen gekalauert wurde.

Doch Gudrun Penndorf hat sich vom Ehapa Verlag getrennt, weil ihr zunächst keine Anteile an der nächsten Runde der Übersetzungsspirale gewährt wurden. Schließlich hat man "Asterix" inzwischen in jede denkbare Mundart gezerrt. Und alle Dialektautoren haben Penndorfs Übersetzungen als Grundlage genommen. Wie könnte es sonst auf Fränkisch heißen: "Däi hom an Baddscher, däi Römer"?

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