Ernstfall? So bereitet sich die Region auf das Coronavirus vor

29.2.2020, 11:25 Uhr
Der Corona-Virus hat Franken erreicht. Stadt und Landkreis Bamberg handeln nun.

© Horst Linke, NN Der Corona-Virus hat Franken erreicht. Stadt und Landkreis Bamberg handeln nun.

Landrat Johann Kalb (CSU) wartete die Neuigkeiten aus der Staatskanzlei gar nicht ab und ließ schon vor der Kabinettssitzung in München per Pressemitteilung verkünden, dass er einen Krisenstab "Corona-Virus" für den Landkreis und die Stadt Bamberg eingerichtet habe. Mit der ersten Erkrankung in Mittelfranken liege auch eine neue Lage in der oberfränkischen Region vor, erklärte Kalb. Kommenden Dienstag werde der Krisenstab zum ersten Mal tagen.

Der Großteil der Landkreisbehörden in Nordbayern dagegen sieht zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Notwendigkeit für solche Schritte. "Es gab natürlich bereits Besprechungen bei uns deswegen, aber die Abläufe in den Behörden bei Epidemien sind rechtlich ja genau geregelt", sagt etwa Rolf List, Sprecher des Landratsamtes im Nürnberger Land, und verweist auf das bundesweit gültige Infektionsschutzgesetz (IfSG).

Bei einer Ausbreitung des Coronavirus wären die Behörden der einzelnen Bundesländer einschließlich der Gesundheitsämter zuständig und dürften dann unter anderem umfangreiche Kontrollmaßnahmen, auch auf privaten Grundstücken oder in Verkehrsmitteln aller Art, vornehmen. Personen kann im Verdachtsfall vorgeschrieben werden, einen Ort nicht zu verlassen, ebenso können Veranstaltungen oder Menschenansammlungen verboten werden.

Amtshilfe der Polizei möglich

Auch das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit könnte eingeschränkt werden, wenn sich die Situation verschlimmert, etwa wenn Behörden Blutentnahmen oder Abstriche von Haut oder Schleimhäuten verlangen. Und bei Problemen mit der Umsetzung von solchen Maßnahmen, zum Beispiel der Quarantäne von "Krankheitsverdächtigen" oder Ansteckungsverdächtigen", wie es im IfSG heißt, kann die Polizei zur Amtshilfe herangezogen werden.


Coronavirus: Zwischen Gelassenheit und Sorge


Von solchen Szenarien sind die zuständigen Behörden in der Metropolregion Nürnberg zurzeit aber noch weit entfernt, auch wenn zum Beispiel das Gesundheitsamt und das Landratsamt im Kreis Ansbach die Lage jeden Tag neu bewerten. Vier Verdachtsfälle auf eine Infektion mit dem neuen Erreger sind bislang in dem mittelfränkischen Landkreis aufgetreten, drei haben sich laut Carolin Emmert, Pressesprecherin des Landratsamtes, nicht bestätigt. Der vierte werde derzeit noch geprüft, sagte Emmert auf Anfrage der Fränkischen Landeszeitung.

Da Aufklärung und Prävention helfen, eine Ausbreitung zu verhindern, präsentieren viele Landratsämter auf ihren Internetseiten fortlaufend aktualisierte Informationen und Links. Oft stehen die Hinweise zum Coronavirus gleich auf der Startseite, und meist wird auf die Hotline (0 9131) 6808 - 5101 verwiesen, die das in Erlangen sitzende Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit inzwischen eingerichtet hat.


Warten auf die Ankunft des Coronavirus in Altmühlfranken


Bei einem Verdachtsfall, zum Beispiel bei Reiseheimkehrern aus Italien mit entsprechenden Symptomen, werden von behandelnden Ärzten vorsorglich die Richtlinien des Robert-Koch-Instituts, der deutschen Bundesoberbehörde für Infektionskrankheiten, umgesetzt. Diese schreiben in begründeten Verdachtsfällen beispielsweise gewisse Hygienemaßnahmen wie Atemschutzmasken für die Patienten und eine isolierte Behandlung vor.

Viele Vorsichtsmaßnahmen kommen jetzt bei einer ganzen Reihe von Amateurfußballern aus der Fränkischen Schweiz zum Tragen. Gleich drei Vereine, der TSC Pottenstein, der SC Kühlenfels und der SV Kirchenbirkig-Regenthal, hatten ihre Kicker ins Trainingslager an den Gardasee geschickt. Anfang dieser Woche reisten die meisten Spieler und Betreuer angesichts der Coronavirus-Fälle in Italien vorzeitig ab, und nach ihrer Rückkunft konnte ein Großteil von ihnen nicht an ihre Arbeitsplätze zurück. Aus Sicherheitsgründen wurden sie von ihren Firmen erst einmal freigestellt.

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