226 Zweitimpfungen: Hochbetrieb im Forchheimer Impfzentrum

15.2.2021, 06:00 Uhr
226 Zweitimpfungen: Hochbetrieb im Forchheimer Impfzentrum

© Foto: Jana Schneeberg

"Guten Morgen", begrüßt die Dame vom Sicherheitsdienst den betagten Herren vor ihr. Laut und deutlich fragt sie ihn: "Verraten Sie mir Ihren Namen?" Auf einem Klemmbrett in ihrer Hand liegen mehrere Blätter, eng beschrieben mit Namen und Adressen. Wer seinen Namen genannt hat, wird abgehakt und darf ins Impfzentrum eintreten. "Würden Sie sich bitte die Hände desinfizieren", fordert sie die Wartenden noch auf und wendet sich schon den nächsten zu.

Der Ablauf ist immer gleich. Und schon bei den ersten Terminen, die im Forchheimer Impfzentrum angeboten wurden, hat sich eine Schwachstelle gezeigt: Die Registrierung, für die eigens zwei Schalter im Eingangsbereich errichtet wurden. Dort wurden Patientendaten abgeglichen und nach dem Befinden befragt. Das Problem: "Die Leute mussten im zugigen Eingangsbereich warten, am Schalter stehen und von Privatsphäre konnte auch keine Rede sein", erklärt Weiß. Als er mehr als einmal den Angehörigen eines Hochbetagten fragen gehört habe: "Vater, soll ich dir deinen Sauerstoff bringen?", war für ihn klar, dass sich das ändern muss. Datenabgleich und Anamnese werden deshalb jetzt im Arztzimmer erledigt.

Damit die Leute dorthin finden wurde ein neuer Posten geschaffen: der "Wusler" – ein Begriff, den sich das Team des ASB ausgedacht hat. "Der Wusler wuselt hier unten hin und her und verteilt die Patienten auf die Arztzimmer", erklärt Weiß. Wer eine Gehhilfe braucht, wird in den barrierefreien Gang nach rechts geschickt. Wer Treppen steigen kann, geht linksherum in den ersten Stock, wo es weitere Impfzimmer gibt.

An diesem Samstag ist eine Arzthelferin aus der Praxis von Dr. Reinhard Niebler aus Kunreuth die "Wuslerin". Der Allgemeinarzt hat für seine Patienten die Termine im Impfzentrum organisiert und ist selbst mit seinem Team vor Ort: Neben fünf Arzthelferinnen ist ein zweiter Arzt dabei. Das Gute: Sie kennen ihre Patienten und wissen von Vorerkrankungen. Das schafft Vertrauen und erhöht die Bereitschaft, sich impfen zu lassen. So freut sich Dr. Niebler über eine Quote von fast 90 Prozent.


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"In den ersten Wochen hielten wir es genau deshalb für eine gute Idee, mit den örtlichen Hausarztpraxen zusammenzuarbeiten", erklärt Weiß. Doch die Realität, vor allem der Mangel an Impfstoffen und der Fairness-Gedanke, habe das Team nach einigen Durchläufen vorerst davon abrücken lassen. Die Kooperation mit den Gemeinden, die seit Ende Januar laufe, sei in dieser Hinsicht besser. 

Vertragen haben die Patienten die erste Impfung in der Regel gut. "Bei der zweiten könnten ein, zwei Tage Grippe-Symptome dazu kommen", erklärt Dr. Reinhard Niebler gerade einem seiner Patienten. Er springt an diesem Vormittag zwischen zwei Arztzimmern hin und her, klärt kurz über Nebenwirkungen auf, verabreicht die Spritze und warnt: "Bis der volle Impfschutz eintritt, dauert es noch etwa eine Woche. Die Maske müssen Sie aber trotzdem tragen, bis geklärt ist, ob Sie noch Überträger sein können." Dann überreicht er dem Patienten den Impfpass und schickt ihn kurz ins Nebenzimmer, wo er noch etwas warten soll.

Auch die Mutter von Waltraud Weisel aus Wiesenthau hat dort Platz genommen. "Ich bin froh, dass meine Mutter dieses Angebot nutzen kann", sagt sie. Für sie war es selbstverständlich, die 83-Jährige, die noch allein lebt, zum Termin zu begleiten. "Man darf die alten Menschen nicht allein lassen", meint sie. Doch gibt sie auch zu, dass sie noch nicht wisse, ob sie die Impfung für sich selbst wolle. "Mit dieser Entscheidung möchte ich noch warten." Sagt es, hakt ihre Mutter unter den Arm und kündigt an: "Komm, jetzt gehen wir. Zu Hause gibt es Weißwürste."

Der Prozess rund um die Impfung dauert nicht länger als ein paar Minuten. Dennoch kommt es bei den vielen Patienten an diesem Vormittag zu Wartezeiten. Dafür sorgen auch technische Probleme: Wenn zum Beispiel einer der Drucker streikt.

Der Kunreuther Arzt Reinhard Niebler ist trotzdem überzeugt vom System: "In einer Hausarztpraxis wie unserer wäre das in dem Umfang und in der Kürze der Zeit nicht umsetzbar." Er weiß aber auch: "Wenn die nächste Prio-Gruppe an der Reihe ist und sich die Verfügbarkeit des Impfstoffs hoffentlich bis dahin erhöht hat, kann es nur funktionieren, wenn wir alle zusammen arbeiten." Die Kooperation mit den Gemeinden sei hier beispielgebend. "Aber ich weiß auch, dass viele meiner Kollegen in den Startlöchern stehen." Da müsse es logistisch weitere Überlegungen geben.

Damit beschäftigt sich auch der Leiter des Impfzentrums in enger Absprache mit dem Landratsamt, das den ASB und das Ärztenetzwerk UGeF mit dem Betrieb des Impfzentrums beauftragt hat. Doch jetzt, wo die 226 Zweitimpfungen fast vollständig verabreicht sind, muss er erst einmal an den Nachmittag denken. "Heute führen wir die ersten 150 Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff durch." Auch am Sonntag stehen weitere Termine an.

Kontakt zum Impfzentrum: (0 91 91) 9 50 46 06 oder termin.impfzentrum@ugef.com. Online-Registrierung unter: impfzentren.bayern.de


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