300 Bürger zeigen in Forchheim Flagge gegen Rechts

11.2.2012, 14:11 Uhr

Die Neonazis waren von Polizei und Ordnungsbehörden in einen abgesperrten Bereich vor der „Alten Wache“ verwiesen worden. Kurz nach 13 Uhr waren rund 40 Rechte gekommen — fast nur junge Männer —, um ihre Versammlung abzuhalten.

Schon ab 11 Uhr hatten sich Gegendemonstranten im Bereich zwischen Gasthaus Schwane und Sport Wolf getroffen. Vertreten waren vor allem Teilnehmer des Bündnisses „Bunt statt braun“, auch ein Dutzend Mitglieder des Bürgerforums Gräfenberg waren nach Forchheim gekommen.

Udo Schönfelder vom „Bündnis gegen Extremismus jeder Art“ verteilte Informationsmaterial gegen Rechtsextremismus. Von seinem Bündnis hatten nur wenige Mitglieder den Weg zum Paradeplatz gefunden. Geschlossen gekommen waren die Forchheimer Stadträte der Freien Wähler, der Grünen Liste sowie zahlreiche SPD-Vertreter.

Schönfelder betonte gegenüber den NN erneut die Distanz zum anderen Bündnis, weil diese sich seiner Meinung nach von linken Strömungen nicht deutlich genug abtrennten.

Nüchtern brachte Ilgar Coskun von der moslemischen Gemeinde, der auch dem Moscheeverein vorsteht, diesen Zwist auf den Punkt: „Uns ist das egal, wir unterstützen alle, weil wir mit unserem gesunden Menschenverstand etwas gegen die Rechten tun müssen.“ Der Türkische Kulturverein und der Moscheeverein hatten zu Gegendemonstration auf dem Paradeplatz aufgerufen, ebenso wie zahlreiche andere Organisationen. So waren auch Dutzende ausländischer Mitbürger gekommen, um im Herzen der Alstadt gegen Rechts Flagge zu zeigen. Sie gehörten zu den lautstärksten Gegendemonstranten, als die NPD-Anhänger schließlich eingetroffen waren.

Aufmerksam gemacht auf die Veranstaltung hatte auch die Realschule am Freitag per Durchsage. So hatte der elfjährige Felix aus Forchheim seinen Papa in die Innenstadt geschleppt, um gegen die NPD-Organisation zu demonstrieren: „Mir war das wichtig, ich wollte hier sein“, diktierte er dem Reporter in den Block.

Mut hatte auch ein Lehrer der örtlichen Ritter-von-Traitteur-Schule gezeigt. „Denken hilft“ stand auf seinem selbst gemalten Plakat, das er vor dem Leib trug — ironisierend in Fraktur geschrieben, ebenso ein Button an seiner bunten Strickmütze. Er wollte sich in die Absperrung inmitten der Rechtsradikalen stellen. Die Polizei riet ihm von der Mutprobe dringend ab. Später hielt er sein Plakat über die Absperrung den Neonazis entgegen.

Auf Einladung hatte auch Oberbürgermeister Franz Stumpf kurz ins Mikrophon des Bündnisses „Bunt statt braun“ gesprochen. Er bedankte sich bei den Gegendemonstranten, dass diese ihren Samstagvormittag opferten, „damit das braune Gedankengut nicht wieder fröhliche Urstände feiert“.

Nach etwa zwei Stunden zogen die Rechtsradikalen, begleitet von der Polizei, wieder in Richtung Bahnhof ab und verließen die Stadt.

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