100 Tage im Amt: Steffen Lipfert legt in Pretzfeld hohes Tempo vor

26.8.2020, 15:36 Uhr
100 Tage im Amt: Steffen Lipfert legt in Pretzfeld hohes Tempo vor

Einräumen muss er allerdings, dass das "vorgelegte Tempo" nicht immer umsetzbar sei. "Ich versuche, zusammen mit dem Gemeinderat viel zu erreichen, eventuell bin ich da manchmal etwas zu schnell, das hat der Verlauf der ersten Sitzung nach der konstituierenden Sitzung gezeigt." Da hatte der Gemeinderat einen Vorschlag Lipferts zur Durchführung eines Änderungsverfahrens für die Fortschreibung des Flächennutzungs- und Landschaftsplans vorerst abgelehnt.

Gerhard Mühlhäußer argumentierte damals, dass das Anliegen berechtigt sei, es gäbe aber noch ältere Projekte, die abgearbeitet werden müssen. Es hieße doch immer, die Verwaltung sei überlastet.

In weiser Voraussicht

Daraus hat der 45-Jährige gelernt: "Wir wollen niemand überfordern, weder in der Verwaltung noch im Gemeinderat." Lipfert ist Bauingenieur und kommt aus der Verwaltung, war zehn Jahre Bauamtsleiter in Ebermannstadt und zuletzt Geschäftsführer des "Zweckverband zur Wasserversorgung der Eggolsheimer Gruppe". Im Wahlkampf hatte er, wie alle anderen vier Bürgermeisterkandidaten auch, den Sparkurs der vergangenen Jahre kritisiert, nicht aber die Verwaltung, der er jetzt vorsteht. Dies wohl in weiser Voraussicht.

Die Verwaltung in Pretzfeld ist sehr klein, "da hat jeder Mitarbeiter schon viele Zuständigkeiten, das sieht man erst, wenn man im Rathaus ist. Die Komplexität ist sehr hoch, Ausfälle sind schwer zu verkraften", sagt der Bürgermeister zu den Eindrücken in seiner unmittelbaren Arbeitsumgebung aus den ersten 100 Tagen. Geholfen haben ihm die Erfahrungen aus seinen vergangenen Tätigkeiten beim Einstieg in das Pretzfelder Rathaus aber schon, "denn die bekannten Strukturen und die Zuständigkeiten sorgten dafür, dass ich im Micro-Kosmos Rathaus schneller angekommen bin".

"Das Wochenende beginnt eben nicht am Freitag"

Auch wenn es Corona bedingt in den ersten Wochen nur eine überschaubare Anzahl an Außenterminen gab, "der zeitliche Aufwand ist schon höher als zuvor. Das haben wir aber zuvor in der Familie besprochen. Das Wochenende beginnt eben nicht am Freitag, auch am Samstag und Sonntag stehen Termine an". Dafür können sich seine Frau Marion und die beiden Töchter ab und zu über ein gemeinsames Mittagessen freuen.

Lipfert vermittelt den Eindruck, dass da jemand auf dem Chefsessel seiner Heimatgemeinde sitzt, der am Ziel seiner beruflichen Ambitionen angekommen ist. "Die Arbeit hier macht mir sehr viel Spaß, es war die richtige Entscheidung, auch für meine Familie. Der Dialog mit den Bürgern hilft mir, kleine und große Dinge anzugehen und in ihrem Sinne zu gestalten", resümiert er. Und weiter: "Ich habe mir das Amt so ähnlich auch vorgestellt, so kann es weitergehen." Weitergehen in der Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat soll es nach seinen Vorstellungen Ende September mit einer Ratsklausur. "Da müssen wir Themen herausfokussieren und alle auf die gleiche Flughöhe bringen", sagt Lipfert in Anbetracht von sieben neuen Mitgliedern im Gemeinderat. Die Arbeit dort sei ohnehin eine außergewöhnliche, "denn mit acht vertretenen Gruppierungen sind wir Rekordhalter in der Region".

Platz wird aufgewertet

Die fachliche Arbeit im Gemeinderat wird sich in den kommenden Jahren stark um das Thema Infrastruktur drehen. Daneben sollen aber auch andere Projekte angestoßen werden. Dass dies zügig geschieht, davon können sich die Bewohner im Gemeindeteil Wannbach überzeugen. Der Platz gegenüber dem Gasthaus Mühlhäußer, auf dem früher die alte Synagoge stand, wird derzeit mit Unterstützung des Feuerwehrvereins aufgewertet. Neben einem Gedenkstein sollen dort auch Bäume angepflanzt werden.

Und welche Vision hat er? Was würde er in seiner Amtsperiode gerne umsetzen? Lipfert möchte "einen aktiven Beitrag des ländlichen Raums und damit auch von Pretzfeld für den Klimaschutz und mehr Nachhaltigkeit". Umgesetzt werden könne dies in einem ersten Schritt durch die Umrüstung der Gemeindegebäude, um sie klimaneutral und regenerativ zu beheizen. Was bleibt, ist die Abstimmung mit dem Gemeinderat über das Tempo der Realisierung.

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