40 Jahre im Forchheimer Jugendamt: Dagmar May geht in den Ruhestand

17.11.2020, 07:00 Uhr
40 Jahre im Forchheimer Jugendamt: Dagmar May geht in den Ruhestand

© Foto: Jugendamt Forchheim

Mit 63 Jahren ist sie nun am 1. Oktober in die Freistellungsphase ihrer Altersteilzeit gegangen und sagt rückblickend: "Ich gehe mit einem guten Gefühl. Es gab einige Herausforderungen, die wir bewältigen mussten, aber die haben wir gemeinsam, im Team, gemeistert."

Der Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung, der 2013 eingeführt wurde, war so eine Herausforderung. Dagmar May und ihre Mitarbeitenden reagierten darauf, indem sie die Kindertagespflege im Landkreis massiv ausbauten. "Wir wussten ja, dass die Kommunen zu diesem Zeitpunkt viel zu wenig Plätze in ihren Kindertagesstätten anbieten konnten", erinnert sie sich. Deswegen setzte sie zusätzlich auf Tagesmütter und -väter und auf die persönliche Vermittlung im Einzelfall. "Wenn jemand keinen Platz bekam, dann haben wir mit ihm zusammen gesucht." Es war der richtige Ansatz: "Tatsächlich haben wir bis heute keine einzige Klage bearbeiten müssen", freut sich die ehemalige Jugendamtsleiterin.

Mit einem ähnlichen Gefühl blickt sie auch auf die Situation der minderjährigen Flüchtlinge, die 2015 in den Landkreis kamen. Auch dies war "eine große Aufgabe für uns". Innerhalb kürzester Zeit galt es, geeignete Immobilien zu finden, ebenso Betreuer für die Jugendlichen, die ja alle kaum Deutsch konnten. Dazu Security, Catering, Deutschunterricht, Alphabetisierungskurse, Vormundschaften. Vieles musste organisiert werden. "Es war eine herausfordernde Zeit, aber unterm Strich ist es gut gelaufen", sagt Dagmar May heute.

40 Jahre im Forchheimer Jugendamt: Dagmar May geht in den Ruhestand

© Foto: Jana Schneeberg

Herausforderungen wie diese konnte sie auch bewältigen, weil sie in den Jahrzehnten zuvor vielfältige Erfahrungen im Jugendamt sammeln konnte. Nach ihrer Ausbildung im gehobenen Verwaltungsdienst und einer kurzen Zeit im Landratsamt Bamberg war sie im Februar 1980 ans Forchheimer Jugendamt gewechselt. "Im Studium wurde die Jugendhilfe nur marginal gestreift, da musste ich mich erst einmal ganz schön einarbeiten", erinnert sie sich.

Das tat sie in ihrer Dienstzeit gleich mehrfach. "Angefangen habe ich im Bereich Pflegschaft und Vormundschaften, aber ich habe im Laufe der Jahre eigentlich in allen Bereichen der Jugendhilfe gearbeitet, die es gibt."

Diese große Bandbreite an Wissen habe ihr geholfen, als sie 2009 die Leitung des Amtes übernahm. Es half vor allem auch im sensibelsten Bereich der Jugendarbeit: der Beurteilung des Kindeswohls in den verschiedenen Einzelfällen.

"Mit diesen Fällen umzugehen, ist wohl die größte und andauerndste Herausforderungen für die Mitarbeitenden des Jugendamtes", sagt May, die selbst Mutter von zwei Kindern ist, und fügt an: "Man kann eben nicht durch Wände durchschauen." Der Umgang mit Familien in schwierigen Situationen erfordere Fingerspitzengefühl, viel Professionalität und ebenso viel Erfahrung sowie einen wachen Blick.

Dass ihre Mitarbeiter im allgemeinen Sozialdienst mit all dem ausgestattet waren, dafür wollte sie als Chefin immer sorgen. Also kämpfte sie auch für die personelle Ausstattung in diesem Bereich: "Ab 2011 haben wir hier massiv aufstocken können", erklärt sie. Gleiches galt für die fachliche Eignung. "Die Kollegen sind in Teams aufgeteilt und in jedem ist eine Fachkraft mit einer Zusatzausbildung zum Umgang mit Kindeswohlgefährdung."

Familien unterstützen

Dabei will sie rückblickend auch festhalten: Das Jugendamt habe einen schlechten Ruf, weil es oft damit in Verbindung gebracht werde, wenn Kinder aus ihren Familien geholt werden: "Aber unsere erste Aufgabe war und ist, die Familien zu beraten und zu unterstützen", erklärt die ehemalige Leiterin. Sie habe daher immer versucht, auch den vorbeugenden Charakter auszubauen und mehr in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken: Die Familienstützpunkte seien so etwas, genauso der Elterntalk oder der Aufbau der Koki, der Beratungsstelle für Schwangere und Eltern von Kleinkindern.

Was sie besonders stolz macht: Bei all dem wusste May ihre über 50 Mitarbeiter hinter sich: "Wir haben ein gutes Miteinander. Vieles konnten wir auf den Weg bringen, weil alle an einem Strang gezogen haben." Nun hofft Dagmar May, dass das auch ihrer Nachfolgerin Kathrin Tisciaj gelingen wird, denn Herausforderungen werde es noch viele geben. Organisatorisch zum Beispiel die Digitalisierung und die damit verbundene Umstellung auf die elektronische Akte. Inhaltlich der Rechtsanspruch auf die Betreuung von Grundschulkindern, der 2025 kommen soll.

Das überlässt sie gern ihrer Nachfolgerin und freut sich selbst auf den Ruhestand. "Vor allem darauf, mir den Tag selbst zu strukturieren und so einige Hobbys zu reaktivieren, für die bisher wenig Zeit war." Wandern zum Beispiel, Tanzen mit ihrem Mann, Reisen, wenn es wieder möglich ist, und Zeit mit ihren Enkelkindern verbringen.

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