Zeichen der Hoffnung: Friseure in Erlangen lassen Licht an

25.1.2021, 05:58 Uhr
Zeichen der Hoffnung: Friseure in Erlangen lassen Licht an

© Klaus-Dieter Schreiter

Auch in Sabine Keitels Friseursalon an der Hertleinstraße brannte Licht. Mit Schwarzarbeit hatte das nichts zu tun. "Um mir ein bisschen was zu verdienen, würde ich auf keinen Fall riskieren, nie wieder aufmachen zu dürfen", sagt Keitel. "Wir lassen das Licht an", lautete die Aktion von Friseurmeisterin Petra Zander, Vorstandsmitglied im Landesinnungsverband des bayerischen Friseurhandwerks. Von Freitag 8 Uhr bis Samstag 8 Uhr machten die bayerischen Friseure damit auf sich aufmerksam, auch Erlanger Geschäfte beteiligten sich. "Wir wollen 24 Stunden sichtbar bleiben und geben nicht auf", schrieb Petra Zander in einer Pressemitteilung.

Für Sabine Keitel war es höchste Zeit, ein Zeichen zu setzen. Dass sie nie wieder aufmachen wird, hält sie, falls ihr die Berufsausübung weiterhin verboten wird, für möglich. "Wenn wir nach Ende des Februars immer noch nicht arbeiten dürfen, werde ich mir ernsthaft Gedanken machen müssen, ob ich nicht etwas anderes tun werde."

Kunden erkundigen sich

Von manchen Kunden wird sie schon gefragt, ob sie ihnen nicht einen Besuch abstatten wolle, mit Scheren und Kamm versteht sich. Keitel versteht das, lehnt aber ab. "Es gibt dann keine Diskussion, meine Kunden wollen mich nicht in so eine Situation bringen." Nein, die meisten Kunden rufen sie an, um zu fragen, wie es ihr geht – und wie lange sie noch durchhalten kann. In der Hoffnung, ab Mitte Februar wieder Haare schneiden zu dürfen, hat sie viele Termine vergeben. Ob diese Termine tatsächlich stattfinden werden, ist die große Frage, die ihr derzeit niemand beantworten kann.

Nach dem ersten Lockdown im Frühjahr war Keitel noch besser auf die Politik zu sprechen. Zwar mussten sie und ihre Kollegen ihre Salons quasi von jetzt auf gleich schließen, doch der Staat tat, was er versprochen hatte: Entschädigung floss. Viel war es nicht. "Ich habe etwa ein Drittel von dem bekommen, was ich sonst in diesem Zeitraum verdient hätte. Das reicht, um die Fixkosten zu bezahlen, für mehr aber nicht." Trotzdem gelang es Keitel, ihre beiden Angestellten zu behalten.

Zeichen der Hoffnung: Friseure in Erlangen lassen Licht an

© Klaus-Dieter Schreiter

Und jetzt? "Mein Steuerberater hat mir gesagt, dass wir aus der Dezemberhilfe fallen, weil wir ja in einem Teil dieses Monats noch arbeiten durften." Von einer Januarhilfe hat Keitel noch nichts gehört, das Vertrauen in die Politik ist schwer erschüttert. Auch durch ihre Ausfallversicherung erhält sie kein Geld. "In den Bedingungen ist nirgendwo von einer Pandemie die Rede." Auch wenn Keitel das Wasser bis zum Hals steht, denkt sie an Kollegen, denen es noch schlechter geht: "Ich denke, dass viele diese Krise nicht überleben werden."

Viele Geschäftsaufgaben

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Diese Befürchtung bestätigt Claudia Kandler, Obermeisterin der Friseurinnung Erlangen und Inhaberin der zwei Filialen von Naturfriseur Haarpracht. "Mich haben bereits viele Kollegen kontaktiert, die ihr Geschäft aufgeben werden. Der wirtschaftliche Schaden steht in keinem Verhältnis zur Effektivität der Schutzmaßnahmen." Wer keine verständnisvolle Bank habe, werde große Probleme bekommen. Kandler hat selbst zwölf Angestellte, die um ihre Anstellung bangen. Sie stellt aber klar: "Ich möchte keinen Kredit, sondern wieder arbeiten dürfen. Wir hoffen, dass es Mitte Februar für uns Friseure wieder losgehen kann."

Auch Sabine Keitel hat Hoffnung, Friseurin zu bleiben. Sie möchte auch nichts anderes machen: "Es ist mein Traumberuf. Hier habe ich jeden Tag Erfolgserlebnisse."

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