Felix Lohkemper: Plötzlich Topscorer beim FCN

10.12.2020, 10:01 Uhr
„Ich bin froh, dass der Trainer mir Vertrauen schenkt": Felix Lohkemper blüht gerade auf.

© David Inderlied, dpa „Ich bin froh, dass der Trainer mir Vertrauen schenkt": Felix Lohkemper blüht gerade auf.

Verpflichtungen wie die von Felix Lohkemper im Mai 2019 ergeben für Außenstehende erst auf den zweiten Blick Sinn. Auf den ersten tauchte da plötzlich ein 24-Jähriger im Sportpark Valznerweiher auf, der zwar schon seit seiner Jugend als großes Talent galt, im Erwachsenen-Fußball aber bis dahin die eine oder andere Erwartung enttäuscht hatte. Auch seine eigene.

Beim VfB Stuttgart stürmte Felix Lohkemper als Teenager unter anderem neben Timo Werner und vor Joshua Kimmich, später in Hoffenheim und Mainz noch nur für die jeweils zweite Mannschaft. Mit dem 1. FC Magdeburg stieg er 2017/18 in die zweite Bundesliga auf, wo er neun Scorerpunkte schaffte. Sechs Tore, drei Torvorlagen. Nach 29 Spielen. Aktuell hat er acht Scorerpunkte. Vier Tore, vier Torvorlagen. Nach zehn Spielen. So etwas nennt auch sein Trainer einen "Lauf".

Irgendetwas ist passiert mit Felix Lohkemper oder vielmehr in seinem Kopf. Infolge seines wunderbaren Premieren-Treffers im Club-Trikot gegen Darmstadt 98 und jedes weiteren wuchs das Selbstbewusstsein mindestens exponentiell. Nach einem ersten Jahr in Nürnberg, in dem er kein Bein auf den Boden gebracht hatte. Etwa 350 Einsatzminuten in knapp zwölf Monaten. Sollte er am Sonntag im Heimspiel gegen die Würzburger Kickers dabei sein, hätte er schon nach knapp einem Drittel der neuen Saison doppelt so viele wie in der kompletten alten.

Binnen weniger Wochen vom Ergänzungsspieler zur unverzichtbaren Stammkraft: Lohkemper weiß, bei wem er sich zu bedanken hat. "Ich bin froh, dass der Trainer mir Vertrauen schenkt, das ist für jeden Spieler wichtig", sagt er, "für Stürmer aber ganz besonders." Für den Badener noch mehr, da es für ihn ja bis zum Juli eher suboptimal gelaufen war, eigentlich überhaupt nicht, auch wegen der einen oder anderen Verletzung.

So etwas wie den Druck der vielleicht schon letzten Chance in seiner Karriere, den Druck, es jetzt endlich packen zu müssen, den spürt Lohkemper eigentlich nicht. Weil er weiß, dass nicht jeder langjährige Juniorennationalspieler automatisch für die Bundesliga oder Champions League gesetzt ist. Experten kennen seinen Namen, aber eben auch unzählige andere Namen. Als Hypothek empfindet er die frühe Berühmtheit trotzdem nicht.

"Schon in der Nationalmannschaft und beim VfB habe ich mit einigen zusammengespielt, die jetzt ganz weit oben sind", sagt Lohkemper, "es gibt aber mindestens genauso viele, mit denen ich zusammengespielt habe und die es nicht geschafft haben." Horst Hrubesch, einer seiner Auswahl-Trainer, habe ihn schon vor einigen Jahren gewarnt: "Dass ich wahrscheinlich ein Spieler werde, der nicht direkt mit 18, 19 Bundesliga spielen wird, dass mein Weg etwas länger dauern kann."

Warum genau, kann Lohkemper nicht sagen. "Bei dem einen dauert’s länger, beim anderen kürzer", mit 25 ist er jetzt aber wohl so gut wie noch nie. Mit seinen Sprints in die Tiefe schafft er immer wieder Räume, auch für den anderen da vorn. Dass er von Manuel Schäfflers Präsenz und mannschaftsdienlicher Schufterei enorm profitiert, ist aber ebenfalls augenscheinlich. Nicht nur in Osnabrück und Paderborn, wo ihm der Mittelstürmer jeweils einen Treffer auflegte, in Sankt Pauli legte Lohkemper für Schäffler auf.

"Ich weiß nur, dass wir gerade sehr gut harmonieren", sagt Lohkemper, "es macht gerade sehr viel Spaß, um ihn herumzuspielen." Im Zentrum fühlt er sich ohnehin am wohlsten, kommen seine Stärken am besten zur Geltung. Als da wären: die Zielstrebigkeit, das Tempo, der Abschluss. Luft nach oben hat er dennoch: "Bälle sichern, sauber klatschen lassen, da geht noch einiges", sagt Lohkemper, natürlich bin ich nicht fertig und habe noch viel Potenzial, um mich zu verbessern."

Damit seine Verpflichtung eines nicht mehr allzu fernen Tages auch auf den ersten Blick richtig Sinn macht.

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