Experten raten zu offenem Konzept

17.1.2009, 00:00 Uhr

Die geplante Überbauung der Rudolf-Breitscheid-Straße komme einer «Verstopfung der Hauptschlagader durch die Innenstadt» gleich, attestierte der Fürther Architekt Christofer Hornstein. Die Stadt gebe «leichtfertig» Planungshoheit und Hausrecht «an dieser sensiblen Stelle der Stadt» ab. Beides wird, wenn alles so läuft, wie Investor und die Verantwortlichen der Stadt Fürth es wollen, künftig von Sonae Sierra wahrgenommen. Dann, so die Befürchtung der Gegner, droht Konsumzwang in dieser zentralen Achse des Fürther Stadtzentrums. Nach bisherigen Erkenntnissen sollen zum Beispiel unnötiger Aufenthalt oder das Durchschieben von Fahrrädern nicht gestattet sein.

Die Stadt soll federführend bleiben

Aus Sicht des Architekten wäre es wesentlich sinnvoller, die Problemzonen Wölfelhöfe sowie Fiedler- und Commerzbankareal unabhängig voneinander zu erschließen. Bei alldem soll die Stadt federführend bleiben und einen offenen Ideenwettbewerb initiieren. «Engagieren Sie sich für ein nachhaltiges, stadtverträgliches Konzept, profilieren Sie sich als erster Investor, der so etwas umsetzt, und alles wird gut», appellierte Hornstein unter tosendem Applaus an die nicht anwesenden Verantwortlichen des portugiesischen Konzerns.

Auch Holger Pump-Uhlmann favorisiert offene Konzepte für die Innenstadtentwicklung. Der Braunschweiger Architekt beschäftigt sich seit einigen Jahren mit den Auswirkungen sogenannter Shopping Malls auf deutsche Innenstädte. Pump-Uhlmann hält die seit den 1990ern laufenden Bestrebungen, die Kaufkraft von der Peripherie zurück ins Zentrum zu holen, grundsätzlich für sinnvoll. «Das Problem besteht aber darin, dass Konzepte, die auf der grünen Wiese funktionieren, nicht eins zu eins auf die Innenstädte übertragbar sind», kritisierte er in Fürth.

Seine Untersuchungen haben ergeben, dass in sich abgeschlossene Einkaufscenter, wie sie vielerorts aus dem Boden gestampft werden, die gewachsenen Einkaufsstrukturen nicht ergänzen, sondern zerstören. Pump-Uhlmanns Fazit: «Es ist fraglich, ob der Bau einer Shopping Mall tatsächlich die Lösung für den innerstädtischen Einzelhandel ist.» Der Stadtentwicklungsexperte rät, sich nicht von Investoren treiben zu lassen.

Bei der Planung sind auch aus seiner Sicht offene Konzepte zu bevorzugen, die sich harmonisch ins Stadtbild einfügen und nicht nur dem Kommerz dienen. Thomas Nagel

Keine Kommentare