250 Sachbeschädigungen im Jahr: Forchheim kämpft gegen Vandalismus

29.1.2020, 08:00 Uhr
250 Sachbeschädigungen im Jahr: Forchheim kämpft gegen Vandalismus

© Foto: Edgar Pfrogner

Kurz vor Weihnachten zerstörten laut Polizeibericht "zwei unbekannte männliche Jugendliche" mutwillig eine Sitzbank an der Bushaltestelle am Paradeplatz (wir berichteten).

Die Bank ist Teil des Konzepts "Visuelle Visitenkarte", das seit 2017 für ein schönes und einheitliches Stadtbild sorgen soll. Zuletzt wurden neue Bänke in der Hauptstraße aufgestellt. Jede einzelne ist rund 1000 Euro wert. "Ein solcher Vandalismus ist schon sehr ärgerlich, erst recht, wenn die Gegenstände neu sind", sagt Klaus Bartosch, Leiter des städtischen Bauhofs. Und wenn Bürger gefährdet werden: "Wenn Gullydeckel angehoben werden, wird es richtig gefährlich, da habe ich überhaupt kein Verständnis", betont Bartosch, der sich noch an weitere üble Vorfälle erinnert.

Doch zunächst: Was fällt eigentlich alles unter Vandalismus? Der Begriff hat seinen Ursprung in der Plünderung Roms durch den Germanenstamm der Vandalen im Jahr 455 nach Christus. Im Strafrecht gibt es den Begriff Vandalismus gar nicht. Häufig handelt es sich um Sachbeschädigungen, die die Polizei ahndet. Der Tatbestand: vorsätzliches Beschädigen oder Zerstören fremden Eigentums, meist in der Öffentlichkeit.

Sachbeschädigungen als vierthäufigste Straftat

Die Polizeiinspektion Forchheim hat 253 Strafanzeigen zu Sachbeschädigungen im Jahr 2018 aufgenommen. Das entspricht Platz vier der am meisten in Forchheim verübten Straftaten hinter 637 Diebstählen, 392 Körperverletzungen und 285 Betrugsdelikten.

Für 2019 liegt noch keine offizielle Zahl vor. "Es zeichnet sich aber eine leichte Steigerung an Sachbeschädigungen ab", sagt Robert Schaffranietz, stellvertretender Dienststellenleiter in Forchheim. In einem Drittel aller Fälle handelt es sich um das Beschädigen von Autos. Danach folgen: Sachbeschädigungen auf Straßen, Wegen und Plätzen; durch Graffiti, gemeinschädliche Sachbeschädigungen – zum Beispiel von Denkmälern, Kunst sowie Gegenständen von öffentlichem Nutzen oder religiösen Zwecken – sowie Sachbeschädigungen durch Brandlegung.

Sachbeschädigungen seien oft Beziehungstaten im privaten Umfeld oder unter Nachbarn: "Das kommt in allen Altersgruppen vor", sagt Schaffranietz.

Anders ist das bei Graffiti. "Dabei handelt es sich um eine typische Jugendstraftat, die in der Mehrzahl von Jungs begangen wird", erklärt er. Generell sei die Aggressivität bei Männern höher, das äußere sich auch in den Kriminalstatistiken.

Zwei örtliche Schwerpunkte

"Die Täter agieren meist im Schutze der Dunkelheit", sagt Schaffranietz. Die Polizei macht zwei örtliche Schwerpunkte aus: Innenstadtbereich und Forchheimer Norden beziehungsweise Nordosten. Schulen bilden keinen Schwerpunkt: "Die Täter können Wut, Ärger oder Frust nicht friedlich im Gespräch abbauen. Vielmehr lassen sie ihre Aggressionen an fremdem Eigentum aus."

Der Polizist weist auch auf die enthemmende Wirkung von Alkohol und Betäubungsmitteln hin: "Allein während des Annafests wurden heuer 16 Sachbeschädigungen angezeigt."

Auch die Stadt erstattet immer wieder Anzeigen bei Vandalismus. "Ich erinnere mich noch an das Hakenkreuz, das vor wenigen Jahren an der Autobahnbrücke hinter dem Ehrenbürg-Gymnasium aufgesprüht worden war", so Bartosch. Manchmal handele es sich um einzelne, spontane Handlungen, zum Beispiel in Park- oder Grünanlagen. Immer mal wieder häuften sich die Vorfälle, nähmen dann aber auch wieder ab.

Zerborstene Lampen, mit Klorollen zum Überlaufen gebrachte öffentliche Toiletten, aufgesprühte Schriftzüge, zerschlagene Flaschen oder "auch ekelige Dinge, die ich gar nicht aussprechen möchte", wie Bartosch sagt: Die Liste und Vielfalt der Vorfälle ist lang. Im letzten halben Jahr hätten sich Sachbeschädigungen immer wieder auf die Birkenfelder Straße, vom Friedhof in Richtung Kanal und auf die Nähe der Bahnschienen konzentriert.

Auch die Deutsche Bahn kennt einige Fälle von Vandalismus. "Forchheim bildet aber keinen Schwerpunkt", teilt ein Bahnsprecher mit. Lokale Zahlen würden nicht erfasst, bundesweit beliefen sich solche Schäden 2018 auf Kosten in Höhe von 38 Millionen Euro. Vandalismus allgemein nahm zuletzt leicht ab, die Fälle von Graffiti zu. Für die Reinigung eines Nahverkehr-Triebwagens benötigten zwei bis drei Fachkräfte einen ganzen Arbeitstag. Die Neulackierung eines Triebwagens koste bis zu 30 000 Euro und dauere sieben Tage. Verstärkt wird deshalb bundesweit auf Schutzlacke und -folien sowie Wachpersonal gesetzt.

250 Sachbeschädigungen im Jahr: Forchheim kämpft gegen Vandalismus

© Foto: Stadt Forchheim

Die Stadt Forchheim versucht ebenfalls, sich besser gegen Vandalismus zu wappnen. "Wir haben spezielle Lampen, auf denen kein Graffiti hält, und Beschichtungen auf den Mülleimern in der Hauptstraße", sagt Bauhof-Leiter Klaus Bartosch. Bei Gläsern wird auf äußerst harte Varianten gesetzt. "Allerdings muss man sagen: Wenn jemand wirklich etwas mit Gewalt kaputt machen möchte, dann schafft er es auch."

Die Schäden am Bike-Park wurden im Herbst gleich soweit behoben, dass keine Verletzungsgefahr bestand und der Park weiterhin genutzt werden konnte. Umfassende Ausbesserungsarbeiten sind laut Streckenbetreiber im Frühjahr 2020 geplant. Die Kosten trägt die Stadt, also die Allgemeinheit.

Keine Kommentare