Verzweifelter Appell an Regierung

Existenzangst bei fränkischem Metzgereichef: "Stoppt dieses Grauen der Energiepreise"

Arno Stoffels

E-Mail zur Autorenseite

23.9.2022, 09:26 Uhr
Die Energiepreise drücken Metzgermeister Frank Rögele die Luft ab. 

© Metzgerei Rögele Die Energiepreise drücken Metzgermeister Frank Rögele die Luft ab. 

Es war eine kleine Sensation: Der "Dorfmetzger" Jürgen Reck aus Möhrendorf bei Erlangen (Kreis Erlangen-Höchstadt) und der Fleischsommelier Dirk Freyberger aus Nürnberg holten mit dem Team "Butcherswolfpack" bei den Metzger-Weltmeisterschaften in den USA den Titel. Sie überzeugten die strenge Jury in der kalifornischen Großstadt Sacramento mit ihren Wurst-Werken.

Doch abseits dieses Erfolgs steht es auch in der Region nicht gut um das Metzgerhandwerk. Die Zahl der Betriebe ist seit Jahren rückläufig: So gab es Mitte 2012 beispielsweise noch 573 Metzger in Mittelfranken, davon 59 in Nürnberg. Zehn Jahre später waren es in Mittelfranken nur noch 457 Metzgereien, davon 51 in Bayerns zweitgrößter Stadt.

Die Gründe sind vielfältig: fehlender Nachwuchs, Konkurrenz der Supermärkte und Discounter, das Finanzloch, das die Corona-Pandemie hinterließ, Personalnot und nun auch noch die galoppierenden Energiepreise.

Die pure Verzweiflung

Das veranlasste nun Frank Rögele als Chef der gleichnamigen Metzgerei in Gnodstadt (Landkreis Kitzingen) zu einem verzweifelten Appell an die amtierende Bundesregierung. Während der seit 1903 bestehende Traditionsbetrieb auf Facebook normalerweise die Angebote der Woche und das Mittagsmenü bewirbt, zeigt sich Rögele dort aktuell auf einem Foto vor der Fleisch- und Wurstvitrine. In den Händen hält er ein Schild. "Ohne Unterstützung geht bei uns das Licht aus", ist darauf zu lesen.

Begleitet wird das Bild von einem eindringlichen Aufruf: "Stoppt dieses Grauen !!!!!! der ENERGIEPREISE !! !!. Unseren Familienbetrieb gibt es seit fast 120 Jahren in Gnodstadt, der derzeit in vierter Generation geführt wird und die fünfte Generation bereits in den Startlöchern steht. Aktuell arbeiten in unserem Betrieb 9 wundervolle Mitarbeiter, die jeden Tag hart arbeiten und jeden Tag versuchen unseren Kunden ein Lächeln in das Gesicht zu zaubern", schreibt der Metzgermeister.

"Faire Energiepreise für alle"

Er fordert faire Energiepreise für alle Bürger und Unternehmen und ruft die Regierung auf, aufzuwachen und endlich zu handeln. "Wir wollen keine Zuschüsse, wir wollen so wie bisher auch: Hart arbeiten, Spaß an der Arbeit haben und den Kunden mit ruhigen Gewissen ein Lächeln in das Gesicht zaubern."

Das werde aber nicht mehr funktionieren, wenn sich die Preise weiter vervielfachen. Denn schon jetzt halten sich viele Kunden beim Einkauf zurück, die Mehrkosten für Strom und Gas oder auch Naturdärme, Fleisch oder Gewürze auf Schnitzel, Wiener, Polnische oder Presssack umzulegen, wird nicht funktionieren.

Sollte es so weitergehen, "geht auch bei uns über kurz oder lang das Licht aus, denn diese Preise können wir nicht erwirtschaften", warnt Rögele und dankt im selben Atemzug noch den treuen Kunden für "jede Unterstützung", denn "es betrifft uns alle."

Aktion des Fleischerverbands

Zuvor hatte der Deutsche Fleischerverband mit Blick auf die Energiepreisentwicklung und erwartete Steigerungen um das bis zu Fünf- bis Sechsfache eine großangelegte politische Aktion gestartet und alle Mitglieder aufgefordert, sich mit einem Foto und dem entsprechenden Schild zu fotografieren.

Ob es den Betrieben helfen und die Ampelkoalition speziell den Alarmruf aus Gnodstadt hören und die Metzgereien entlasten wird, bleibt abzuwarten.

9 Kommentare