Erlanger Abwasser wird auf Coronavirus untersucht

3.8.2020, 15:30 Uhr
Erlanger Abwasser wird auf Coronavirus untersucht

© Patrick Seeger, dpa

Mithilfe der gewonnenen Daten will das Team um Professor Jörg Drewes vom Lehrstuhl für Siedlungswasserwirtschaft eine Art Frühwarnsystem etablieren. Derzeit wird Wasser aus München, Erlangen, Augsburg, Starnberg, Freising und Weiden untersucht. Die Proben stammen aus dem Zulauf von Kläranlagen und werden auf den genetischen Fingerabdruck des Virus geprüft, wie Drewes erklärte. Aus dem Vorkommen der Spuren zieht das Team vor allem qualitative Rückschlüsse auf das Infektionsgeschehen.


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Ein Infizierter scheide das Virus bereits aus, auch wenn die Symptome noch nicht sehr ausgeprägt seien, sagt der Wissenschaftler. Daher ist das Virus dann auch im Abwasser zu finden.

Je nach Konzentration der Virus-Rückstände und auf einen gewissen Zeitraum gesehen könnten dann Rückschlüsse gezogen werden auf mögliche Neuinfektionen in Stadtteilen oder Straßenzügen. Ein Trend, ob und wo mehr Neuinfektionen entstanden sind, würde damit viel schneller vorliegen als wenn Patienten mit Symptomen zum Arzt gehen, ein Corona-Test ausgewertet wird und die Behörden die Infektion erfassen. Zudem könnten mit der Feststellung im Abwasser auch Infektionen erfasst werden von Menschen, die noch überhaupt keine Symptome zeigen, so Drewes.

Projekt läuft seit drei Wochen

Das Projekt läuft inzwischen seit drei Wochen mit wöchentlichen Probeentnahmen. Auch andernorts in Deutschland wollen Forscher mit Hilfe von Abwasserproben Rückschlüsse auf das aktuelle Infektionsgeschehen gewinnen. Solche Daten aus Kläranlagen könnten ein bundesweites Frühwarnsystem für regionale Ausbrüche ermöglichen.


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Lässt sich Virus-Erbgut im Abwasser nachweisen, bedeutet das nicht zwingend lebende Viren: Infizierte scheiden vielfach abgetötete Viren aus; auch in solchen nicht infektiösen Bruchstücken lässt sich Erbgut nachweisen. Die Studie soll noch einige Wochen andauern, möglicherweise können die Verfahren dann sogar flächendeckend eingesetzt werden und frühzeitig auf mögliche neue Hotspots oder einen Anstieg der Infektionen hinweisen.

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