Kultsendung aus Veitshöchheim

"Fastnacht in Franken": Vom Narren-Schiff zum Corona-Gipfel - Söder schaltet sich per Video zu

Elke Graßer-Reitzner

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16.2.2022, 09:58 Uhr
Im Jahr 2014 verkleidete sich Söder zur "Fastnacht in Franken" als Shrek. Mit diesem Kostüm wird er heute aber nicht am Corona-Gipfel teilnehmen.

© David-Wolfgang Ebener, dpa Im Jahr 2014 verkleidete sich Söder zur "Fastnacht in Franken" als Shrek. Mit diesem Kostüm wird er heute aber nicht am Corona-Gipfel teilnehmen.

Das Lampenfieber steigt, die Freude auch: Am Freitag, 18. Februar, strahlt der Bayerische Rundfunk die Kultsendung "Fastnacht in Franken" ab 19 Uhr zwar nicht live aus, doch die Aufzeichnung im unterfränkischen Veitshöchheim soll sich für alle Beteiligten wie auch für die Zuschauer "wie eine Livesendung" anfühlen, verspricht Tassilo Forchheimer, der Leiter des BR-Studios Franken.

"Der Spaß ist da, wir haben uns alle sehr gefreut, dass wir uns wieder treffen können. Und wir sind alle wahnsinnig aufgeregt", offenbart Volker Heißmann von der Comödie Fürth, der zusammen mit Martin Rassau wieder allerlei Blödeleien vom Stapel lassen wird.

Söder mit "dickem Fell"?

Fasching sei ein "inneres Gefühl, das trägt man das ganze Jahr mit sich herum", betont Ines Procter aus Erlabrunn im Landkreis Würzburg, die sich als Putzfrau in die Herzen der Zuschauer geschimpft hat. Kurz vor der Aufzeichnung an diesem Mittwoch hüpft sie in einem getigerten Fellanzug durch die Mainfrankensäle in Veitshöchheim.

Sie hoffe, sagt sie trotzig, dass sich Markus Söder ebenfalls ein "dickes Fell" als Kostüm ausgesucht habe. Denn der bayerische Ministerpräsident hat sein Kommen zur Aufzeichnung zugesagt. Nun soll er gewaltig sein Fett abbekommen, vor allem wegen des Umgangs mit der Kultur in den turbulenten Corona-Zeiten. Und nicht nur er.

Anders als beim Zusammenschnitt von einzelnen Nummern im vergangenen Jahr wird die Aufzeichnung heuer als durchgängige Sendung wie im Live-Format produziert, mit Publikum und Gästen aus Gesellschaft und Politik im Saal. Alle Minister aus dem Freistaat seien eingeladen, sagt Studioleiter Forchheimer, auch die Vorsitzenden der Parteien im Landtag.

Per Video in die Ministerpräsidenten-Konferenz

Doch weil man nur 170 Menschen statt der sonst üblichen gut 600 in die Halle lasse, habe man auch die Prominenz reduzieren müssen. "Die wichtigsten werden da sein", betont Forchheimer, nur sei es eben heuer "noch exklusiver, eine Einladung zu bekommen". Das weiß auch Markus Söder zu schätzen. Er will sich deshalb gleich von Unterfranken aus per Video zur Ministerpräsidenten-Konferenz in die Beratung über die Corona-Lage zuschalten lassen.

Lästermaul Norbert Neugirg von der Altneihauser Feierwehrkapell'n  musste nach 16 Jahren absagen. Seine schräge Blaskapelle durfte wegen der Corona-Auflagen lange Zeit nicht proben.   

Lästermaul Norbert Neugirg von der Altneihauser Feierwehrkapell'n  musste nach 16 Jahren absagen. Seine schräge Blaskapelle durfte wegen der Corona-Auflagen lange Zeit nicht proben.    © Maximilian Albrecht, BR

Die Leute würden sich "wahnsinnig freuen", dass man nach diesen düsteren Zeiten wieder für Gaudi und Klamauk sorge, berichtet Publikumsliebling und Bauchredner Sebastian Reich. "Das ist es, was uns trägt." Und seine Nilpferddame Amanda ergänzt, wegen Corona müsse sie diesmal gar nicht durch die Zuschauerreihen laufen, sie könne ihren Senf auch locker von der Bühne aus dazugeben.

Die Fastnachts-Familie ist also wieder an Bord, mit einer Ausnahme. Die schräge Truppe der Altneihauser Feierwehrkapell'n aus der Oberpfalz wird nach 16 Jahren erstmals nicht mit dabei sein. Die Musikanten um Kommandant Norbert Neugirg haben wegen der Corona-Auflagen zwei Jahre lang nicht trainieren können. Zudem verfügten sie derzeit auch über kein sendefähiges Programm, erläutert Sendungsredakteur Rüdiger Baumann. Deshalb könne man sie erst nächstes Jahr wieder begrüßen.

Als Ersatz für die Oberpfälzer Lästermäuler soll es einen "wunderbaren Beitrag" geben, versichert Marco Anderlik, der Präsident und künstlerische Leiter des Fastnacht-Verbands Franken. Der Verband bringt alle Künstler für die kultige Prunksitzung aus den eigenen Reihen der 335 Mitgliedsvereine hervor.

Von einem närrischen Singspiel als Neuerung ist die Rede, das Einblick in die Redaktionsstuben des "Veitshöchheimer Tagblatts" liefern soll. Auch ein leibhaftiger "Chefredakteur" wird das Wort erheben. Sein Meinungsbeitrag dürfte den anwesenden Politikern sicher zu denken geben.

Im Jahr 1987 wurde die Prunksitzung erstmals live übertragen. Seitdem entwickelte sich die Sendung zur erfolgreichsten des BR überhaupt. Sie wird in allen dritten Programmen ausgestrahlt und erfreut sich inzwischen auch großer Beliebtheit in der Mediathek.

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