Feuchtwangen: Eine Stadt als Bühne für Wanderreporter

7.8.2019, 06:00 Uhr
Feuchtwangen: Eine Stadt als Bühne für Wanderreporter

© Foto: Matthias Kronau

Zu den Neuerungen der diesjährigen Tour gehört, dass die Wanderreporter in einigen Städten einen ganzen Tag bleiben dürfen. Also freute ich mich auf Feuchtwangen. Einfach mal ein wenig Spazierreporter sein in der Stadt der Kreuzgangfestspiele. Dachte ich. Es kommt anders.

Das liegt an Maria Wüstenhagen. Die Kulturamtsleiterin hat mir ein Programm zurechtgelegt, dass dem Wanderreporter einige Kilometer abverlangt quer durch die 12.000-Einwohner-Stadt. Wüstenhagen ist mit verantwortlich für die Kreuzgangfestspiele und freut sich, dass in den vergangenen Jahren mehr Personal für die und Durchführung dieser überregional bekannten Festspiele zur Verfügung steht. "Wir haben rund 160 bis 170 Vorstellungen, die allermeisten zwischen Mai und Mitte August."


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Feuchtwangen stemmt das, profitiert aber auch enorm. Ohne Festspiele wäre Feuchtwangen wohl nicht das, was es ist. Trotz ihrer kleinen, aber feinen Altstadt. Denn da sind ja noch Rothenburg und Dinkelsbühl ganz in der Nähe.

Momentan laufen die Festspiele, und da ist was los in der Stadt. Ich wandere zu Johannes Kaetzler, dem Intendanten. Der wohnt sieben Monate in Hamburg und fünf in Feuchtwangen. Auf die Frage, ob es ihm schwerfalle, bald wieder in die Hansestadt zurückzumüssen, meint er diplomatisch: "Ich habe innere Berührungspunkte zu Feuchtwangen und zu Hamburg." Die Stadt freut sich, dass Kaetzler jüngst seinen Vertrag als Intendant verlängert hat.


Matthias' letzte Etappe nach Schillingsfürst zum Nachlesen


Dann darf der Wanderreporter mal Platz nehmen, und zwar als Zuschauer beim Kinderstück "Der Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete". Fast gerührt schaue ich zu und fühlte mich in die Kindheit zurückversetzt.

Wenige Minuten nach dem umjubelten Auftritt ist Kasperl Konstantin Krisch schon wieder fit für eine Wanderung zu seinen Lieblingsorten in der Stadt. Der Berliner Schauspieler zeigt mir die Johanniskirche, den Pfarrgarten, den Rathausgarten, den Kreuzgang im alten Kloster natürlich und das Café Karg. "Abends kann man hier den Kollegen bei einem kühlen Kaltgetränk bei der Arbeit zuschauen", scherzt Krisch. Drinnen im Café kann man tatsächlich in den Klosterhof blicken, wo die Festspiele stattfinden.


Die Sulzach als plätschernder Begleiter des Wanderreporters


Abends platze ich in der Schranne in eine Probe zum "Großen Spiel". Feuchtwangen feiert heuer 1200. Geburtstag, und deswegen wird am Sonntag, 18. August, ein großes Spektakel am Marktplatz aufgeführt. Es geht um den Dreißigjährigen Krieg, "und wir fahren alles auf, was so geht: Videoprojektion, Pyrotechnik, Feuereffekt, Musik, Tanz, Wrestling", verrät Regisseur Alexander Ourth. Leidler sind die Wanderreporter am 18. August schon lange nicht mehr in Feuchtwangen, denn sie sind ja eine Art Regionalbewegung.

Matthias' Highlights im Video:

Diesen Begriff lerne ich von Heiner Sindel, der eine spannende Initiative mit genau diesem Namen gegründet hat (www.regionalbewegung.de). Es geht um regionale Wirtschaftskreisläufe, und warum die elementar wichtig sind, auch im Kampf gegen Umweltzerstörung und Klimawandel. Spannendes Thema.

Dass Westmittelfranken eine reiche Geschichte hat, zeigt mir Susanne Klemm im "Fränkischen Museum". Warum kannte ich das bisher nicht? Toller Bau, tolle Ausstellung. Aktuell gerade: "Zeitreisen – Feuchtwangen in 100 Objekten."

Ein ganzer Tag in Feuchtwangen, so erkenne ich, ist zu wenig. Irgendwann komme ich wieder.


Wer auf den Spuren der Wanderreporter viel entdecken möchte, aber wenig Zeit hat, kann auch das Fahrrad nehmen: Der VGN-Freizeittipp "Rad-Romantik an der Wörnitz" beinhaltet Kultur und Natur auf mäßig anstrengenden Wegen. Die Tourenbeschreibung steht inklusive GPS-Daten zum Download bereit.
 
Wer mit der S-Bahn nach Dombühl fährt, sollte auch die Baustelle am Bahnhof betrachten. Hier entsteht ein Café und ein Dorfladen. Die Gemeinde engagiert sich hier stark, weil es Läden im Ort kaum noch gibt. Für Kommunalpolitiker ein interessantes Projekt. Bürgermeister Jürgen Geier hofft übrigens, dass die S-Bahn irgendwann bis Crailsheim fährt.
 
Wanderwege gibt es in der Frankenhöhe natürlich zuhauf: Jakobsweg, Main-Donau-Weg, Via Romeo, Wasserscheideweg, viele spannende Routen des Fränkischen Albvereins. Da gilt es auszuwählen, und trotz guter Kennzeichnung gilt: Gute Wanderkarte bleibt Pflicht.
 
Nicht extra deswegen hinfahren, aber wer ohnehin in der Gegend wandert, könnte diesen netten Ort besuchen: den Luitpoldsbrunnen oberhalb von Bortenberg. 1911 errichtet, ist es ein beschaulicher Verweilort mitten im Wald.

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