Färberböck verrät, wie er sich Franken für den "Tatort" nähert

4.2.2014, 08:32 Uhr
Färberböck verrät, wie er sich Franken für den

© BR/Christian Hartmann


NZ: Was assoziieren Sie mit Franken?

Max Färberböck: Im Moment könnte mich Franken ziemlich nervös machen. Die Erwartungen an den „Tatort“ sind ja offensichtlich sehr hoch. Dem zu entsprechen, ist keine leichte Sache, weil 20 verschiedene Menschen im schlimmsten Fall auch 20 verschiedene Filme sehen möchten. Also ist meine erste Assoziation im Moment eine ziemlich dynamische Sache. Ansonsten denke ich an Franken stets als etwas sehr Persönliches: Ich war bei der Familie eines Freundes zu Gast. Tagelang gab es bestes Essen und so viel Geselligkeit, dass ich im Laufe der Jahre immer wieder mit großer Freude daran zurückdenken musste.

NZ: Wie schafft man als Drehbuchautor den Spagat, fränkische Eigenheiten in das Buch mit einzubauen, ohne dabei die gängigen Klischees von „Allmächd“ und „Bradwoschd“ überzustrapazieren?

Färberböck: Indem man weiß, dass man keinen Heimatfilm, sondern einen „Tatort“ dreht. Man muss den regionalen Anteil an solchen Filmen nicht wirklich dreimal unterstreichen. All die äußeren Chiffren sind glaube ich unnötig, wenn man den ansässigen Menschen bei ihren Kleinigkeiten zusieht. Man begibt sich anfangs – beinahe wie ein Journalist – in ein anderes Leben hinein und nimmt dabei alles Mögliche auf. Und wenn man Glück hat, ergibt sich daraus genau das, was einen Film bereichert.



NZ: Worauf wird dann in einem weiteren Schritt beim Dreh als Regisseur zu achten sein?

Färberböck: Dass all das, was wir uns für diese Stadt ausdenken, was wir in ihr finden, genügend Fantasie hat, um – wie bei jedem guten Krimi – die versteckten Türen zu öffnen.

NZ: Sie haben mit Dagmar Manzel schon gedreht, was schätzen Sie an ihr?

Färberböck: Genau das, was ich an allen guten Schauspielern hoch achte, die Fähigkeit, das, was ein Autor geschrieben hat, mit ihrer eigenen Persönlichkeit zu durchleuchten. Dagmar Manzel gehört zu den wirklich großen Schauspielerinnen, die auch das ganz Kleine mit wirklicher Wahrheit erfüllen.

NZ: Was versprechen Sie sich von der Zusammenarbeit mit Frank Markus Barwasser, der zum ersten Mal auf sein schützendes Käppli wird verzichten müssen?

Färberböck: Die Begegnung mit einem künstlerisch sehr empfindsamen und im Denken sehr scharfsinnigen Menschen, der auch hinter der Kamera viel zum Entstehen eines Films beitragen wird. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit.

NZ: Kennen Sie Nürnberg, den ersten Einsatzort des fränkischen Ermittlerteams? Was gefällt Ihnen hier besonders?

Färberböck: Ich kenne Nürnberg als Reisender und bin voller Lust und Laune, mir alles zu erobern, was für unseren Film in dieser Stadt nötig ist. Das hat mit vielen Gesprächen und Recherchen zu tun. Eins ist jetzt schon klar – Nürnberg hat sehr viel mehr zu bieten, als man in einem „Tatort“ verarbeiten kann.

NZ: Genaue Drehorte stehen ja noch nicht fest – aber Nürnberg ist neben mittelalterlichen Gebäuden und moderner Infrastruktur wie am Hafen ja leider auch reich an Überresten aus dem Dritten Reich. Reizt Sie die Idee, die „braune Vergangenheit“ der Franken-Metropole in einem „Tatort“ zu thematisieren?

Färberböck: Nein. Es gibt wohl kaum eine deutsche Stadt, die keine diesbezügliche Vergangenheit hat. Für uns ist es in diesem Fall nicht relevant. Was die Zukunft bringt, kann ich nicht sagen, unsere Geschichte hat genug mit der Gegenwart zu tun.

NZ: Welche Rolle nimmt der „Tatort“ als Sendung in Ihrem Privatleben ein?

Färberböck: So, wie jeder andere Film auch. Ob ich für’s Fernsehen oder Kino arbeite, einen „Tatort“ oder eine Komödie mache, spielt dabei keine Rolle. Ich drehe immer einen Film, und das tut man mit allem, was man so hat.

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