Expertin ist alarmiert: Bayerische Denkmäler in Gefahr

26.4.2019, 05:52 Uhr
Für die Sanierung des Ellinger Rathauses verlieh der Bezirk Mittelfranken im Jahr 2018 den Denkmalpreis.

© Wiltrud Gerstner M.A. Für die Sanierung des Ellinger Rathauses verlieh der Bezirk Mittelfranken im Jahr 2018 den Denkmalpreis.

"Das äußere Bild Bayerns wird durch seine Denkmäler geprägt, die wesentlicher Bestandteil unserer Kulturlandschaft sind", betont die mittelfränkische Bezirksheimatpflegerin Andrea Kluxen in einem empörten Schreiben an Bayerns Kunst- und Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU). "Gerade in Zeiten von Mobilität und Globalisierung gehören Denkmäler zu den identitätsstiftenden Faktoren. Sie fördern soziale Kommunikation, kommunale Integration und regionales Selbstbewusstsein", sagt sie.

Und genau diese Denkmäler sieht Kluxen nun in Gefahr. Um eine Million Euro sinken in diesem Jahr die Haushaltsmittel des Landesamtes für Denkmalpflege für Zuschüsse zu denkmalpflegerischen Maßnahmen laut dem aktuellen Haushaltsentwurf, im Jahr 2020 sind es laut Kluxen noch einmal 400.000 Euro weniger.

Werden Privatleute allein gelassen?

"Die Auswirkungen wären verheerend", meint Kluxen zu diesen geplanten Einschnitten. Die seit 1990 vorgenommenen Kürzungen hätten Lücken gerissen, die schon jetzt nicht mehr zu schließen seien. "Wie sollen private Eigentümer motiviert werden, ihr denkmalgeschütztes Gebäude zu erhalten, wenn sie vom Staat allein gelassen werden?", fragt sie und kritisiert heftig die Entstaatlichung der Denkmalpflege.

Unterstützung erhält sie dabei von der denkmalpolitischen Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion, der Schwabacherin Sabine Weigand, die der Staatsregierung "öffentliches Desinteresse" vorwirft und eine Nachbesserung des Haushalts fordert.

Minister Sibler hingegen betont, dass der Freistaat jährlich 13,5 Millionen Euro für den Entschädigungsfonds zur Verfügung stellt, durch den Eigentümer unterstützt werden können. "Denkmäler sind unser kollektives Gedächtnis. Wir müssen sie für unsere zukünftigen Generationen erhalten", sagt Sibler.

Bodendenkmalpflege bekommt mehr Geld

Das Ministerium betont, dass die Mittel für die Denkmalpflege nicht gekürzt, sondern sogar leicht um rund 72.000 Euro erhöht wurden. Allerdings wurden die Mittel umgeschichtet: Weniger Geld gibt es künftig für Baudenkmäler. Mehr Zuschüsse fließen dagegen in Bodendenkmäler. Auch für zusätzliche Stellen beim Landesamt für Denkmalpflege wird das Geld eingesetzt.

"Ein Grund für die Umschichtung zugunsten der Bodendenkmalpflege war der von den Kommunen mehrfach angezeigte Bedarf in der Bodendenkmalpflege", betont das Ministerium.

Bezirksheimatpflegerin Kluxen hingegen weist darauf hin, dass beide Bereiche, Boden- und Baudenkmalpflege seit Langem unterfinanziert seien. Beim Bezirk haben sich in den vergangenen Jahren die Antragszahlen mehr als verdoppelt. "Wir haben unsere Mittel dafür von 0,4 auf 0,5 Millionen Euro erhöht. Im kommenden Jahr werden die Ausgaben weiter steigen", sagt Kluxen und hat kein Verständnis, dass der Freistaat seine Pflichtaufgabe so vernachlässige.

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