Verkehrswandel

Zugunsten der Öffis: Parken in Erlangen soll deutlich teurer werden

18.11.2021, 18:30 Uhr
Der Großparkplatz soll zukünftig nach Willen der Stadt die Langzeitparker beherbergen. Von hier aus soll die kostenfreie Kliniklinie die Autofahrer zu Fuß in die Stadt bringen.

© Harald Sippel Der Großparkplatz soll zukünftig nach Willen der Stadt die Langzeitparker beherbergen. Von hier aus soll die kostenfreie Kliniklinie die Autofahrer zu Fuß in die Stadt bringen.

Will man eine Stunde etwa in der Inneren Brucker Straße sein Auto parken, so kostet das momentan 1,50 Euro. Geht es nach der Stadt Erlangen, müsste der Preis deutlich nach oben gehen - wenn man denn überhaupt noch in der Inneren Brucker Straße eine volle Stunde parken kann. "Die Relation muss in Zukunft stimmen", sagt Josef Weber, Referent des Amts für Planen und Bauen der Stadt. Orientieren möchte man sich dabei an den Kosten des öffentlichen Personennahverkehrs. "Eine Stunde parken", schließt Weber daraus, "darf nicht günstiger sein als eine Busfahrt". Diese kostet derzeit innerhalb des Stadtgebietes 2,40 Euro. Will man aus der Stadt auch wieder mit dem Bus nach Hause oder zum geparkten Auto fahren, muss man also 4,80 Euro bezahlen. Für dieses Geld könnte man derzeit also etwas über drei Stunden sein Auto in der Inneren Brucker Straße abstellen.

"Wir wollen kein Geld damit verdienen"

"Wir wollen aber gar keine Euro- und Cent-Diskussion, denn Geld wollen wir mit der Preiserhöhung gar nicht verdienen", behauptet Weber. Es gehe mehr darum, durch eine deutliche Preiserhöhung, die Menschen zum Umdenken in ihrer Mobilität zu bewegen. Der Preis sei da vielmehr symbolischer Natur, aber "eine wichtige Schraube", dieses Umdenken vom Pkw auf den ÖPNV anzustoßen, glaubt Weber.

Weitere Stellschrauben beim Thema Parken sind, so Webers Mitarbeiter Christian Korda, Leiter der Mobilitätsplanung der Stadt, auch die Parkdauer und die Situation für Anwohner. "Wenn ich das Parken zum Beispiel für den Einzelhandel optimiere und in der Innenstadt nur noch sehr kurze Frequenzen habe, in denen ich attraktive Parkplätze zum Einladen und Liefern anbiete, macht es keinen Sinn mehr, wenn die Bürger bequem mit dem Handy einfach die Parkzeit verlängern und das Parkkontingent neu aufladen können." Vielmehr möchte die Stadt erreichen, dass Dauerparker den Großparkplatz ansteuern und mit der dann kostenfreien Kliniklinie in die Alt- und Innenstadt pendeln. "Es muss ins Bewusstsein, dass man - auch wenn man am Großparkplatz parkt - trotzdem zügig die Innenstadt erreicht", findet Korda.

1000 freie Stellplätze in Parkhäusern

Wer dauerhaft in der Stadt auf sein Auto angewiesen ist, soll fortan zum Beispiel einen der rund 1000 freien Stellplätze in den Parkhäusern erhalten können. Auch Anwohner sollen weiterhin in ihren Zonen kostengünstig ihr Auto abstellen. Es muss dann nach der Logik Webers aber teuer werden, wenn die Anwohner oder Pendler ihr Auto dafür nutzen, um innerhalb der Stadt umherzufahren und das Auto umzuparken. "Ziel muss es dauerhaft sein, den ÖPNV zu nutzen - einfach, weil er günstiger und damit attraktiver ist", so Josef Weber.

Doch die Rechnung der Stadt hat zum derzeitigen Zeitpunkt noch einen nicht unerheblichen Haken: Bayernweit ist gesetzlich eine Obergrenze festgelegt, was in jeweiligen Kommunen eine Stunde Parken kosten darf. Dieser Deckel liegt für die Stadt Erlangen derzeit bei 2,60 Euro für 60 Minuten - 1,30 Euro für die Hälfte. Das führt dazu, dass bei stetig steigenden ÖPNV-Preisen die wertvolle Relation, um auf den ÖPNV umzusteigen, alles andere als attraktiv ist. "Hier wollen wir über den Städtetag immer wieder den Landtag daran erinnern, dass er diese Deckelung auf Dauer aufheben muss, um einer echten Verkehrswende nicht im Weg zu stehen", sagt Josef Weber. Denn: "Kosten und Nutzen des Parkens muss dem ÖPNV-Angebot folgen." Diese Verbindung besteht derzeit noch nicht, ist aber zwingend notwendig, so Weber.

Deckelung ist im Weg

Solange diese Deckelung weiter Bestand hat, geht die Rechnung der Stadt nicht auf. Weber hofft hier auch auf die neue Bundesregierung, dass sie die Attraktivität des ÖPNV im Sinne des Klimawandels erhöht. Erlangen geht sozusagen mit den ersten Konzepten für die Neugestaltung des Parkraums in der Innenstadt in eine Art Vorleistung.

Einen Beschluss in diesem Sinne möchte das Baureferat noch im zweiten Quartal 2022 im Stadtrat herbeiführen. Dann wird auch in der Inneren Brucker Straße eine Stunde Parken weit mehr als 1,50 Euro kosten.

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